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Jane Christo - Blanche - 01

Jane Christo - Blanche - 01

Titel: Jane Christo - Blanche - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Erzdämon
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befand sich eine Toreinfahrt gleich neben einer Tiefgarage. Bevor ihr Verstand wusste, was sie tat, hatte sie die Heckler gezogen. Beliar schien die Gefahr ebenfalls zu spüren, denn seine Haltung verriet äußerste Konzentration. Die Muskeln unter dem langen Mantel waren angespannt. Den Kopf hatte er auf die Seite gelegt, die Lider halb geschlossen, während er die Pariser Dreckluft inhalierte, als ob er darin etwas wittern konnte.
    Aber klar doch.
    „Sie sind zu fünft“, knurrte er. „Zieh’ dich zurück, ich erledige das.“
    Sonst noch was? Ehe sie etwas erwidern konnte, wurde das Feuer eröffnet. Dem Geräusch nach benutzten sie Uzis – Maschinenpistolen, na toll, das musste ihr Glückstag sein! Zwei Schützen befanden sich in der Tiefgarage, zwei weitere hinter dem kackfarbenen Tor der schmalen Einfahrt. Einen fünften Mann, wenn es ihn denn gab, konnte sie nicht ausmachen. Blanche erwiderte das Feuer und brachte sich mit einem Hechtsprung hinter einen parkenden Citroën aus der Schusslinie. Beliar, dieser Trottel, tat nichts dergleichen, sondern stand wie eine lebende Zielscheibe mitten auf der Straße, als wollte er mutwillig die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Blanche fluchte und machte einen Satz über die Motorhaube, um ihn zu Boden zu werfen. Dabei fing sie zwei Kugeln ab, die ihn in die Brust getroffen hätten. Stattdessen brannte nun ihr linker Arm, als hätte ihn jemand mit einem glühenden Schürhaken durchbohrt. Trotz des Schmerzes erschoss sie im Abrollen den Schützen aus der Tiefgarage. Sie lag flach auf dem Kopfsteinpflaster, Beliar musste irgendwo hinter ihr sein. Warum zum Henker zog er jetzt nicht seine Schwebekugelnummer ab? Wo waren die Wunder, wenn man sie brauchte?
    Sie drängte den Schmerz des verwundeten Arms aus dem Bewusstsein und betäubte ihn mit der gewohnten inneren Kälte. Nachdem sie Deckung hinter einem Schuttcontainer gefunden hatte, suchte sie in den Schatten der Garage den zweiten Mann. Ein Manschettenknopf blitzte auf, als er die Waffe hob. Blanche schoss und der Typ war tot, bevor er den Boden berührte. Blieben noch die zwei in der Einfahrt plus Mister Unbekannt. Aus den Augenwinkeln sah sie einen schwarzen Schatten hinter das Tor fliegen. Beliar, der in der Dunkelheit wie eine mutierte Riesenfledermaus aussah. Es folgten Schreie, ein Fluch, danach erstarb das Kugelfeuer schlagartig. Die plötzliche Stille war ohrenbetäubend, dennoch hielt sie die Luft an und lauschte.
    Wie aus dem Nichts sang Louis Armstrong schräg hinter ihr „On the sunny Side of the Street“. Das Handy leierte den Song, bis jemand den Anruf entgegennahm. Verdammt! Blanche schob sich zwischen Citroën und Container, ignorierte das Pochen ihres Arms und suchte das Halbdunkel des engen Hauseingangs ab. Zweimal feuerte sie auf gut Glück in die Schatten, um den Mistkerl aus der Reserve zu locken. Befehle schossen wie Gewehrsalven durch die Dunkelheit, ob sie dem Anrufer galten oder seinen Kumpeln wusste sie nicht, denn er sprach Russisch.
    Mit geschlossenen Augen konzentrierte sie sich auf ihre Umgebung, doch da war kein verräterisches Geräusch. Kein Nachladen, kein Entsichern, kein Geflüster, nichts. Bis auf … Moment mal, das klang fast wie … oh Scheiße!
    Bevor sie reagieren konnte, landete eine Handgranate einen halben Meter vor ihren Füßen. Ihr war klar, dass sie ihren Hintern aus der Gefahrenzone bringen sollte, und zwar pronto, dennoch starrte sie das Ding wie betäubt an. Ihre Beine bestanden plötzlich aus Blei, ihre Knochen schienen tonnenschwer zu sein. Entweder war sie zu langsam oder jemand hatte den Film angehalten, in dem sie die Hauptrolle spielte, und ließ ihn in Slow Motion ablaufen. Obwohl sich der Container direkt neben ihr befand, wäre er keine Hilfe, denn er war mit einem schweren Metalldeckel samt Vorhängeschloss gesichert. Es gab nichts, das ihr rechtzeitig Deckung geben würde. Da sie nicht vorhatte, an einem Splitter im Rücken zu sterben, stand sie aufrecht da, die Gefahr vor Augen und wartete auf das Unvermeidliche. Eine eigentümliche Ruhe breitete sich aus. Blanche holte tief Luft, als würde sie jeden Moment abtauchen.
    Verzeih mir, Wayne.
    Dann wurde es schlagartig dunkel und ein intensiver Zimtgeruch hüllte sie ein. Die Detonation nahm sie nur am Rande wahr, als wäre sie in Watte gepackt. Etwas lag um ihre Taille, sie wurde auf den Bauch geworfen und schnappte nach Luft. Ihr Rücken war gegen etwas Granithartes gepresst – hatte sich eine Bauplatte

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