Jane Christo - Blanche - 01
seinen besten Männern das Licht ausgeblasen hatte – Zoeys Leibgarde. Wie er zurück in sein beknacktes Moskau geflohen war, bis ihn vor Kurzem jemand aufgesucht und ihm die Chance seines Lebens geboten hatte: Geld, Waffen, Kontakte bla, bla, bla. Während er ihr diesen ganzen Schwachsinn auftischte, ritzte er ein Z in die weiche Haut ihres Bauchs.
„Also, sagst du mir freiwillig, wo er ist, oder darf ich mich noch ein bisschen mit dir amüsieren?“
Sie musste ihre Verwirrung nicht spielen. Wen zum Teufel suchte er, etwa Leo?
„Der unschuldige Blick steht dir gut, Schneewittchen. Aber vielleicht weißt du es wirklich nicht.“
Dem Z folgte ein O.
„Dann helfe ich dir mal auf die Sprünge, Spätzchen. Unser Freund Wayne hatte etwas, das jetzt mir gehört. Da er in diesem Augenblick in der Hölle schmort, braucht er ihn ohnehin nicht mehr. Und da du keine Ahnung hast, was man mit ihm anstellen kann, weißt du sowieso nichts mit ihm anzufangen. Also sag mir, wo ich ihn finde, und wir sind wieder Freunde.“
Dem O folgte ein E. Was für ein Glück, dass er sich Zoey und nicht Zarathustra nannte.
Nachdem er seinen Namen in Großbuchstaben in ihre Haut geritzt hatte, beugte er sich über sie und leckte das Blut ab.
Okay, jetzt war sie wirklich angepisst. Außerdem konnte sie ihn da unten nicht gebrauchen.
„Hör mal zu, du Hackfresse. Ich hab keine Zeit für diesen Scheiß. Wenn du damit fertig bist, mir deine traurige Geschichte vorzuheulen, wie Klein-Zoey in die Welt hinausgegangen ist und keiner ihn lieb hatte, dann verpiss dich in das Rattenloch, aus dem du gekrochen bist. Dein Müll interessiert mich nicht, das kannst du deinem Psychoklempner erzählen!“
Zoeys Kiefer spannte sich an. Als er zu ihr aufsah, waren seine Augen zu Polarsternen mutiert. Er strahlte eine unmenschliche Kälte aus, die das Kellerloch in eine Tiefkühltruhe verwandelte. Dann holte er aus und schlug ihr mit der Faust ins Gesicht. Wie merkwürdig, dass es nicht wehtat. Eigentlich hätte ihr Kiefer gebrochen sein müssen, stattdessen bekam sie lediglich Nasenbluten. Das schien Zoey jedoch zu gefallen, denn er beugte sich vor und betrachtete fasziniert das rote Rinnsal, das über ihre Lippen lief.
„Wo ist er?“, fragte er mit rauer Stimme.
„Wo ist wer?“
„Der Abberufer“, hauchte er.
Der was?
Langsam beugte er sich vor, um ihr genussvoll das Blut aus dem Gesicht zu schlecken. Seine Zunge glitt über ihr Kinn und wanderte nordwärts bis zu ihrer Oberlippe. Zoey stieß ein lustvolles Stöhnen aus, während sein würziger Weihrauchgeruch sie umfing. Was für ein durchgeknallter Freak.
In jedem Fall war er endlich da, wo sie ihn verletzten konnte. Geduldig wartete sie auf den richtigen Augenblick. Noch ein bisschen höher … noch etwas. Gut. Und nun noch ein Stück zurück – perfekt. Sie legte ihren Kopf in den Nacken, was Zoey missverstand. Dieser Idiot glaubte tatsächlich, dass ihr dieser gequirlte Scheiß Vergnügen bereitete – oh Mann, der Typ war echt kaputt. Er stieß einen Seufzer aus und das war ihr Klingelzeichen. Ihr Kopf schnellte vor und traf ihn mit voller Wucht zwischen die Augen. Sie hatte gehofft, dass er davon benommen wurde, tatsächlich jedoch flog er in hohem Bogen durch die Luft und landete rücklings auf dem Estrich. Knock-out.
Das Klebeband stellte sich als echtes Problem heraus, allerdings war der Stuhl nicht mehr der Jüngste, sodass sie die Armstützen kurzerhand abriss. Mit der linken Hand tastete sie nach dem Messer, das Zoey fallen gelassen hatte, und befreite ihre Schusshand von den Fesseln. Gerade rechtzeitig, denn im nächsten Moment öffnete sich die Metalltür und vier Gorillas betraten den Raum. Und glotzten und glotzten. Na toll, Schnelldenker.
Die Jetfire in ihrer Hand fühlte sich gut an. Bevor der erste Mann seine Waffe gezogen hatte, lagen bereits zwei in ihren Blutlachen.
Während sie sich mit einem Ruck vom restlichen Klebeband befreite, warf sie zwei Regale mit Wodkakisten um, hinter denen sie Deckung suchte. Immer mehr Russen strömten in den Lagerraum, und bevor Blanche ahnte, was sie vorhatten, zogen sie Zoey aus der Schusslinie. Verfluchter Mist. Gerade den wollte sie haben, warum hatte sie sich nicht zuerst um ihn gekümmert? Nun, vielleicht, weil er der Einzige im Raum ohne gezückte Waffe war. Schön, dann eben ein andermal. Sie musste hier raus, denn nun eröffneten die Russen das Feuer, während sie nur noch sechs Schuss übrig hatte.
Glas rieselte zu ihrer
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