Jane Christo - Blanche - 01
ein anderer. Und gerade, als sie wieder zu hoffen wagte, als der Dämon ihren Lebensfunken anfachte, hatte der Tod ihr auch diesen Menschen, dieses Wesen, genommen. Wenn Liebe bedeutete, einen Teufelskreis aus Leid und Schmerzen zu betreten, hatte sie endgültig genug davon.
Langsam richtete sie ihren Blick auf Zoeys Mund. Was immer er gerade mit diesem süffisanten Lächeln erzählte, interessierte sie nicht. Es muss heute enden, dachte sie und spannte die Muskeln an. Dieser elende Bastard hatte weiß Gott genug Schaden angerichtet. Und wenn er einmal etwas richtig machen würde, würde er sie mit sich nehmen. Sie hatte keine Kraft mehr für dieses Leben, denn es gab nichts, wofür es sich noch zu leben lohnte.
Ihre Hand zuckte vor, doch das Messer verfehlte Zoeys Halsschlagader um Haaresbreite, seine Reflexe waren exquisit. Mit funkelnden Augen streifte er sein Zweitausend-Euro-Sakko von Zegna ab, das er wie einen Lumpen zu Boden warf. Dann wischte er sich das Blut vom Hals und leckte es vom Finger, während sein Blick auf ihr ruhte.
Bon Appétit!
Immerhin hatte sie ihn erwischt, nur leider war das Überraschungsmoment hinüber. Egal, sie würde einfach immer weiter angreifen, bis sie diesen Drecksack an die Wand genagelt hätte. In jedem Fall hielt er endlich seine Klappe – Jippijey! Ihre Hand stieß abermals zu, wobei ihr klar war, dass er mit ihrem Angriff rechnete, darum ließ sie ihn ins Leere laufen, indem sie sich unter seinem hervorschießenden Arm duckte, bis sie hinter ihm stand und ihm das Messer bis zum Heft in den Rücken rammte und die Klinge um neunzig Grad drehte. Sein Schrei ließ ihr Trommelfell vibrieren, doch sie bekam eine Gänsehaut, als er in ein lustvolles Stöhnen überging. Dieser kaputte Freak!
Sie riss die Klinge gerade rechtzeitig zurück, als er sich mit einer fließenden Bewegung umwandte, ihren Oberarm schnappte und von sich schleuderte. Sie flog sechs Meter durch die Luft und knallte mit dem Rücken gegen die holzvertäfelte Wand neben dem Himmelbett. Mit einem Aufkeuchen leerten sich ihre Lungen, dann landete sie unsanft auf allen vieren auf dem roten Marmorboden und rang nach Atem. Im nächsten Moment war er auch schon über ihr, doch sie trat ihm die Beine weg, sodass er ebenfalls in die Horizontale kam. Ohne zu zögern, schnitt sie ihm das weiße Hemd vom Krawattenknoten bis zum Gürtel auf, doch dieser Mistkerl wollte einfach nicht aufhören, sich zu wehren. Blutüberströmt zog er sie näher zu sich heran – ihr Messer steckte noch in seinem Unterleib – und presste seine Lippen auf ihren Mund. Dann warf er sie mit übermenschlicher Kraft gegen einen Wandbehang, sodass ihr schon wieder die Puste ausging. Verdammt! Noch so ein Wurf und sie würde nicht mehr aufstehen.
Nach Atem japsend starrte sie ihn an – sie konnte praktisch zusehen, wie er heilte. Na toll. Ihr nächster Schlag musste seinen Nerv treffen, sonst hätte er sie.
Herz oder Halsschlagader? Details, Details … im Aufstehen tastete sie die Wand ab, bis sich ihre Hand um eine dicke Kordel schloss, die zu einem Vorhang gehörte. Bingo! Zoey näherte sich ihr mit gezücktem Messer und sah in seiner blutdurchtränkten Kleidung wie ein Löwe auf der Jagd aus. Seine blonde Mähne schimmerte wie flüssiges Gold, während seine Augen triumphierend leuchteten, als würde ihm ein großer Sieg bevorstehen.
Wie eine gespannte Bogensehne schoss sie auf ihn zu, warf die goldene Kordel um seine Waffenhand und verknotete sie mit dem massiven Bettpfosten. Gerade als sie sich über das zusätzliche Messer freute, zog er mit der freien Hand ein zweites Balisong aus der Hosentasche und machte kurzen Prozess mit seiner Fessel.
War ja klar. Doch sie wartete seinen nächsten Angriff nicht ab. Blitzschnell rollte sie über den Boden und schnitt ihm die Bänder seiner Kniekehlen durch, damit er nicht weglaufen konnte. Zoey klappte wie eine Puppe zusammen, deren Fäden jemand durchtrennt hatte. Schon war sie über ihm und trieb das Butterflymesser ins linke Auge.
Na also, das mit der Augenklappe könnte hinhauen – fehlt nur noch das Hinken. Linkes oder rechtes Knie? Zu viele Details. Zuerst musste sie sich um sein Herz kümmern, falls er so etwas überhaupt besaß. Es hätte sie nicht gewundert, wenn ihr Messer an einem Stein in seiner Brust abgerutscht wäre, doch sie kam nicht dazu, den tödlichen Schlag auszuführen.
Zoeys Wutschrei zerriss die Luft. Na so etwas. Sie hatte schon befürchtet, dass dieser kalte Fisch
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