Jan Fabel 01 - Blutadler
die Operation, Die Gerüchte besagen, ob Sie es glauben oder nicht, dass diese Ukrainer früher zu den Spezialtruppen des sowjetischen Innenministeriums gehörten. Sie sollen Kontakte zu Polizeibeamten in Deutschland aufgenommen haben. Deshalb versahen wir Herrn Klugmann mit einer entsprechenden Lebensgeschichte - wir dachten, so würde er sich leichter integrieren können. Und da er tatsächlich bei einer Spezialtruppe gedient hatte, würde seine Tarnung einer genaueren Inspektion standhalten. Aber wir konnten keine undichte Stelle riskieren, deshalb weiß hier niemand Bescheid.«
»Darum also haben Sie Klugmanns Personalakte geändert, sodass sie von den Bundesunterlagen abweicht?«
Volker nickte.
»Wer leitet die ukrainische Organisation?«, fragte Werner, ohne sich von der Tür zu rühren.
Volker drehte sich nicht um, um Werner zu antworten, sondern richtete den Blick auf Fabel, als habe dieser die Frage gestellt. »Das war eines der Hauptziele der Operation. Wir wissen es nicht. Er ist im Moment völlig gesichts- und namenlos.«
Genau wie unser zweites Mordopfer es war, dachte Fabel.
Volker sprach weiter. »Klugmann hat über ein Mitglied von Jari Waraussows Bande - oder wenigstens der Bande, die früher von Waraussow angeführt wurde - mit jemandem aus der neuen ukrainischen Gang Verbindung aufgenommen. Klugmann kennt seine Kontaktperson nur als ›Vadim‹. Er glaubt, die Kontaktperson sei zuverlässig, aber recht weit unten in der Hackordnung, denn sonst würde man sie keiner Gefahr aussetzen. Wir glauben, dass die Hauptgruppe - wir nennen sie das Top-Team - nur zehn bis zwölf Mitglieder hat, von denen jedes ein halbes Dutzend ›Bosse‹ aus den alten Gangs befehligt. Dieser neue Verein hat das organisierte Verbrechen bis ins Detail perfektioniert. Der Aufbau des Top-Teams lässt sich fast mit der Befehlsstruktur einer Besatzungsarmee vergleichen. Es hat die Leitung jeder bedeutenden Hamburger Bande beseitigt. Dadurch kann es die Kontrolle über eine kopflose Organisation übernehmen. Das Top-Team hat mit den ukrainischen, russischen und anderen osteuropäischen Banden begonnen und sich dann Ulugbays Organisation zugewandt. Es hat ihm das System entzogen und ihn dann natürlich selbst ausgeschaltet.«
»Warum sollte jemand mit einer Person reden, die so unbedeutend ist, wie Klugmanns Tarnung es andeutet?«
Volker zögerte. »Wir haben Klugmann bestimmte Informationen zur Verfügung gestellt.«
»Welche denn?«
»Sie müssen sich klar machen, Herr Fabel, dass wir uns hier mit äußerst gefährlichen Gegnern auseinander setzen. Mit Leuten, die unberechenbar sind. Deshalb müssen wir manche Risiken eingehen.«
Fabel wusste nicht, was kommen würde, aber er ahnte bereits, dass es ihm nur missfallen konnte. Volker seufzte. »Wir haben ihnen die Details des Drogentreffens gegeben, bei dem Ulugbay ermordet wurde.«
Fabel schaute Volker ungläubig an. »Sie haben einen Anschlag auf eine bedeutende Unterweltgestalt vorbereitet? Herrje, gibt es denn nichts, wovor ihr zurückschreckt?«
»Natürlich haben wir den Anschlag nicht vorbereitet!« Volkers Empörung war wenig überzeugend. Seine Augen richteten sich auf eine Stelle auf Fabels Schreibtisch. »Alles ist in die Hose gegangen. Im Gegensatz zu dem, was wir über diese neue Bande haben, sind unsere Informationen über Ulugbay ausgezeichnet. Wir haben Klugmann Einzelheiten über ein großes Drogengeschäft übermittelt, das Ulugbay Millionen einbringen sollte. Aber wir hatten nicht erwartet, dass er persönlich auftauchen würde. Klugmann hatte Einzelheiten über das erste Treffen: die Namen der beteiligten Kolumbianer, die Mengen und so weiter. Er konnte behaupten, er habe die Information durch eine Kontaktperson in der Abteilung Rauschgiftdelikte erhalten. Das genügte, um einen aus dem Top-Team hervorzulocken. Vadim nimmt offensichtlich eine niedrige Stellung ein, aber das ist relativ, wenn man sich vorstellt, über wie viel Macht jeder im Team verfügt. Egal, wir wollten Klugmann etwas glaubwürdiger erscheinen lassen. Es war keine leichte Entscheidung. Dabei mussten wir auf die Entlarvung eines bedeutenden Dealers verzichten, aber wir hielten es für gerechtfertigt, um das Top-Team zu erwischen. Wir hatten erwartet, dass sich die Ukrainer in den Deal drängen würden. Und wir hatten Recht, aber in höherem Maße, als es uns lieb sein konnte. Im Handumdrehen saßen die Kolumbianer wieder in ihrem Flugzeug nach Bogota, und Ulugbays Gehirn war in
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