Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jan Fabel 02 - Wolfsfährte

Jan Fabel 02 - Wolfsfährte

Titel: Jan Fabel 02 - Wolfsfährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
Vom Netzwerk:
entsprechenden DNS -Tests hatten bestätigt, dass ein Paar von Bernd Ungerer stammte, während das zweite zu der aus der Elbe gefischten Leiche gehörte. Holger Brauner hatte auch die Körperbehaarung der Wasserleiche untersucht. Daraus ging hervor, dass der tätowierte Mann Drogen genommen hatte, allerdings in letzter Zeit in geringer Dosierung. Gerichtsmediziner Möller bestätigte, dass die Todesursache ein einziger langer Schnitt durch die Kehle gewesen war und dass sich kein Wasser in der Lunge angesammelt hatte. Das Opfer war schon tot gewesen, bevor man es ins Wasser warf.
    Außerdem hatte sich das Team zwei Durchsuchungsbeschlüsse beschafft. Der erste war für die Wohnung von Lina Ritter bestimmt, einer Prostituierten, die von ihrer Schwester als vermisst gemeldet worden war. Anhand ihrer Akte konnte festgestellt werden, dass sie mit der Frau identisch war, die man ermordet in einem Trachtenkostüm im Ohlsdorfer Friedhof aufgefunden hatte. Der zweite Durchsuchungsbeschluss galtfür ein Tätowierstudio in einem besonders anrüchigen Teil von St. Pauli. Man hatte es recht schnell gefunden. Die Hamburger Schutzpolizei war angewiesen worden, jeden Tätowiersalon in ihrem jeweiligen Bezirk aufzusuchen und die Fotos der Tätowierungen herumzuzeigen. Vielleicht würde jemand sie erkennen. Ein aufgeweckter junger Obermeister hatte bemerkt, dass das betreffende Studio dauernd geschlossen war, und in der Nachbarschaft Erkundigungen eingezogen. Niemand wusste, wo Max Bartmann war, aber es sei ungewöhnlich für ihn, seinen Laden zu schließen. Das Geschäft schien sein ganzer Lebensinhalt zu sein, und außerdem wohnte er über dem Laden.
    Das Studio war winzig: ein einziges Zimmer mit einem Fenster, das direkt auf die Straße hinausgeblickt hätte, wäre es nicht mit Fotos und Illustrationen zugeklebt gewesen, die den Passanten die Fähigkeiten des Tätowierers verdeutlichen sollten. Kaum ein Strahl natürlichen Lichtes drang durch die Collage aus Abbildungen, und Fabel musste die nackte Birne an der Decke anschalten, um sich orientieren zu können. Er dankte dem Schutzpolizisten und bat ihn, draußen zu warten, während er mit Werner in dem engen Studio zurückblieb. Zwei alte, abgenutzte Ledersessel säumten einen kleinen Tisch, auf dem mehrere Zeitschriften lagen. Eine zerschlissene Massagebank, neben der ein Drehstuhl stand, war an eine Wand geschoben worden. Am Rand der Massagebank war eine Anglepoise-Leuchte befestigt. Eine Leitung führte von einer Wandsteckdose zu einer Metallbox mit einem Schalter und einer Skalenscheibe und von dort zu einem Tätowierapparat aus Aluminium. Auf der Massagebank lagen drei weitere Apparate. Ein Wandschränkchen enthielt säuberlich aufgereihte Tätowiertinte in den verschiedensten Farben, Tätowierstifte und -nadeln sowie einen Karton mit medizinischen Handschuhen und sterilen Tupfern.
    Bevor Fabel etwas anfasste, holte er ein Paar Einweghandschuhe aus seiner Jackentasche und zwängte seine Hände hinein. Wie das Fenster waren die Wände voll von Tätowierungsmustern und Fotos zufriedener Kunden. Es würde eine Ewigkeit dauern, all die Bilder zu sichten, um herauszufinden, ob irgendein Beispiel mit den Tätowierungen des Toten übereinstimmte. Ein großes Poster, das ein Gebirgs- und Meerespanorama zeigte und in Großbuchstaben die Überschrift » NEUSEELAND « trug, war eine von nur zwei Dekorationen, die nichts mit dem Tätowiergewerbe zu tun hatten. Die andere war eine mit Filzstift geschriebene Auflistung der für das Studio geltenden Regeln: Rauchen verboten, keine Kinder, kein Alkohol, keine Drogen und keine Unhöflichkeiten.
    Fabel betrachtete die Fotos eingehender. Nicht alle zeigten Großaufnahmen von leuchtenden neuen Tätowierungen, sondern auf einigen grinsten zwei oder mehr Personen in die Kamera und entblößten eine Schulter oder eine Hüfte, um die Motive an ihren Körpern zu präsentieren. Auf sämtlichen Bildern war ein hagerer Mann zu sehen: Er hatte dunkle, ergraute Haare, die zu einem Pferdeschwanz gebunden waren. Sein verkniffenes Gesicht und die eingefallenen Wangen ließen an einen Trinker denken. Fabel konzentrierte sich auf eine Aufnahme: Es war Sommer, und der Mann mit dem Pferdeschwanz trug ein schwarzes Unterhemd. Er stand neben einer dicken Frau, der offenbar kurz vorher ein Blumenmotiv auf die fleischige Brust tätowiert worden war. Auch der Mann war mit Tätowierungen bedeckt, doch sie wirkten weniger farbenprächtig als die seiner Kunden. Und sie

Weitere Kostenlose Bücher