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Jane Christo - Blanche - 01

Jane Christo - Blanche - 01

Titel: Jane Christo - Blanche - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Erzdämon
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Linken auf den Boden, was verwunderlich war, denn selbst diese Schnapsnasen würden nicht so weit nach oben zielen. Zu ihrem Unmut musste sie sogar zugeben, dass es ziemlich gute Schützen waren. Gerade deswegen ließ sie sich nur ungern ablenken. Dennoch riskierte sie einen Blick nach oben und nun war sie diejenige, die ein dummes Gesicht machte. Die Gitter des hohen Fensters waren aus der Halterung gerissen, die Scheibe zertrümmert. In dem Kugelhagel war niemandem der Lärm aufgefallen oder der Dämon, der schwer atmend in der Fensteröffnung hockte. Er sah mitgenommen aus. Seine Flügel qualmten, der Mantel war voller Brandlöcher und sein Haar an mehreren Stellen versengt.
    Doch das war nichts gegen seinen Gesichtsausdruck: Fleischgewordener Hass trifft rasende Wut. Er thronte wie ein Gott des Massakers und des Blutbads über ihnen und suchte sich sein erstes Opfer aus. Oh-oh, zieht euch warm an, Jungs, der Dämon ist stinksauer!
    Beliar sprang vom Fenstersims und kam über die Russen wie eine Nemesis. Den Ersten zerriss er in der Mitte und warf die beiden Hälften auf die entsetzten Männer. Obwohl sie schon viel gesehen hatte, drehte sich ihr bei diesem Anblick der Magen um. Erst nachdem Beliar dem zweiten Mann in den Brustkorb griff und sein Herz herausriss, erwachten die Russen aus ihrer Schockstarre und liefen kreischend davon. Es war ein seltsamer Anblick, bewaffnete Männer schreiend und mit panischem Blick türmen zu sehen, darum sah sie nicht weg. Auch nicht, als Beliar einem der Flüchtenden den Kopf abriss und den anderen hinterherwarf. In Nullkommanichts war der Lagerraum leer und sie stand einem keuchenden Dämon gegenüber. Er war rasend vor Zorn und bebte vor zügelloser Kraft. Er schien Schwierigkeiten zu haben, sich zu kontrollieren, darum legte sie ihm vorsichtig eine Hand auf den Arm und drückte ihn leicht. Es wirkte, denn allmählich beruhigte sich sein Atem und seine Augen fokussierten sich auf sie, als wäre sie ein Anker, der ihn davor bewahrte, in die stürmische See abzudriften.
    „Verdammt, Beliar, ich dachte, du seist tot!“, begrüßte sie ihn mit belegter Stimme. Die Erleichterung, die mitschwang, strafte ihre harschen Worte Lügen. Anscheinend erreichte sie ihn, denn sein Blick klärte sich und die Gewitterfront verschwand aus seinen Augen.
    „Durch eine Menschenwaffe?“, fragte er und hob belustigt eine Braue.
    „Du lagst blutend in meinem Schoß!“
    Sein Blick wanderte ihren Körper hinab, um eben diese Stelle zu suchen, doch anstatt das Lächeln zu vertiefen, verengten sich seine Augen, als er den aufgerissenen Pullover bemerkte und das Blut auf ihrem Bauch. Ein Knurren vibrierte in seiner Kehle, als unvermittelt Lärm von der anderen Seite des Gebäudes zu ihnen drang. Es klang wie Axthiebe, die auf eine Tür einschlugen. Es folgten Schüsse, Befehle wurden gebrüllt, schließlich eine Granate gezündet. Der Knall ließ die schwere Metalltür des Lagerraums in den Angeln ächzen, dann wurde es still. Sie wechselte einen Blick mit Beliar.
    „Lass uns abhauen“, sagte sie und nickte zum Fenster. „Warum hat das überhaupt so lange gedauert?“, erkundigte sie sich und zog den Pullover vorn zusammen.
    „Das erzähle ich dir, sobald wir in unserem Quartier sind.“
    Seine Stimme war heiser vor Zorn und die grauen Augen hatten sich wieder zugezogen. In diesem Zustand wollte sie ihm lieber nicht widersprechen. Also ließ sie sich in seine duftige Starbucks-Umarmung hüllen – Gott, er roch gut – und genoss den Flug zurück zum Hotel.

    Leo stand vor dem beschlagenen Badezimmerspiegel seines Unterschlupfs in der Nähe des Montmartre. Er betrachtete sein zerschlagenes Gesicht, das in den vergangenen Tagen um zehn Jahre gealtert war. Wie hatte es so weit kommen können? Dreißig Jahre in Paris war er praktisch mit der steigenden Kriminalität aufgewachsen. Damals hielt Vincenzos Familie die Fäden in der Hand. Da gab es diese Kalaschnikow-schwingenden Großmäuler aus den ehemaligen Ostblockstaaten noch nicht. Offene Grenzen waren eben nicht immer ein Segen, doch er machte sich nichts vor. Der Mafia-Krieg in Paris hatte nichts mit unterschiedlichen Kulturen zu tun. Hier ging es um die Vorherrschaft der führenden Familien – das war ein reiner Machtkampf.
    Wenn er ehrlich war, mochte er die Russen. Sie waren ein melancholisches Volk mit brutaler Geschichte, das eine Menge einstecken musste. Außerdem kannte er unter den Italienern genauso viele Dreckschweine wie unter den

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