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Jane Christo - Blanche - 01

Jane Christo - Blanche - 01

Titel: Jane Christo - Blanche - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Erzdämon
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konnte nicht verhindern, dass sich ihre Wangen vor lauter Wohligkeit erwärmten. Ein kurzer Blick auf Beliar bestätigte, dass sie vermutlich zum Anbeißen aussah. Apropos …
    „Isst du nichts?“
    „Dämonen nähren sich von anderen Dingen.“
    „Zum Beispiel?“
    „Das kann Vieles sein.“
    „Hilf mir auf die Sprünge, mein Assoziationsvermögen ist bei Dämonen etwas beschränkt. Falls du es vergessen hast, du bist mein erster.“
    Sein linker Mundwinkel hob sich träge. „Richtig“, sagte er, beugte sich vor und stützte seine Unterarme auf der Tischplatte ab. „Nun, da wären zum einen Emotionen, wenn sie stark genug sind. Blut geht ebenfalls und …“
    „Und was?“
    „Sex.“
    Warum hatte sie auch gefragt.
    „Und – ähm – hast du Hunger?“
    Hallo-ho, jemand zu Hause? Halt gefälligst die Klappe!
    Beliar lächelte. „Angst?“
    „Das würde dir gefallen, was? Ich – äh – bin nur satt und das fühlt sich so gut an, dass ich mich gefragt habe, ob du …“ Sie beendete den Satz nicht, weil sie wie eine Idiotin klang. Gut gemacht, jetzt faselte sie auch noch.
    „Du bist um mein Wohlergehen besorgt? Das gefällt mir. Was hast du denn anzubieten? Gefühle, Blut oder …“
    „Ach, halt den Mund!“ Sie schob ihren Stuhl zurück, stand auf und wandte sich ab, um ihre Ausrüstung zu überprüfen. Ihre Wangen brannten und es war nicht nötig, dass er es sah. Was war nur mit ihr los?
    Konzentriere dich!
    Die SIG und die Heckler befanden sich in den Schulterholstern. Die Beretta Jetfire steckte in einem Halfter, das Wayne zu ihrem siebzehnten Geburtstag hatte anfertigen lassen. Es wurde wie ein Rucksack umgeschnallt und im Rücken mit dem Gürtel verbunden. Das Griffstück der Waffe lag auf Höhe der Nieren parat. Das war sicherer, als die Pistole in den Hosenbund zu stecken. Außerdem konnte sie sich auf diese Weise gefahrlos setzten, vorausgesetzt, der Sicherheitsbügel war eingelegt. Die kleine Jetfire hatte zwar keine bemerkenswerte Reichweite, war jedoch so tödlich wie ihre großen Brüder und Schwestern. Mit ihren 300 Gramm gehörte sie zu ihren leichtesten Waffen, von den beiden Messern in den Stiefeln einmal abgesehen. Für jede Pistole steckten jeweils zwei Ersatzmagazine in der Cargohose. Wayne hatte ihre Cargos gehasst. Er befürchtete, dass sie eines Tages an einer der vielen Seitentaschen hängen bleiben würde. Sie jedoch schwor auf die Armeehosen. Sie boten jede Menge Platz für Munition, Wurfsterne und anderes Zubehör, das ihr, wenn es hart auf hart kam, das Leben retten konnte.
    Ihre restliche Ersatzmunition sowie Waynes seltsame Waffe mit den Glaspatronen hatte sie gestern im Kasten der defekten Klimaanlage über dem Schlafzimmerfenster verstaut. Ein besseres Versteck konnte sie in der kurzen Zeit nicht auftreiben.

    Nella hauchte auf ihre eiskalten Hände. Kleine Kondenswölkchen bildeten sich, die einen Atemzug später mit dem frostigen Novemberabend verschmolzen. Wie so oft war sie eine der Ersten am Boulevard de Denain, damit ihr niemand ihren Stammplatz streitig machen konnte. Angeblich gehörte es zu Pierres Pflichten, dafür zu sorgen, dass sie ungestört arbeiten konnte. Doch dieser Drecksack hockte den ganzen Tag mit seinen Drecksack-Freunden im Bois de Boulogne und verwettete ihre hart erarbeiteten Moneten beim Pferderennen. Die Buchmacher waren die Einzigen, denen sie etwas einbrachte, dachte sie bitter und hauchte erneut auf ihre steifen Finger. Nella war nicht dumm, auch wenn das jedermann annahm. Dass sie nicht besonders helle rüberkam, gehörte zu ihrem Image, immerhin war sie schon einundzwanzig und musste weiterhin wie fünfzehn wirken – oder jünger. Wie lange würde sie damit noch durchkommen? Wie lange konnte sie überhaupt so arbeiten? Nella hatte schon ein paar Mal überlegt, den Zuhälter zu wechseln, doch die Angst, dass es noch schlimmer werden könnte, hielt sie davon ab. Zumindest ließ Pierre sie in Ruhe.
    Viele Mädchen nahmen Drogen, um eine Zeit lang ihrem Elend zu entkommen, doch Nella hatte gesehen, was dieses Gift aus ihnen machte. Seelenlose Roboter mit leerem Blick, die ihren Körper für eine Linie Koks verkauften. Nella vergrub die rot lackierten Nägel in ihre Handballen. Das war so ungerecht! Was hatten diese Mädchen verbrochen, um so ein Leben zu verdienen?
    Was hatte sie getan, um hier zu landen, außer von einem anderen Leben zu träumen als in Clichy-sous-Bois alt und grau zu werden, einer der Banlieues von Paris. Von einem

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