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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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glaube, es gibt schlechtere Wege. Viel schlechtere. Aber ich will nicht behaupten, dass ich mir keine Sorgen um dich machen würde.«
    »Wegen der Gefahr?«
    »Wegen der physischen Gefahr, sicher. Aber die psychische Gefahr spielt auch eine Rolle. Einige der Dinge, die man sieht. Einige der Menschen, mit denen man zu tun hat. Es ist eine ganz neue Dimension des Lebens, auf die du normalerweise nicht stoßen würdest.«
    »Du wirst doch auch damit fertig.«
    »Nicht so gut wie nötig, wenn ich ganz ehrlich sein soll. Deshalb hätte ich den Bettel letztes Jahr beinahe hingeschmis­sen.«
    »Siehst du, Dad, das wusste ich nicht. Du sprichst nie mit mir über deine Arbeit.«
    »Entschuldige. Vielleicht hätte ich es tun sollen. Aber der größte Teil der Polizeiarbeit ist langweilig oder deprimierend. Nimm meinen Job. Es ist einer der Spitzenposten bei der Poli­zei, und man könnte ihn für aufregend und faszinierend halten, wenn man alles glaubt, was in der Presse zu lesen oder im Fern­sehen zu bewundern ist. Glaub mir, das trifft nicht zu. Neun­undneunzig Prozent ... mehr als neunundneunzig Prozent der Mordfälle, die ich untersuche, werden von Leuten mit niedriger Intelligenz unter Alkohol- oder Drogeneinfluss und in einer schäbigen, verwahrlosten Umgebung begangen. In Wirklichkeit ist Mord vulgär. Wie die allermeisten Verbrechen. Da draußen findet man nur sehr wenig kriminelle Superhirne oder geniale Serienmörder. Überwiegend sitzen wir am Ende jemandem am Tisch gegenüber, der in vieler Hinsicht ebenfalls ein Opfer sei­nes eigenen Verbrechens ist. Solche Menschen, die wahrschein­lich gerade ausgenüchtert sind, fragen sich verwirrt, wie zum Teufel sie in ihre Situation geraten sind.«
    »Doch bestimmt nicht immer?«
    »Nein ... nicht immer. Hinzu kommen Soziopathen, Ver­gewaltiger, Drogenhändler, Berufskriminelle, die allein zu ih­rem persönlichen Vergnügen oder aus Profitgründen andere er­morden oder verstümmeln. Aber, Gabi, so werden sie nicht im Fernsehen gezeigt. Es ist der Abschaum der Gesellschaft.«
    »Wahrscheinlich habe ich eine höher entwickelte Sicht­weise, als du denkst, Dad. Ich lebe in der realen Welt und hole mir meine Vorstellungen nicht aus dem Fernsehen.«
    »Na gut.« Fabel lächelte seine Tochter an. »Ich weiß, dass du ein kluges Mädchen bist, aber du musst unbedingt wissen, wo­rauf du dich einlässt. Es ist eine Arbeit, die einem zu schaffen macht. Egal, für wie robust oder zäh man sich auch hält, irgend­wann geht einem die Sache an die Nieren.«
    »Redest du über mich oder über Maria Klee? Ich weiß, was ihr zugestoßen ist. Machst du dir deshalb Sorgen? Sag mal, Dad, und ich möchte, dass du ganz ehrlich bist ... Würdest du dieses Gespräch auch dann mit mir führen, wenn ich nicht deine Tochter, sondern dein Sohn wäre?«
    »Ja. Ganz bestimmt. Darum geht es nicht. Es kommt darauf an, wer du bist, nicht, welchem Geschlecht du angehörst. Man­che sind für den Beruf geschaffen, andere nicht.«
    »Meinst du, dass ich dafür geschaffen bin?«, fragte Gabi mit einer erheblichen Portion Trotz. In diesem Moment entdeckte Fabel einen Anflug von Renates Temperament in den Augen seiner Tochter.
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte er. »Wirklich. Nach all den Jahren bezweifle ich manchmal sogar, dass ich selbst dafür ge­schaffen bin. Ich möchte einfach nur, dass du dich so unvorein­genommen wie möglich mit deiner Zukunft beschäftigst.« Er zögerte, denn er war sich nicht ganz sicher, ob er seinen nächs­ten Gedanken in Worte kleiden sollte. »Ich habe nie ein schlechtes Wort über deine Mutter gesagt. Das weißt du doch?«
    »Ja. Ich weiß auch, dass du gute Gründe dafür gehabt hät­test.« Gabis Miene war betrübt.
    »Damit werde ich auch jetzt nicht anfangen, Gabi, aber du darfst dich durch sie nicht von deinem Kurs abbringen lassen. Auch durch mich nicht. Du musst dich selbst entscheiden, und deine Mutter ist manchmal ein bisschen ...«
    »Bitter?«, beendete Gabi den Satz an seiner Steile. »Die Wahrheit ist, dass sie ihren Fehler schon bald eingesehen hat. Ludiger konnte sich nie mit dir messen. Trotz seines Charmes hat er sich als Widerling entpuppt.«
    »Ich habe nie gehört, warum sie sich eigentlich getrennt ha­ben. War es wegen einer anderen Frau?«
    Gabi antwortete nicht sofort. »Wusstest du das nicht, Dad? Er hat sie geprügelt.«
    »Sie geschlagen?«
    »Nicht oft. Und nicht so sehr, dass man es sehen konnte. Aber ein Mal ist zu oft.«
    Fabel

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