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Jan Fabel 05 - Walküre

Titel: Jan Fabel 05 - Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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sich. Von seinem Platz aus hatte Gerdes nicht in die Küche hineinblicken kön­nen, als sie die Tür öffnete. Genauso hatte Ute es geplant. Sie nahm sich die Zeit, alles noch einmal zu durchdenken, was ge­tan werden musste. Dann ließ sie die Augen durch die Küche schweifen, um sich zu vergewissern.
    Ja, alles war bereit.
    Sie lauschte dem Köcheln der Suppe auf dem Herd und dem leisen Summen des Absauggebläses. Um sie herum waren der Fußboden, die Ablagen und sogar die Wände bis auf Schulter­höhe mit dicken blauen Plastikfolien bedeckt. Um jeden Sprit­zer seines Blutes aufzufangen.
     

7.
     
    Sofort als Fabel durch die Wohnungstür trat, merkte er, dass Susanne etwas auf dem Herzen hatte. Er hatte, seit sie zusam­men waren, ein Gespür für ihre Stimmungen entwickelt. Des­halb wusste er, dass sie etwas beunruhigte. Doch wie die meis­ten Männer war er nur fähig, die größeren Buchstaben und nicht das Kleingedruckte zu lesen.
    »Wie war dein Gespräch mit Gabi?« Sie lächelte, wirkte je­doch immer noch geistesabwesend.
    »Sehr gut. Du kennst Gabi ja, sie ist ein kluges Mädchen. Klug genug, um selbst Entscheidungen zu treffen.« Fabel küsste Susanne. »Was ist los?«, fragte er.
    »Ich habe die Akten über den Westland- und den Lensch-Mord, die du mir gegeben hast, durchgesehen.« Ungeduld und Energie kamen in ihrer Stimme zum Ausdruck.
    »Aha ...« Fabel folgte ihr ins Wohnzimmer. Sie ließen sich auf dem Sofa nieder und breiteten die Akten vor sich auf dem Couchtisch aus. »Und deine Regel, zu Hause nicht über die Ar­beit zu sprechen?«
    »Ich dachte, das sei unsere Regel ... Egal, lass mich eine Ausnahme machen. Etwas stimmt hier nicht. Es gibt kein Muster. Weder beim Opferprofil noch bei der Abfolge.«
    »Aber wir haben noch nicht genug Opfer für ein verläss­liches Muster.«
    »Bei den ursprünglichen Morden in den Neunzigern war das der Fall. Diesmal weiß ich es einfach nicht.« Stirnrunzelnd blät­terte sie in den Notizen. »Du setzt also auf eine Nachahmung, stimmt's?«
    »Ja, zumindest vorläufig.«
    »Gut, nehmen wir an, du hast recht«, sagte Susanne. »Was für eine Mörderin oder was für Mörderinnen suchen wir dann? Gott weiß, dass du fast genauso gut wie ich über die Psyche von Mehrfachmördern informiert bist. Also ist dir klar, dass Serien­mörderinnen vier großen Gruppen angehören.«
    »Mhm.« Fabel lehnte sich im Sofa zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Todesengel, Schwarze Witwen, Mörderinnen aus Rache und aus Wahnsinn.«
    »Richtig«, bestätigte Susanne. Sie stand auf, ging in die Kü­che und kam mit einer gekühlten Flasche Wein und zwei Glä­sern zurück. Dann goss sie beiden ein Glas ein.
    »Sehr schmackhaft«, sagte er, nachdem er einen Schluck ge­trunken hatte. »Nichts geht über einen schönen trockenen Chardonnay und eine Plauderei über zerstückelte Leichen.«
    »Willst du das hören oder nicht?«, fragte Susanne ungeduldig.
    »Okay. Die vier Gruppen ... Und du versuchst herauszufin­den, in welche unser Mädchen gehört?«
    »Versuchen ist das richtige Wort. Nehmen wir die Todes­engel ... Frauen, die meistens Krankenschwestern oder sonst in Medizin- oder Pflegeberufen tätig sind. Sie bringen schwache Menschen um, und zwar entweder aus Profitgründen oder weil sie glauben, dem Opfer damit einen Gefallen zu tun. Dabei geht es ihnen von Anfang an nur um die Macht, über Leben und Tod entscheiden zu können. In diese Kategorie gehört die Täterin nicht.«
    »Bestimmt nicht«, bestätigte Fabel.
    »Und dann die Schwarzen Witwen, die wiederum zwei Gruppen bilden: die vom Gewinn Motivierten und die Sexual­täterinnen oder psychosexuell Motivierten. Ihre Opfer sind ih­nen gewöhnlich bekannt. Auf einer intimen Ebene. Sie ermor­den ihre Sexualpartner oder Männer, die sie aufgegabelt haben.«
    »Ich schlafe heute Nacht auf der Couch.« Fabel grinste, setzte jedoch sofort wieder eine ernste Miene auf, als Susanne ihn missbilligend ansah. »In diese Kategorie könnte unser Mäd­chen passen. Sie nimmt sexuellen Kontakt auf und spielt die Rolle einer Prostituierten.«
    »Aber sie profitiert nicht finanziell von den Morden.«
    »Immerhin hat sie Westlands Telefon, Tagebuch und Brief­tasche mitgenommen.«
    Susanne schüttelte den Kopf. »Das ist nicht die Art Beute, für die eine Schwarze Witwe jemanden töten würde. Und mir ist unklar, wie sie daraus einen sexuellen Nutzen zieht - es sei denn, sie hat einen Orgasmus während der

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