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Jan Fabel 01 - Blutadler

Titel: Jan Fabel 01 - Blutadler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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einen Grund zu morden, der sich von dem Vergnügen oder der Erfüllung unterscheidet, die er aus der Tat bezieht?«
    »Ganz genau.«
    »Nicht sehr wahrscheinlich, aber vorstellbar.«
    Die Tür des Konferenzzimmers öffnete sich. Maria Klee kam mit einem dicken Ordner herein und entschuldigte sich für ihre Verspätung. Allerdings wirkte sie keineswegs zerknirscht, sondern eher ein wenig selbstzufrieden.
    Fabel wartete eine Sekunde lang, bevor er fortfuhr. »Wir müssen unbedingt mehr Fakten ermitteln und tiefer vordringen. Als Erstes müssen wir Klugmann finden und feststellen, was er uns vorenthält. Wenn eine Verbindung zwischen den Opfern besteht, müssen wir sie herausfinden. Gibt es irgendeine Spur von ihm?«
    »Nein, Chef. Tut mir Leid«, antwortete Anna Wolff. »Klugmann versteht sich offenbar darauf unterzutauchen. Wir überwachen seine Freundin Sonja Brun ununterbrochen, aber er hat bisher nicht versucht, Kontakt aufzunehmen.«
    Fabel strich sich mit Daumen und Zeigefinger übers Kinn. »Ich möchte, dass wir den Zusammenhang mit dem Odinismus genauer untersuchen. Ich habe einen Namen: Tempel des Asatru. Werner, ich möchte, dass du Mr. MacSwain einen zweiten Besuch abstattest und ihn fragst, wo er war, als Angelika Blüm ermordet wurde.«
    »Du meinst, er kommt in Frage?«
    »Tja, wir hatten keine Zeit, ihn überwachen zu lassen, und er entspricht in ungefähr der Beschreibung, die wir von der Nachbarin von Angelika Blüm haben. Allerdings ist MacSwains Haar zu dunkel - falls sie sich nicht in der Farbe geirrt hat.« Fabel legte eine Pause ein. Seine Gedanken waren vorausgeeilt, und seine Miene wirkte bitter. »Jedenfalls können wir keine Beziehung zwischen den drei Opfern herstellen, solange uns die Identität in einem Fall fehlt. Wir müssen unbedingt herausfinden, wer ›Monique‹ war. Das ist für uns erstrangig. Irgendjemand dürfte wissen, wer sie ist.«
    Maria Klee klatschte ihren Ordner auf den Konferenztisch. Alle schauten in ihre Richtung. Sie grinste breit, was ganz untypisch für sie war.
    »Ich weiß es.«
    »Was?«, riefen van Heiden und Fabel gleichzeitig.
    »Ich kenne die Identität von ›Monique‹. Und die Sache hat's in sich, Chef.« Maria sah van Heiden herausfordernd an. »Jemand hat im Zusammenhang mit dieser Untersuchung entscheidende Informationen verschwiegen.«
    »Um Himmels willen, Maria, sag uns einfach, wer sie ist.« Fabels Stimme war gespannt und dünn. Dies war der bisher größte Fortschritt der Ermittlung.
    »Das Opfer hieß Tina Kramer. Sie war siebenundzwanzig Jahre alt.« Marias schlichte Worte schienen das Konferenzzimmer zu elektrisieren. Niemand sagte etwas. Alle warteten darauf, dass sie fortfuhr.
    »Der Vorteil ist, dass ich ihre Identität entdeckt habe. Der Nachteil ist die Art und Weise der Entdeckung.«
    »Komm zur Sache, Maria«, sagte Fabel.
    »Wie ihr wisst, habe ich all die üblichen Vergleiche ihrer Fingerabdrücke mit unseren eigenen Verzeichnissen und denen des Bundeskriminalamts vorgenommen. Ohne Ergebnis. Dann habe ich eine ausführlichere Suche eingeleitet.« Maria blätterte in dem Ordner und zog ein briefgroßes Porträtfoto hervor. Sie ging um den Tisch herum, trat hinter Fabel und befestigte das Bild mit einer Stecknadel neben dem Namen »Monique« an der Tafel. Danach schlug sie mit der Handfläche auf das Foto, als wolle sie es auf der Tafel verewigen. Sie nahm den Lappen, wischte den Namen »Monique« ab, griff zu einem roten Filzstift mit breiter Spitze und fügte mit Großbuchstaben »TINA KRAMER« ein. Fabel stand auf und betrachtete das Gesicht auf dem Foto: Es war dasselbe wie das auf dem Leichenhallenbild daneben. Das Haar war dunkler als in Fabels Erinnerung und straff zurückgebürstet. Sie trug ein senfgelbes Uniformhemd mit grünen Schulterstücken. Hinter sich hörte Fabel, wie die elektrisierte Stille jäh von einem aufgeregten Stimmengewirr abgelöst wurde. Schließlich wandte er sich an Maria. »Scheiße, ich kann's nicht glauben. Sie ist eine von uns?«     
    »Ja. Oder wenigstens teilweise. Sie gehört ...«, Maria korrigierte sich, »... gehörte zur Polizei Niedersachsen und war in Hannover stationiert. Sie war Kommissarin bei der Schutzpolizei. Anscheinend stammte sie aus Hamburg und war - stellt euch das vor - vom Bundeskriminalamt abgeordnet worden, und zwar zur Hamburger BAO.«
    Maria überflog einen Bericht in der Akte. »Das ist kein bürokratischer Fehler, was die Fingerabdrücke angeht. 1995 diente sie beim

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