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Jan Fabel 02 - Wolfsfährte

Jan Fabel 02 - Wolfsfährte

Titel: Jan Fabel 02 - Wolfsfährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Klosterstadt befreundet bin…«
    Fabel schnitt ihm das Wort ab. »Und ich muss Ihnen sagen, dass mich das nicht im Geringsten interessiert. Wenn Sie in Ihrer Eigenschaft als Hamburger Innensenator hier sind und objektiv mit mir über den Fall in seiner Gesamtheit sprechen wollen, dann würde ich genau das sehr gern tun. Aber wenn man Sie hergeschickt hat, weil Frau von Klosterstadt darüber aufgebracht ist, dass ich ihr ein paar persönliche Fragen über ihre Tochter stellen musste, dann sollten wir dieses Gespräch besser beenden.«
    Ganz sah Fabel wütend an. Aber es war eine ohnmächtige Wut, denn er hatte Fabels Worten nichts entgegenzusetzen. Er stand auf, wandte sich an van Heiden und wetterte: »Das ist eine Unverschämtheit. Ich werde nicht hier sitzen bleiben und mir Belehrungen über Protokollfragen von einem unteren Beamten anhören.«
    »Herr Erster Hauptkommissar Fabel ist schwerlich ein unterer Beamter«, entgegnete van Heiden schlicht. Ganz griff nach seiner Aktentasche und stürmte aus dem Büro. »Mein Gott, Herr Fabel«, seufzte van Heiden, nachdem Ganz verschwunden war. »Sie könnten wenigstens versuchen, mir dasLeben ein bisschen leichter zu machen. Sie tun der Polizei Hamburg keinen Gefallen, wenn Sie sich mit dem Hamburger Innensenator verfeinden.«
    »Ich bedaure, Herr Kriminaldirektor, aber habe ich etwa nicht Recht gehabt? Herr Ganz war hier, weil ich herausgefunden habe, dass Laura von Klosterstadt vor zehn Jahren eine Abtreibung hatte, die, um es klar auszudrücken, von ihrer kaltherzigen Rabenmutter arrangiert wurde. Der Vater war der Fotograf Leo Kranz – aber bevor er berühmt wurde, weshalb er auf Margarethe von Klosterstadts Gesellschaftsradar damals noch nicht aufgetaucht war.«
    »Ist das Ihrer Ansicht nach für diesen Fall von Bedeutung?«, fragte Heiner Goetz.
    »Es könnte ein Hinweis darauf sein, dass der Mörder intime Kenntnisse über die Familie von Klosterstadt besitzt. Schließlich geht es bei der ›Rapunzel‹-Thematik um Schwangerschaft und uneheliche Geburt. Und ich behalte mir das Recht vor, sämtliche Spuren zu verfolgen.«
    »Das versteht sich, Herr Fabel«, sagte van Heiden finster. »Aber Sie könnten vielleicht versuchen, eine Trennungslinie zwischen Verdächtigen und hohen Hamburger Politikern zu ziehen. Aber wie auch immer, was wissen wir über den neuesten Mord? Diese Mordserie wird allmählich zum zentralen Gesprächsthema in Hamburg.«
    Fabel fasste die Fakten zusammen. Dabei erwähnte er auch die Wahl des Grabes durch den Mörder und seine eigene Vermutung, dass es sich um ein Ablenkungsmanöver handelte.
    »Ich glaube, es ist gerechtfertigt, wenn Sie Herrn Fendrich nicht zu aggressiv nachsetzen«, sagte Heiner Goetz. »Ich habe mich bei der Generalstaatsanwaltschaft Schleswig-Holstein erkundigt. Man hatte nie mehr als den Verdacht eines einzigen Beamten gegen ihn. Wir sollten vermeiden, dass er behauptet, er würde schikaniert werden.«
    Van Heiden lehnte sich in seinem Stuhl zurück und stütztedie Hände mit verschränkten Fingern auf die breite Fläche seines Kirschholzschreibtisches. Es war eine konzentrierte Haltung, als bereite er sich auf eine dynamische Aktion vor. Er schaute Fabel an, doch er schien woanders und in einer anderen Zeit zu sein.
    »Als Kind war ich begeistert von den Grimm’schen Märchen. ›Das singende, klingende Bäumchen‹ und so weiter. Was mir wahrscheinlich am besten gefiel, war die Tatsache, dass sie immer so viel düsterer waren als die üblichen Kindererzählungen. Deshalb mögen Kinder sie.« Van Heiden beugte sich vor. »Sie müssen ihn finden, Fabel. Und zwar bald. Bei dem Tempo, mit dem dieser Wahnsinnige die Morde begeht, können wir uns nicht den Luxus leisten, ihn erst nach Wochen oder Monaten zu fassen. Die Eskalation ist mir zu heftig.«
    Fabel schüttelte den Kopf. »Nein, es ist keine Eskalation, Herr Kriminaldirektor. Keine Raserei. Alle Morde sind bis ins kleinste Detail vorbereitet worden… vielleicht schon Jahre vorher. Er hält sich an einen festen Zeitplan.«
    Damit verstumme er, aber sein Tonfall deutete an, dass er noch nicht all seine Vermutungen ausgesprochen hatte. Das entging van Heiden nicht. »Bitte, Herr Fabel, Sie brauchen sich nicht zurückzuhalten.«
    »Es ist einfach ein Gefühl. Noch ein Grund, warum wir ihn bald erwischen müssen. Ich glaube, dass das, was wir bisher gesehen haben, nur das Vorspiel ist. Er scheint auf etwas Großes hinzuarbeiten. Ein Finale. Etwas Aufsehen

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