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Jan Fabel 02 - Wolfsfährte

Jan Fabel 02 - Wolfsfährte

Titel: Jan Fabel 02 - Wolfsfährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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dass Max sein Geschäftschloss und sich Stunde um Stunde nur auf ihn konzentrierte. Und dieser Kunde wusste wirklich zu schätzen, was Max zu bieten hatte.
    All das hatte gründliche Recherchen und Vorbereitungen erfordert, und während der Arbeit hatte Max dem Mann von der Brillanz seiner Kunst und darüber erzählt, wie er selbst ein blasses, kleines, kränkliches Kind mit einer künstlerischen Begabung gewesen sei, dem jedoch kaum jemand viel Aufmerksamkeit geschenkt habe. Mit zwölf Jahren habe er sich mit einer Nadel und etwas Tusche daran gemacht, seine erste Tätowierung anzufertigen. Auf seiner eigenen Haut. Zuerst habe er sich über die Moko-Tätowierungen der Maori in Neuseeland informiert. Die Maori lägen stundenlang wie in Trance da, während die »Tohungas«, die Tätowiermeister, die den gleichen Status wie Medizinmänner genossen, mit einer Nadel und einem winzigen Holzhammer an ihnen arbeiteten. Die Tohungas waren für Max die besten Könner der Tätowierkunst: Sie waren zugleich Bildhauer und Maler, denn sie färbten die Haut nicht nur, sondern gestalteten sie um. Ihre Kunst wurde dreidimensional, indem sie Falten und Erhebungen der Haut mit verarbeiteten. Und jedes Moko war einzigartig, nur für seinen Träger entworfen und angefertigt.
    Genau um 22 Uhr ertönte der Summer. Max schloss die Tür auf und öffnete sie weit. Vor ihm stand die dunkle Gestalt eines riesigen Mannes. Er überragte Max und füllte den Türrahmen aus, bevor er sich stumm an dem Tätowierer vorbeischob und das Studio betrat. »Ich freue mich, Sie wiederzusehen«, sagte Max. »Es war eine Ehre, für Sie zu arbeiten… Was kann ich heute Abend für Sie tun?«

38.
    Hamburg-St. Pauli, Mittwoch, den 14. April, 21.30 Uhr
    Henk Hermann hatte Annas Einladung, mit ihr ein Glas trinken zu gehen, bereitwillig akzeptiert, doch in seinen Augen war eine Spur von Misstrauen gewesen.
    »Keine Sorge«, hatte Anna ihn beruhigt. »Ich werde dich nicht vergewaltigen. Aber lass dein Auto hier am Präsidium stehen.«
    Henk Hermann war noch unbehaglicher zumute gewesen, als Anna ein Taxi anrief, das die beiden im Kiez an der Bar »Weiße Maus« absetzte. Hier wimmelte es gewöhnlich von Gästen, aber an einem Abend wie diesem mitten in der Woche hatten sie keine Mühe, einen Tisch zu finden. Anna bestellte einen Rye and Dry und warf Henk einen Blick zu.
    »Bier?«
    Henk hob die Hände. »Ich bleibe lieber bei…«
    »Einen Rye und Dry und ein Bier also«, sagte sie zu dem Kellner.
    Hermann lachte. Er schaute das zierliche, hübsche Mädchen an, das ihm gegenüber saß. Kaum jemand hätte sie für eine Polizistin gehalten. Ihre großen, dunklen Augen wurden durch den etwas übertriebenen Lidschatten betont, ihre vollen, herzförmigen Lippen waren feuerwehrrot bemalt, und sie hatte ihr kurzes, schwarzes Haar fast stachelig gegelt. All das, verbunden mit ihrem üblichen Punkensemble aus T-Shirt, Jeans und übergroßer Lederjacke, hatte offenbar den Zweck, sie wehrhaft wirken zu lassen. Aber davon war keine Rede: Die Elemente verschworen sich miteinander, um ihre mädchenhafte Weiblichkeit noch stärker hervorzuheben. Doch Henk hatte gehört, dass sie hart im Nehmen war. Wirklich hart im Nehmen.
    Anna plauderte halbherzig, während sie auf ihre Getränke warteten. Sie fragte Henk, was er von der Mordkommissionhalte, wie sich die Arbeit von seinen Pflichten als Schutzpolizist unterscheide, und machte überhaupt eine einfallslose Konversation. Die Getränke kamen.
    »Ach, weißt du, du musst das hier nicht tun«, meinte Henk und trank einen Schluck Bier.
    »Wie meinst du das?« Anna zog ihre dunklen Augenbrauen hoch, und ihr Gesicht ließ nur eine schulmädchenhafte Unschuld erkennen.
    »Ich weiß, dass du mich nicht leiden kannst… nein, das ist zu stark ausgedrückt. Ich weiß, dass du dich nicht sonderlich darüber freust, dass Herr Fabel mich ins Team aufgenommen hat.«
    »Blödsinn«, widersprach Anna. Sie schlüpfte aus ihrer Lederjacke und legte sie über ihre Stuhllehne. Dabei glitt ihre Halskette unter ihrem T-Shirt hervor. Sie lehnte sich zurück und schob die Kette wieder unter das Hemd. »Er ist der Boss, und er weiß, was er tut. Wenn er meint, dass du der Aufgabe gewachsen bist, dann reicht mir das.«
    »Aber du bist nicht froh darüber.«
    Anna seufzte. Sie nahm einen ausgiebigen Schluck von ihrem Bourbon mit Ginger Ale. »Tut mir Leid, Henk. Ich weiß, dass ich nicht gerade den roten Teppich für dich ausgerollt habe. Es ist einfach…

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