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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Verhaftung von Frau Dahlke ein kleines Problem gab ... Die Betrunkenen ...«
    »Ich erinnere mich.«
    »Er war der Anführer«, sagte Werner.
    Fabel blickte auf Lensch hinunter. Die Lippen des Toten waren einen Spaltbreit geöffnet, als wolle er das Wort ergreifen, und seine Augen, nur halb geschlossen, schienen von einer Ka­mera beim Blinzeln aufgenommen worden zu sein. Er hatte seine kurz geschnittenen Haare mit irgendeinem Gel gestylt. Das Hemd, dessen untere Hälfte blutgetränkt war, sah teuer aus. Lenschs Hosenbund war geöffnet und der Reißverschluss des Schlitzes halb heruntergezogen. Die Wunde an seinem Bauch wies auf einen einzigen entschlossenen Schnitt hin. Der Mörder musste gewusst haben, was er tat. Als wäre es nicht das erste Mal gewesen.
    »Und warum wurde er nicht verhaftet?«, fragte Fabel. »Hat er sich friedlich zurückgezogen?«
    »Er hat ein bisschen gejammert«, antwortete Anna, und Fa­bel bemerkte, wie Werner ihr einen Blick zuwarf.
    »Du hast doch nicht etwa ...«, erkundigte sich Fabel erbittert.
    »Chef, die Sache nahm hässliche Formen an. Wir warteten auf Unterstützung, und der Bursche hier fing an, das Maul auf­zureißen. Wenn jemand aggressiv wird und gewarnt worden ist, anderthalb Meter Abstand zu halten, dürfen wir ihn nach den Vorschriften niederschlagen, wenn er herankommt.«
    »Und ist das geschehen? Habt ihr ihn vorschriftsmäßig ge­warnt?«
    »Wir haben ihn aufgefordert zurückzutreten«, antwortete Werner. »Dieser Mann hat die anderen aufgehetzt. Anna hat sich ordnungsgemäß verhalten, Jan.«
    »Hast du deine Waffe gezogen?«
    »Ja«, erwiderte Anna.
    »Warum hast du dann keinen Bericht vorgelegt? Hast du ihn geschlagen?«
    »Naja ... sozusagen.« Ein Seufzen. »Ich habe ihm das Knie in den Unterleib gestoßen.«
    »Wunderbar! Einfach klasse, Anna. Du weißt doch hoffent­lich, dass du eine vollständige Meldung über den Vorfall abge­ben musst? Wenn du eine Schwellung verursacht hast, wird sie bestimmt im Autopsiebericht erwähnt. Um Himmels willen, Anna. Und du, Werner ... Ich dachte, du wärst vernünftig ge­nug, sie an der kurzen Leine zu halten.«
    »An der kurzen was?« Anna funkelte Fabel an.
    »Schon gut, Anna, bleib ruhig«, intervenierte Werner. »Nein, als dieser Knabe hier kiebig wurde, dachten wir, vielleicht den Engel erwischt zu haben. Oder wenigstens Jake Westlands Mör­derin. Und außerdem waren wir zahlenmäßig unterlegen. Ich finde, du solltest ein Auge zudrücken.«
    »Oh, tatsächlich?« Fabel atmete durch. »Anna, ich möchte, dass morgen ein vollständiger Bericht auf meinem Schreibtisch liegt.« Er betrachtete den Personalausweis, den Brauner ihm in der Plastiktüte ausgehändigt hatte. »Armin Lensch ... Habt ihr gesehen, wohin er nach dem Zusammenstoß mit euch gegan­gen ist?«
    »Er ist seinen Kumpeln gefolgt«, sagte Anna. »In Richtung Hans-Albers-Platz.«
    »Dann rate ich dir, hiervon eine Vergrößerung machen zu lassen.« Er warf ihr die Tüte mit Lenschs Personalausweis zu. »Danach kannst du die Kneipen abklappern, um herauszufin­den, wo er wann war. Werner, sprich mit den nächsten Angehö­rigen. Apropos, habt ihr mit Frau Dahlkes Mann geredet?«
    »Noch nicht. Wir waren zu ihm unterwegs, als wir hierher gerufen wurden.«
    »Gut, Anna soll mit den Kneipen anfangen - ich werde da­für sorgen, dass ein Schutzpolizist sie begleitet -, und du setzt dich mit dem Ehemann in Verbindung.«
    »In Ordnung, Jan«, nickte Werner. »Aber ist das jetzt nicht ziemlich überflüssig? Schließlich ist es unmöglich, dass sie ihn umgebracht hat. Sie ist in Haft, seit wir ihn das letzte Mal lebendig gesehen haben.«
    »Trotzdem müssen wir ihr Alibi für Westland bestätigen.«
     
    Fabel ging den steilen Weg hinunter zur Hafenstraße, wo er sein Auto neben dem silberblauen Streifenwagen geparkt hatte. Er war übermüdet und gereizt und hätte fast die Strecke ins Stadtzentrum nach Pöseldorf eingeschlagen, wo er fünf Jahre lang eine Dachwohnung besessen hatte. Doch nun fuhr er in westlicher Richtung nach Altona: zu seiner neuen Wohnung, die er sich mit Susanne teilte.
    Hamburg ist eine Stadt, in der vornehme Lebensart und Lüsternheit unbehaglich Seite an Seite existieren. Die demons­trative Vulgarität von St. Pauli befindet sich direkt neben der gedämpften Würde eines der imposanteren Teile von Altona. In den Tagen, als Altona noch zu Dänemark gehörte, bildete St. Pauli das sumpfige Niemandsland zwischen Altona und dem deutschen

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