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Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition)

Titel: Jane Eyre (Schöne Klassiker) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Brontë
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glaube, dass Sie sie nicht wahrhaft lieben können, denn ich habe gesehen und gehört, wie Sie über sie gespottet haben. Ich würde eine solche Verbindung verschmähen: Deshalb bin ich besser als Sie – lassen Sie mich gehen!«
    »Wohin, Jane? Nach Irland?«
    »Ja, nach Irland. Ich habe meine Ansicht jetzt ausgesprochen und kann überall hingehen.«
    »Jane, schweigen Sie. Sie strampeln ja wie ein wilder Vogel, der aus Verzweiflung sein eigenes Gefieder zerreißt!«
    »Ich bin kein Vogel, und kein Netz fängt mich. Ich bin ein freies, menschliches Wesen mit einem unabhängigen Willen, und jetzt mache ich denselben geltend, indem ich Sie verlasse.«
    Eine erneute Anstrengung machte mich frei, und ich stand aufrecht vor ihm.
    »Und Ihr Wille soll auch über Ihr Geschick entscheiden«, sagte er. »Ich biete Ihnen meine Hand, mein Herz und Teilhabe an allem, was ich besitze.«
    »Sie spielen eine Posse, über die ich nur lachen kann.«
    »Ich bitte Sie, an meiner Seite durchs Leben zu gehen – mein zweites Ich, meine treueste irdische Gefährtin zu sein.«
    »Zu diesem Zweck haben Sie Ihre Wahl bereits getroffen, Sie müssen dabei bleiben.«
    »Jane, seien Sie einen Augenblick ruhig; Sie sind mehr als aufgeregt. Auch ich will ruhig sein.«
    Ein Windhauch zog durch die Lorbeergänge und klang zitternd in den Zweigen des Kastanienbaumes; dann zog er weiter, weiter in unbestimmte Fernen und erstarb. Jetzt war der Gesang der Nachtigall die einzige Stimme in der Natur; als ich auf sie horchte, begannen meine Tränen von Neuem zu fließen. Mr. Rochester saß regungslos da und blickte mich ernst und liebevoll an. Unter Schweigen gingen noch einige Minuten hin, dann sagte er endlich:
    »Kommen Sie an meine Seite, Jane. Versuchen wir, uns zu erklären und einander zu verstehen.«
    »Ich werde mich niemals wieder an Ihre Seite setzen. Ich habe mich losgerissen und kann nicht mehr zurück.«
    »Aber Jane, ich rufe Sie als meine Frau; nur Sie beabsichtige ich zu heiraten.«
    Ich schwieg. Ich glaubte, er spotte meiner.
    »Kommen Sie, Jane, kommen Sie her!«
    »Ihre Braut steht zwischen uns.«
    Er erhob sich und stand mit einem Schritt vor mir.
    »Meine Braut steht hier«, sagte er und zog mich wieder an sich, »weil sie meinesgleichen ist und mir ähnlich. Jane, wollen Sie mich heiraten?«
    Noch immer antwortete ich nicht, sondern suchte, mich seinen Armen zu entwinden; ich war noch immer ungläubig.
    »Zweifeln Sie an mir, Jane?«
    »Vollständig.«
    »Sie haben kein Vertrauen zu mir?«
    »Nicht ein bisschen.«
    »Bin ich denn ein Lügner in Ihren Augen?«, fragte er leidenschaftlich. »Kleine Skeptikerin, ich
werde
Sie überzeugen. Welche Liebe könnte ich denn für Miss Ingram hegen? Keine, und Sie wissen das! Welche Liebe hegt sie für mich? Keine! Ich habe mir Beweise dafür verschafft. Ich machte mir die Mühe, das Gerücht zu verbreiten, dass mein Vermögen nicht ein Drittel von dem betrüge, was man vermutet, und gleich darauf trat ich ihr gegenüber, um zu ermessen, welche Wirkung dies hätte. Sie selbst und ihre Mutter empfingen mich außerordentlich kalt. Um keinen Preis würde ich Miss Ingram heiraten, nein, ich könnte es nicht. Sie … Sie seltsames, überirdisches Wesen! Ich liebe Sie wie mein eigenes Ich. Sie, die Sie arm und niedrig geboren und klein und unbedeutend sind: Ich flehe Sie an, mich zum Mann zu nehmen!«
    »Was, mich?«, rief ich aus; sein Ernst und seine Unhöflichkeit ließen mich beginnen, an seine Aufrichtigkeit zu glauben. »Mich wollen Sie heiraten, die ich außer Ihnen keinen Freund auf der Welt habe – wenn Sie denn wirklich mein Freund sind –, die ich keinen Schilling besitze, außer dem, was Sie mir gegeben haben?«
    »Ja, Sie – Jane. Ich muss Sie mein Eigen nennen dürfen – ganz und gar mein Eigen. Wollen Sie mein sein? Sagen Sie ja, schnell!«
    »Mr. Rochester, lassen Sie mich in Ihr Gesicht blicken; drehen Sie sich ins Mondlicht.«
    »Warum?«
    »Weil ich in Ihrem Gesicht lesen will. Drehen Sie sich!«
    »Bitte, Sie werden es kaum leserlicher finden, als ein zerknülltes, zerkratztes Blatt. Lesen Sie, aber beeilen Sie sich, denn ich leide.«
    Sein hochrotes Gesicht verriet die größte Erregung; in den Zügen arbeitete es gewaltig, und ein seltsames Glühen war in seinen Augen.
    »O Jane, Sie quälen mich!«, rief er. »Sie quälen mich mit diesen forschenden und doch so treuen, großherzigen Blicken! Sie quälen mich!«
    »Wie könnte ich das? Wenn Sie aufrichtig sind und Ihr

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