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Jane Reloaded - Roman

Jane Reloaded - Roman

Titel: Jane Reloaded - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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noch krank, sie sind gezüchtet.«
    Keine antwortete und so sprach ich meine Mutter direkt an: »Du warst damals schon bei Animal Watch, du musst etwas darüber wissen. Du bist doch sonst immer so mutig.«
    »Kein Kommentar«, flüsterte sie.
    »Mein Gott, rede mit mir! Kommen die aus dem Laos-Labor? Redet mit mir, beide!«
    »Ich sicher nicht.« Meine Mutter stand abrupt auf und begann den Tisch abzuräumen.
    Den Grund für ihr Schweigen sollte ich erst viel später erfahren und sie dafür etwas mehr lieben. Denn meine Mutter hielt sich sklavisch an das Versprechen, das sie Gregor auch schriftlich gegeben hatte – im Tausch gegen das alleinige Sorgerecht für mich: Sie durfte niemals gegen ihn und seine Arbeit vor anderen, auch nicht vor mir, Stellung beziehen. Und weder privat noch in der Öffentlichkeit eine Kampagne über seine Arbeit starten. Ansonsten würden ihr, auch noch nach meiner Volljährigkeit, hohe Geldstrafen drohen. Mein Vater fürchtete ihre öffentlichen Aktionen, ihre Widerständigkeit – übrigens ein Erbe von Jane I, das uns alle auszeichnet.
    »Es geht um das Laos-Labor, habe ich recht?«, versuchte ich es noch einmal.
    »Lass mich mit diesem Teufelsnamen in Ruhe!«, zischte meine Mutter und deutete auf meine Großmutter. »Ich will damit nichts, aber auch gar nichts zu tun haben. Halte dich an sie!«
    Meine Großmutter und ich sahen schweigend zu, wie sie die letzten Teller auf das Tablett stapelte und in die Küche ging, wo sie hinter der geschlossenen Tür herumhantierte. Ich setzte mich neben Jane III, legte meine Hand auf ihren Arm und fragte: »Du erinnerst dich doch sicher noch an Afrika und die Elefanten vor unserem Balkon?«
    »Natürlich«, versicherte sie mir. »Das werde ich niemals vergessen.«
    »Damals hast du mir etwas versprochen. Wenn die Zeit reif sei, hast du gesagt. Jetzt ist es so weit. Ich will mit Gregor und seinem Laos-Labor Kontakt aufnehmen.«
    »Wieso gerade jetzt?«, fragte sie zurück.
    »Wann, wenn nicht jetzt?«
    Meine Großmutter schien zu überlegen, gab sich zögerlich, murmelte etwas wie »vielleicht« und »ich weiß nicht recht«.
    Ich ließ nicht locker: »Auch schon dieser Messel-Mann war kein Witz, keine Fälschung. Er war echt, gezüchtet. Du hast mit deinen Mammuts dasselbe gemacht. Und sag jetzt nicht, das waren ja nur ein paar alte Tiere!«
    Ich beobachtete meine Großmutter genau und dann endlich nickte sie. Ich schluckte, fand erst keine Worte. Einige Minuten schwiegen wir beide, während meine Mutter in der Küche weiter mit dem Geschirr klapperte.
    »Das ist doch eine Sensation!«, platzte es schließlich aus mir heraus. »Wieso haltet ihr das alles zurück?«
    »Das Projekt ist nicht geheim, aber auch nicht öffentlich. Nur ein kleiner Kreis kennt es. Deshalb ist Stillschweigen angesagt.«
    »Eine spitzfindige Unterscheidung. Aber seit wann bist du so zögerlich? Kein Vertrauen in den Fortschritt und die Forschung mehr, Jane III?«
    »Doch, aber manchmal braucht Forschung Zeit und vor allem Ruhe.«
    »Aber nicht so viel Ruhe, dass man nicht hinfahren kann. Warst du schon dort?«
    »Ja, ganz am Anfang.«
    »Und wie war es, erzähl! Hast du mit den Züchtungen gesprochen? Konntet ihr euch verständigen?«
    »Langsam, Jane!«, sagte sie ernst. »Am Anfang war alles einfacher, anders, klarer.«
    »Trotzdem, auch ich will hin, als Fachfrau.«
    »Und wenn Gregor ablehnt?« Meine Großmutter musterte mich durchaus wohlwollend, stellte ich erleichtert fest.
    »Dann gehe ich an die Öffentlichkeit und ADAM kann sich nicht länger verstecken!«
    Ich sah, dass sie mir einen solchen Schritt zutraute. In dem Punkt schlug ich nach ihrer Tochter, die mir in diesem Fall sogar zur Seite stehen würde.
    Meine Großmutter überlegte kurz, dann drückte sie fest meine Hand. »Versprochen! Ich rede mit ihm. Von EVA zu ADAM. Aber eine Sache solltest du noch wissen: Du musst dich strikt an die Regeln halten, sonst …«
    »Sag Gregor, ich bin ein braves und kluges Mädchen.«
    »Das ist kein Spaß, Tanja Jane!«
    »Ich weiß. Ich werde mich an alle Regeln halten. Um einen echten Homo erectus zu treffen, mache ich alles, was er will. Sag ihm das. Und sag ihm auch, dass ich mich freue, ihn wiederzusehen.«
    Wir hielten uns jetzt an den Händen wie zwei Freundinnen. Meine Mutter in der Küche hatten wir ganz vergessen.
    Meine Stimme klang belegt, als ich Jane III zuflüsterte: »Stell dir doch vor, keine Mutmaßungen mehr aufgrund von ein paar läppischen Knochen und

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