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Jan Fabel 02 - Wolfsfährte

Jan Fabel 02 - Wolfsfährte

Titel: Jan Fabel 02 - Wolfsfährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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haben, Herr Olsen.«
    Der Anwalt nickte. Olsen beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Vernehmungstisch. Er trug noch Handschellen und machte eine ausladende Geste. Fabel bemerkte, wie enorm groß und kräftig seine Hände waren. Wie die vonWeiss. Aber sie erinnerten auch an die Hände eines anderen, den er im Moment nicht einordnen konnte.
    »Okay, zuerst möchte ich sagen, dass ich niemanden ermordet habe.« Olsen wandte sich an Anna Wolff. »Und an meinem Temperament kann ich nichts ändern. Es ist eine Krankheit. Eine Art Erbkrankheit. Dadurch raste ich manchmal aus. Und zwar mächtig.«
    » XYY -Syndrom?«, fragte Fabel.
    »Dadurch gerate ich dauernd in Schwierigkeiten. Jemand macht mich wütend, und ich schnappe über. Kann nichts dagegen tun.«
    »Und ist das auch bei Hanna Grünn geschehen?«, erkundigte sich Anna. »Sind Sie bei ihr und Markus Schiller auch ›mächtig ausgerastet‹?« Bevor Olsen antworten konnte, ließ Anna ein paar Fotos aus einem Spurensicherungsumschlag gleiten. Sie legte vier davon vor Olsen auf den Tisch, als teile sie Karten aus. Die Bilder zeigten die Leichen von Hanna Grünn und Markus Schiller. Gemeinsam und einzeln. Fabel beobachtete Olsens Gesicht, während Anna die Fotos hinlegte. Er zuckte zusammen, und seine riesigen gefesselten Hände begannen zu zittern. »O verflucht.« Olsens Stimme schien zu beben. »O verflucht. Es tut mir Leid. O Gott, es tut mir Leid.« Seine Augen glänzten vor Tränen.
    »Gibt es etwas, das Sie uns mitteilen möchten, Herr Olsen?« Fabels Stimme war ruhig, fast tröstend. »Warum haben Sie es getan?«
    Olsen schüttelte heftig den Kopf. Eine Träne sickerte aus seinem Augenwinkel und rollte auf den Verband an seiner Wange zu. Olsen weinen zu sehen war verwirrend. Es schien überhaupt nicht zu seiner massigen Gestalt und seinen groben Gesichtszügen zu passen. »Ich habe es nicht getan. Ich habe das nicht getan.«
    Anna legte zwei weitere Fotos auf den Tisch. Es waren forensische Vergleiche von Stiefel- und Reifenabdrücken. »Ihre Stiefel. Ihr Motorrad. Sie waren dort. Natürlich haben Sie esgetan. Sie konnten Hanna nicht verzeihen, oder? Sie wollte sich verbessern, also tauschte sie den übergroßen Schmiermaxen gegen eine übergroße Brieftasche ein. Das konnten Sie nicht aushalten, stimmt’s?«
    »Ich bin sehr eifersüchtig geworden. Ich habe sie geliebt, aber sie hat mich nur benutzt.«
    Anna beugte sich eifrig vor. »Sie müssen die beiden wochenlang verfolgt haben. Sie haben zugeguckt, wie sie in seinem protzigen Wagen bumsten. Im Schatten, zwischen den Bäumen, haben Sie gelauert. Sie haben zugeguckt und Pläne geschmiedet und sich ausgemalt, wie Sie mit den beiden das machen, was sie verdient hatten. Habe ich Recht?«
    Olsens kräftige Schultern sackten zusammen. Er nickte wortlos. Anna ließ keinen Herzschlag vergehen.
    »Und dann haben Sie es getan. Sie haben wirklich das mit ihnen gemacht, was sie verdient hatten. Das verstehe ich. Wirklich, Herr Olsen. Aber warum die anderen? Warum das Mädchen am Strand? Das Model? Und den Vertreter?«
    Olsen trocknete sich die Augen mit den Handballen. Etwas Härteres, Entschlosseneres breitete sich in seiner Miene aus. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Ich hab niemanden getötet. Alles, was Sie über Hanna und den Wichser Schiller gesagt haben, ist wahr. Ich wollte ihnen Angst machen. Sie windelweich schlagen. Das war alles.«
    »Aber Sie sind übergeschnappt, stimmt’s?«, fragte Anna. »Sie haben zugegeben, dass Sie sich nicht beherrschen können. Es ist nicht Ihre Schuld. Sie wollten ihnen Angst einjagen, aber mit einem Mal hatten Sie Hanna und Schiller ermordet. Ist es nicht ungefähr so gelaufen?«
    Nein, dachte Fabel, so war es nicht. Die Morde deuteten nicht auf Wut oder Mangel an Selbstbeherrschung hin, sondern auf vorherige Planung. Er schaute zu Anna hinüber. Sie erkannte das Zeichen und lehnte sich widerwillig in ihrem Stuhl zurück.
    »Wenn Sie die beiden nicht getötet haben und nicht einmal eine Chance hatten, sie zu verprügeln«, fragte Fabel, »was tut Ihnen dann eigentlich Leid?«
    Olsen starrte auf das Bild der mit aufgeschlitzter Kehle daliegenden Hanna Grünn. Dann riss er den Blick von ihr los und richtete seine schmerzerfüllten, flehenden Augen auf Fabel. »Ich habe es gesehen. Ich habe es gesehen. Ich habe ihn gesehen und ihn nicht daran gehindert.«
    Etwas kribbelte in Fabels Nacken. »Was haben Sie gesehen, Herr Olsen? Von wem reden Sie?«
    »Ich habe sie

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