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Jane Christo - Blanche - 01

Jane Christo - Blanche - 01

Titel: Jane Christo - Blanche - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Erzdämon
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für ihn zu reinen Fingerübungen.“
    Kein Wunder, dass er sie mit seinen Aufträgen hatte trainieren lassen – sozusagen als lebende Zielscheiben. Als Kind hatte sie sich nichts dabei gedacht, diese Leute waren ohnehin dem Tod geweiht.
    „Wayne hat bekommen, was er wollte. Zuerst hat er das georgische Kartell in Paris vernichtet, was lächerlich einfach war. Die Kartweli waren damals noch nicht organisiert und zudem durch interne Streitigkeiten gespalten. Er hat sie alle erwischt – ihre Leichen wurden nie gefunden. Anschließend hat er sich die Köpfe der Vory-V-Zakone vorgenommen. Viktor, Pjotr und Wladislaw. Danach ihre zweite Befehlsebene, zum Schluss die Krieger.“
    Nur Zoey war ihm durch die Lappen gegangen, denn der hatte sich in Moskau verkrochen. Allerdings war er damals erst dreizehn Jahre alt gewesen und Wayne hatte seine Grundsätze.
    „Wie ist es zum zweiten Pakt mit Saetan gekommen?“
    Beliars Hände hatten entspannt auf den Armlehnen des Sessels gelegen. Nun stützte er die Ellenbogen auf, beugte sich ein wenig vor und sah sie schweigend an.
    Sie kannte die Antwort. Leo hatte es ihr gesagt – und Beliar wusste das.
    Sie war der Grund.
    „Was genau sollte Saetan für ihn tun?“ Oder besser gesagt für sie, denn Wayne wollte nichts für sich.
    „Für deine Sicherheit garantieren. Wayne hat mit dem zweiten Pakt so lange gewartet, bis die Russen euch eines Tages zu nahe gekommen sind. Erinnerst du dich an die Nacht vor fünf Jahren, eine Woche vor Ostern?“
    Als ob sie die vergessen könnte. Ihr Miniappartement in der Rue du Caire war wie ein Schweizer Käse zerlöchert worden. Kurz bevor das Geballere losging, hatte sich Wayne über sie geworfen und samt dem Bettzeug zu Boden gedrückt. Ohne auf ihre Proteste zu achten, wurde sie kurzerhand ins Laken gewickelt und in den Müllschacht gesteckt, so flink, als hätte er das vorher trainiert. Blanche hatte Glück. Trotz ihrer fünfzehn Jahre war sie immer noch so schmal, dass sie in die enge Röhre passte. Obwohl Glück nicht das Wort war, das ihr durch den Kopf ging, während sie durch den stinkenden Tunnel schlitterte. Wayne hatte später zugegeben, ihn vorher ausgemessen zu haben – er war gern vorbereitet. Am Ende der Rutschpartie war sie in einem Container auf einem Berg Plastiktüten gelandet, die ihren Sturz auffingen. Wie Wayne in dem Kugelhagel Zeit gefunden hatte, ihr ein Paar Stiefel und einen Mantel hinterherzuwerfen, konnte sie bis heute nicht nachvollziehen. Aber so war er eben. Wayne hatte sie schon vor Jahren darauf vorbereitet, dass so etwas passieren könnte. Für den Fall, dass man sie angreifen oder trennen würde, sollte sie sich auf direktem Wege zum Gare du Nord begeben. Dort war sie in jener Nacht in der Menge untergetaucht, bis er sie am Schließfach Nummer 214 abgeholt und fortgebracht hatte.
    Danach änderte sich alles.
    Wayne war fest entschlossen, sie fortzuschicken, und sie hatten ihren ersten Streit. Einen Monat später fuhr er sie in ein Internat in La Rochelle, fünf Autostunden von Paris entfernt. Er hatte sie schwören lassen, nicht zurück nach Paris zu kommen – mit Blut! Im Gegenzug versprach er, dass es nur für ein paar Jahre wäre und er sie oft besuchen würde. Sein erster Antritt kam allerdings früher als geplant. Sie war noch keine drei Wochen in dieser Streberanstalt, als jemand versuchte, sie im Schlaf zu ersticken. Diesen Stümper hatte man allerdings schlecht informiert. Statt auf einen kreischenden Teenager zu treffen, wurde er von einer ausgezeichnet ausgebildeten Assassinin überwältigt. Seinen verblüfften Gesichtsausdruck würde sie nie vergessen, als sie ihm ohne mit der Wimper zu zucken mit einem Perrin Neckknife die Kehle durchschnitt.
    Jemanden aufzuschlitzen ist eine Riesensauerei. Wer das nicht glaubt, sollte mal versuchen, Blut von unbehandelten Holzdielen zu entfernen – das ist die reinste Sklavenarbeit. Wenn man alle Beweise tilgen will, ist man im Grunde gezwungen, den gesamten Boden rauszureißen. Holz ist porös, und unter Schwarzlicht lässt sich Blut in jeder noch so kleinen Ritze finden. Erfreulicherweise lag in ihrem Zimmer Linoleum, ein Umstand, der ihr eine Menge Arbeit ersparte. Der zweite Glückstreffer war Waynes vorausschauende Eigenschaft. Eine Woche vor ihrer Einschulung hatte er dem Internat eine großzügige Spende zur Renovierung der Hauskapelle zukommen lassen, damit Blanche eines der begehrten Einzelzimmer zugeteilt bekam. Seine fromme Heldentat zahlte sich

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