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Jane Christo - Blanche - 01

Jane Christo - Blanche - 01

Titel: Jane Christo - Blanche - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Erzdämon
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sie. Nella hatte ihn gebeten, das Geld für sie aufzubewahren und er war einverstanden gewesen. Wahrscheinlich wusste er, dass Pierre ihr alles abnehmen würde. Das machte sie in gewisser Weise zu Komplizen und Nella genoss die Tatsache, Pierre aufs Kreuz zu legen. Und Enzo wusste das ebenfalls.

4
    B
lanche erinnerte sich nicht mehr, wie sie zurück ins Hotel am Montmartre gekommen waren. Irgendwann war Beliar auf dem Dach gelandet und hatte sie die Feuertreppe runtergetragen, obwohl sie beteuerte, dass sie selbst laufen konnte. Im Hotel erwartete sie das Chaos einer durchsuchten Bleibe. Umgeworfene Möbel, aufgeschlitzte Polster, geleerte Kommoden, obwohl es da nicht viel zu leeren gab. Blanche trug das Meiste am Körper. Ihr Lieblingsroman, ein zerlesenes Taschenbuch, lag aufgeschlagen neben dem Bett. Sie wischte den Staub vom Cover und machte Anstalten, Waynes Waffe aus dem Versteck zu holen, als Beliar ihr eine Hand zwischen die Schulterblätter legte und sie in die völlig deplatzierte Landhausküche führte.
    Sie war eine Meisterin des Verdrängens, eine Eigenschaft, die ihr im Kampf zugutekam. Gefühle wie Angst oder Zweifel wurden in den Hintergrund gedrängt und ihr Instinkt übernahm die Führung. Wurde sie verwundet, was selten genug vorkam, konnte sie den Schmerz beiseiteschieben, bis sich eine günstige Gelegenheit bot, sich darum zu kümmern. Das Ärgerliche an Verletzungen war jedoch, dass der Schmerz, sobald man ihn zur Kenntnis nahm, mit der Kraft einer Autobombe explodierte. Als sie den angeschossenen Arm sah, drehte sich ihr Magen um. Heilige Scheiße, wie viel Blut hatte sie verloren? Ohne auf ihren Protest zu achten, riss Beliar den Ärmel ihres schwarzen Rollkragenpullovers ab und besah sich die Wunden. Die Untere war ein glatter Durchschuss, bei der darüber hatte sie weniger Glück, denn die Kugel steckte im Oberarmknochen. Das erklärte das höllische Pochen. Als sie Beliar beschreiben wollte, wo er die Hilfsmittel zur Entfernung des Projektils finden würde, legte er eine Hand über das Einschussloch. Obwohl er sie kaum berührte, breitete sich eine angenehme Wärme aus. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie schweißgebadet war und zitterte. Der Dämon flüsterte leise Worte, und obschon sie deren Sinn nicht verstand, übten sie eine beruhigende Wirkung aus. Sie wusste, dass jetzt der eklige Teil kam. Der Schmerz, den sie im Moment empfand, war nichts gegen die Qualen, die das Rauspulen der Kugel verursachen würde. Wenn sie Pech hatte, saß sie im Knochen fest, dann konnte sie nur hoffen, dass sie ohnmächtig wurde.
    Sich innerlich wappnend drückte sie das zerfledderte Taschenbuch mit dem gesunden Arm gegen ihre Brust. Eigentlich wollte sie nicht hinsehen, doch die Tatsache, dass Beliar noch immer nicht nach den Utensilien suchte, ließ sie die zusammengepressten Lider lüften. Der Dämon hielt seine Hand mit geschlossenen Augen über die Wunde und murmelte weiterhin leise vor sich hin. Plötzlich zog etwas an ihrem Arm, in ihrem Arm. Einen Augenblick später flutschte die zusammengepresste Kugel aus dem Eintrittsloch und klackerte über die Sandsteinfliesen. Kurz darauf schloss sich die Wunde, als würde man einen Film im Rücklauf ansehen. Ohne mit dem Gemurmel innezuhalten, wanderte seine Hand tiefer zu dem Durchschuss. Auch hier verebbte der Blutfluss innerhalb weniger Sekunden und sie konnte praktisch zusehen, wie die Wunde verheilte. Das Buch fest an sich gedrückt, starrte sie mit offenem Mund auf ihren entblößten Oberarm. Beliar wandte sich zur Spüle und befeuchtete ein Küchentuch mit kaltem Wasser, mit dem er das getrocknete Blut abwischte. Zurück blieb nichts als helle, makellose Haut.
    Oookay.
    Blanche holte tief Luft, bevor sie ihn ansehen konnte. Er hockte vor ihr auf einem Knie und erwiderte ihren Blick mit ruhiger Miene. Dieser Typ hatte gerade ihre Wunden versorgt. Davor war er mit ihr durch die Gegend geflogen, um sie in Sicherheit zu bringen. Und davor hatte er seine Flügel um sie gebreitet und ihr das Leben gerettet. Und davor …
    „Du bist ein Dämon“, sagte sie mit tonloser Stimme.
    Sein Mundwinkel verzog sich zu einem spöttischen Lächeln. „Du hinkst schwer hinterher, Blanche.“
    Er ist tatsächlich ein Dämon, wiederholte sie in Gedanken und ließ die Worte auf sich wirken. Ein Dämon. War er wirklich hinter Waynes Seele her? Falls ja, musste sie schleunigst anfangen, an so etwas wie eine Seele zu glauben. Na schön, angenommen, es gab Seelen und Dämonen,

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