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Jan Fabel 04 - Carneval

Titel: Jan Fabel 04 - Carneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Witrenkos Spur bringen.«
    »Die beiden sind sich also nicht grün.«
    »Richtig, und vor allem Molokow ist unzufrieden. Witrenko hat die Macht, ihn unter Kontrolle zu halten, aber Molokow ist ein mörderischer Hurensohn. Inzwischen hat sich ein spezifischer Druckpunkt im Bündnis zwischen Witrenko und Molokow entwickelt. Denn Ihr Bundeskriminalamt hat einen verdeckten Ermittler in der Organisation untergebracht. Unsere Informationen deuten darauf hin, dass Witrenko eine undichte Stelle in Molokows Bereich vermutet.
    Bisher ist uns Witrenko allerdings immer wieder durch die Lappen gegangen. Ich war kürzlich selbst an einer gescheiterten Aktion beteiligt, ihn auf ukrainischem Boden zu schnappen. Einer von Molokows höchsten Männern, ein Ganove namens Kotkin, wurde getötet, ebenso wie ein Angehöriger unseres Teams, der angeblich auf Witrenkos Gehaltsliste stand. Damit uns Witrenko nicht wieder durch die Finger schlüpft, sind wir nun hier, um ihn endgültig zur Strecke zu bringen.«
    Maria sah den Ukrainer an. Er beugte sich auf seinem Stuhl vor, stützte die Ellbogen auf die Knie und erwiderte ihren Blick. Dieser Mann behauptete, Polizist zu sein, und er wusste, dass sie Oberkommissarin war. Trotzdem forderte er sie auf, an einem Mord mitzuwirken. Andererseits hatte sie selbst genau das geplant. Aber wie konnte sie sicher sein, dass er es ehrlich meinte? Sie kannte den Mann nicht, und vielleicht war er einer von Witrenkos Mördern. Doch wäre sie dann nicht schon längst tot gewesen?
    »Noch einmal«, sagte sie. »Ich möchte miterleben, wie Witrenko erledigt wird. Ich bin dabei.«
    9.

    Ansgar, dem jegliches Balzverhalten völlig fremd war, hatte ungeschickt nach den richtigen Worten gesucht. Wie eine Fremdenführerin, die einem Touristen am falschen Ende der Stadt den Weg erklärt, hatte Jekaterina ihm bei seinem stockenden, leisen Vorschlag geholfen, ihn in ein paar Wochen zum Rosenmontagszug zu begleiten. Sie entspannte die Situation dadurch, dass sie anregte, schon an einem früheren Abend einmal gemeinsam auszugehen, und zwar in ein ihr bekanntes ukrainisches Restaurant.
    Ansgar war kein Dummkopf und vergaß nicht, dass er wenigstens fünfzehn Jahre älter als Jekaterina und bestimmt kein sehr guter Fang war. Andererseits wusste er, dass die Ehe mit einem deutschen Staatsbürger ihr den unbegrenzten Aufenthalt in der Bundesrepublik sichern würde. Zugleich jedoch glaubte er, dass Jekaterina ihn wirklich gern mochte. Aber hatte sie eine Vorstellung von seinem wahren Charakter? Seinen heimlichen Gelüsten?
    Der Rhein teilt Köln nicht nur in geografischer Hinsicht. Seit den allerersten Ansiedlungen stellte der Fluss zuerst eine ethnische und dann auch eine soziale und kulturelle Grenze dar. Die Bewohner des linken Ufers, zu denen Ansgar zählte, hatten ihre Seite des Flusses stets für das wahre Köln gehalten, das sich deutlich von »dem da drüben« unterschied. Das ukrainische Restaurant, dessen Besuch Jekaterina empfohlen hatte, lag »da drüben«, im Stadtteil Vingst. Die Speisen waren unverfälscht ukrainisch. Ansgar vermutete, dass ein großer Teil der Kundschaft – und wahrscheinlich auch die Geschäftsführung – der ebenso unverfälschten ukrainischen Mafia angehörte. Er bemerkte mehrere Gruppen von kräftigen Männern in Armani-Anzügen, der Standarduniform des osteuropäischen Gangstertums.
    Die Speisekarte war nicht nur in ukrainischer, sondern auch in deutscher Sprache ausgedruckt, doch Ansgar überließ Jekaterina die Wahl. Allem Anschein nach kannten die Ukrainer so viele Arten von Borschtsch, wie die Eskimos Worte für Schnee hatten. Außerdem wurden petschiwo , pampuschki , haluschki , wareniki , bitki und eine ganze Reihe von Nachspeisen angeboten. Jekaterina riet zu einer Gänsebrust- sakuska , gefolgt von einer kleinen Portion Hetman-Borschtsch und dann in Rote-Bete-Kwass gedünsteten Schweinerippchen mit haluschki .
    »Ukrainischer geht’s nicht mehr«, schwärmte sie, und Ansgar merkte, dass sie aufrichtig stolz war, ihn mit ihrer Kultur und Küche bekannt zu machen. Als der Kellner ihre Getränkebestellung aufnahm, begann Jekaterina einen lebhaften Austausch mit ihm in ukrainischer Sprache. Der Kellner nickte lächelnd.
    »Ich hoffe, du hast nichts dagegen«, sagte sie. »Hier ist etwas, das du unbedingt probieren musst.«
    Der Kellner kehrte mit einer gekühlten Flasche zurück, die Champagner hätte enthalten können. Er ließ den Korken knallen, wonach Jekaterina erneut die

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