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Jane Christo - Blanche - 01

Jane Christo - Blanche - 01

Titel: Jane Christo - Blanche - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Erzdämon
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Fall. Sie zog die SIG und drückte sie gegen Beliars Stirn.
    „Wir hatten einen Deal“, flüsterte sie heiser vor Angst.
    Er hob eine Braue, ohne ihre Aureole aus den Augen zu lassen. „Dann wirst du mich also morgen zu ihm führen?“, fragte er mit einer Stimme so dunkel, dass sie sich am liebsten irgendwo verkrochen hätte.
    „Bitte“, wisperte sie, ohne auf seine Frage einzugehen. Ihre Schusshand zitterte. Schon das zweite Mal in seiner Gegenwart stellte ihr Unterbewusstsein murrend fest. Eine schlechte Angewohnheit, aber vielleicht nicht ganz unangebracht, wenn man bedachte, dass er kugelsicher war. Sie ließ die Waffe sinken und berührte mit der freien Hand seine Brust, direkt über dem Herzen.
    „Ich bitte dich, Beliar, Bitte!“
    Langsam wandte er den Kopf und richtete den sturmgrauen Blick auf sie. Es war das erste Mal, dass sie ihn berührte. Und ihn beim Namen nannte.
    Dass Namen Macht besaßen, hatte sie schon gehört. Wie groß diese Macht war, konnte sie in diesem Augenblick in seinen Augen lesen.
    Kurz darauf spürte sie, wie sich Wayne zurückzog. Es war, als hätte Beliars Blick ihn gefangen gehalten und nun, da der Dämon seine Aufmerksamkeit auf jemand anderen gelenkt hatte, war er frei. Ein trauriges Lächeln umspielte Beliars Lippen, während er mit dem Daumen ihre Tränen fortwischte. Sie schluckte trocken, als er ihn gegen seine Lippen drückte und ihre salzigen Tränen aufnahm.
    Hatte er gerade wirklich Waynes Seele laufen lassen? Weil sie ihn darum gebeten hatte? Sie öffnete den Mund, doch bevor sie etwas sagen konnte, zerriss ein Schuss die unnatürliche Stille. Beliars Kopf flog nach vorn, sein heißes Blut verteilte sich über ihr Gesicht, spritzte ihr in den offenen Mund.
    Zum ersten Mal ließen sie all ihre antrainierten Reaktionen im Stich.
    Sie schrie.
    Beliar, der ihre Patronen aufhalten und in der Luft schweben lassen konnte, sackte nach vorn und fiel ihr buchstäblich in den Schoß. Kurz darauf traf sie etwas Hartes auf den Hinterkopf und sie sank in die Gnade einer Ohnmacht.

    „Was heißt, ihr habt ihn liegen gelassen?“
    Eine heisere Stimme weckte Blanche und sofort durchfuhr sie ein stechender Schmerz. Es fühlte sich an, als würde jemand glühende Nägel in ihren Hinterkopf treiben. Aber da war niemand mit einem Hammer, sie spürte lediglich die Nachwirkungen des feigen Schlags. Sie hielt die Augen geschlossen, um sich nicht zu verraten, und verschaffte sich einen Eindruck der Umgebung. Überrascht stellte sie fest, dass sich ihre Sinne wie angespitzte Bleistifte anfühlten. Sie roch den typischen Lagerhausmoder, Staub, Feuchtigkeit und morsches Holz. Darunter nahm sie eine feinere Note wahr, die an Räucherstäbchen erinnerte. Auch ihr Gehörsinn war intensiver als sonst. Der Widerhall der Stimmen verriet, dass der Raum ungefähr sechs mal sechs Meter groß und die Decke mindestens vier Meter hoch war.
    Man hatte sie an einen Stuhl gefesselt. Ihre Hände waren mit Klebeband an die Armstützen fixiert, ihre Füße an die Stuhlbeine gezurrt. Der heisere Sprecher befand sich ungefähr zwei Meter vor ihr. Er hatte ihr den Rücken zugewandt, während er mit jemandem am Ende des Raums redete. Dieser brummte eine kleinlaute Erwiderung, die sie nicht verstand, da er ins Russische übergegangen war. Ein leichter Luftzug deutete auf eine offene Tür in Richtung des zweiten Sprechers hin.
    „Dann bring ihn gefälligst her, Idiot! Nimm Jurij und die Jungs mit, unser Gast wird noch ein paar Stunden k. o. sein!“
    Ein paar Stunden? Träum weiter, Arschloch! Und wen hatten sie überhaupt liegen gelassen?
    Was glaubte sie wohl. Beliar. Die Armlehnen umklammernd schaltete sie auf Überlebensmodus. Wie auf Knopfdruck wurde der schreiende Schmerz ausgeblendet, als sie die gewohnte Kälte willkommen hieß, die ihr Innerstes in Sorbet verwandelte. Schon besser. Sie würde nicht an den Dämon denken, das musste sie auf später verschieben, wie so vieles in ihrem Leben. Jetzt hieß es Zeit gewinnen. Hinhalten. Überleben. Wieder mal.
    Verliere nie dein Ziel vor Augen!
, hallte Waynes strenge Stimme in ihrem Kopf wider.
    Genau das war der Plan. Vorsichtig bewegte sie sich, um zu sehen, wie viel Spielraum die Fesseln ließen. So gut wie keinen. Als sie den Rücken gegen die Lehne drückte, stellte sie erleichtert fest, dass sich die Beretta noch an Ort und Stelle befand. Eine Sorge weniger. Das Hämmern in ihrem Kopf war zu einem dumpfen Pochen zusammengeschrumpft. Blanche fühlte eine

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