Jane Christo - Blanche - 01
Stromschlag, besiegelte die Vereinbarung. Blanche presste die Lippen zusammen und hoffte inständig, dass sie ihm nicht ihre Seele verscherbelt hatte.
„Du weißt bereits, dass Wayne Frau und Kind an die Vory-V-Zakone, die Russenmafia, verloren hat“, begann er und lehnte sich wieder im Sessel zurück. Sie nickte und umschlang ihre Knie mit beiden Armen. „Das Russensyndikat hat sie an das georgische Kartell verkauft, die sie in Pornofilmen missbraucht und anschließend in einem Snuff-Film hingerichtet haben.“
Bei diesen Worten legte sie ihre Stirn auf die Knie und schluckte hart. Obwohl sie normalerweise die schonungslose Variante bevorzugte, wäre sie in diesem Fall für ein bisschen Zuckerguss dankbar gewesen. Aber wie sollte man Gewalt und eine qualvolle Hinrichtung beschönigen? Etwa wie: Sie wurden gefoltert, hatten aber einen schnellen Tod? Blanche bereute, sich den Bauch so vollgeschlagen zu haben, doch sie zwang sich, Beliars dunkler Stimme zu folgen, der diese schrecklichen Informationen ungerührt vortrug wie ein Nachrichtensprecher die Wettervorhersage.
„Wayne hat sie nie finden können, nicht einmal ihre Leichen“, fuhr er schonungslos fort. „Und das war etwas, das er sich nicht verzeihen konnte.“
Die Tatsache, dass er seine eigene Familie nicht schützen konnte, musste ihn fast umgebracht haben.
„Damals hat Wayne seinen ersten Pakt mit Saetan abgeschlossen.“
Blanche hatte das Gefühl, als hätte ihr jemand kalten Stahl in den Bauch gerammt. Sie hob den Kopf und starrte den Dämon an.
„Er wollte der beste Killer werden, um Rache nehmen zu können.“
Als er ihre Verblüffung sah, hob er spöttisch einen Mundwinkel.
„Was glaubst du, wie aus einem gewöhnlichen Familienvater, der auf dem Bau arbeitet, über Nacht ein kaltblütiger Auftragsmörder wird?“
„Und was musste er dafür tun?“, fragte sie heiser.
„Als Gegenleistung für seine neue körperliche und geistige Verfassung verpflichtete er sich, für Saetan eine Zeit lang flüchtige Dämonen einzufangen und zu ihm zurückzubringen.“
„Wie lange?“, flüsterte sie.
„Zwanzig Jahre, danach wäre er frei gewesen.“
Aber er war nicht frei, nicht einmal im Tod. „Wie konnte er Dämonen einfangen, er war doch nur ein Mensch.“
„Da komme ich ins Spiel. Ich habe ihm das notwendige Wissen vermittelt und seinen Körper verändert. Ihn stärker, widerstandsfähiger gemacht. Zwar konnte er immer noch von einer Kugel getroffen werden, starb aber nicht mehr so leicht. Außerdem habe ich seine Reflexe vervielfacht, seine Sehkraft – nun, das kennst du ja bereits.“
Oh ja, sie hatte Beliars Blut getrunken und war gestärkt daraus hervorgegangen. War es bei Wayne ebenso gewesen oder wie funktionierte das? Eine Flasche Château d’Dämon und fertig ist der Profikiller? Warum nicht, Wayne hatte Augen wie ein Falke, er brauchte kein Zielfernrohr, nicht einmal auf hundert Meter Entfernung. Seine Hände hatten nie gezittert und im Nahkampf ließ er Jackie Chan alt aussehen, denn Wayne war verdammt schnell. Und wenn er traf, war sein Gegner nicht mehr aufgestanden. Wo hatte er das alles gelernt? Konnte man sich diese Kunst überhaupt ohne Hilfe aneignen? Sie hatte seit ihrem elften Lebensjahr täglich stundenlang trainieren müssen, bis ihr vor Erschöpfung Tränen kamen. Erst dann hatte Wayne sie verschnaufen lassen. Er war immer bis an ihre Grenze gegangen und darüber hinaus, um sie ständig zu erweitern. Freie Tage gab es nicht. Wenn sie nicht arbeiteten, erledigte er einen Job. Manchmal nahm er sie mit und ließ sie mit seinen Zielpersonen üben.
„Wozu brauchte Saetan Wayne, ich meine, warum hast du die Streuner nicht einfach eingesammelt und wieder zurückgebracht?“
„Dämonen können keine heiligen Plätze aufsuchen.“
„Na und? Du bist ein Dämon, sie sind Dämonen – ihr könnt beide keine Kirche betreten …“
„Wayne hatte zwei Sorten von Beute. Die einen waren abtrünnige Dämonen. Ein Dämon, der aufrichtig bereut, ist durchaus in der Lage, geweihten Boden zu betreten. Die anderen waren Menschen, die einen Pakt mit Saetan geschlossen, ihren Teil jedoch nicht eingehalten haben.“
So wie Wayne, nur dass die anderen noch gelebt hatten, während er pulverisiert wurde.
„Also hat er reumütige Dämonen und abtrünnige Menschen in die Hölle geschickt?“
Beliar nickte.
„Seine Arbeit als Profikiller war zum Schluss nur noch ein Hobby. Die Jobs, die die Italiener ihm vermittelt haben, wurden
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