Jane True 02 - Meeresblitzen
verwerfen. Denn solange er da draußen ist und mordet, sind wir für die Toten verantwortlich.«
»Das verstehe ich, Jane. Ich weiß.« Der Barghest konnte seine Frustration kaum verbergen, und seine lange Nase zuckte wie verrückt. »Aber überleg mal, was du da sagst. Du verlangst von mir, dass ich mich zurücklehne, während du in eine Falle läufst, die Phädra aufgestellt hat. Vergiss nicht, für wen sie arbeitet!«
Anyan und ich starrten einander schweigend an, bis Ryu sich schließlich geräuschvoll räusperte.
»Ich verstehe wirklich nicht, warum du so gegen diese Sache bist, Anyan«, sagte er.
Ich sah erst meinen Freund an und dann den Barghest. Er nickte. Wir mussten Ryu erzählen, was vor Monaten wirklich geschehen war.
»Ryu, wir müssen dir etwas sagen, aber du darfst nicht gleich einen Wutanfall bekommen.«
Ryu blinzelte mich überrascht an. Er dachte, er würde alle meine Geheimnisse kennen, und das stimmte auch. Bis auf dieses eine.
Er würde total durchdrehen.
»Was um Himmels willen müsst ihr mir sagen?«
Ich sah Anyan an. Er zuckte mit seinen massigen Schultern und ließ mich damit wissen, dass er bereit war, sich zu opfern. Aber dieses Päckchen musste ich definitiv selbst tragen.
»Als wir letzten November am Hof der Alfar waren, ist etwas passiert. Und ich habe dir nichts davon erzählt, denn wenn ich das getan hätte, dann wärst du total durchgedreht und wahrscheinlich getötet worden.«
Ryus Augen verengten sich, aber er wartete darauf, dass ich weiterredete. Ich holte tief Luft.
»Erinnerst du dich noch, als Jimmu diesen Mann tötete, den Nyx als Abendessen mitgebracht hatte, und dann auch mich umbringen wollte, aber du dich auf Jimmu gestürzt hast?« Ich konnte dem, was ich soeben von mir gegeben hatte, selbst kaum folgen, aber Ryu nickte.
»Na ja, ich rannte diesen Gang entlang.«
»Und?«
»Und Jarl lauerte mir auf. Er hat versucht, mich umzubringen! Er sagte all diese Sachen, von wegen ich sei an allem schuld und dass ich Jimmu auf dem Gewissen hätte. Er würgte mich. Und dann hat Anyan ihn gerade noch wegzerren können.«
Ryu ballte die Fäuste und starrte mich an, als hätte er mich gerade beim Vögeln mit einer ganzen Fußballmannschaft erwischt und morgen würden die Fotos davon in der Klatschpresse erscheinen.
»Es ging mir ziemlich schlecht, und Anyan brachte mich zum Pool, um mich zu heilen, und da hast du uns dann gefunden. «
»Und das hast du mir nicht gesagt?«
»Ich konnte nicht, Ryu.« Jetzt war es an mir zu betteln. Er musste es einfach verstehen. »Du bist ein Ermittler; du jagst die Bösen. Ich wusste, du legst dich dann mit Jarl an. Und was bin ich schon für sie? Sie hätten mir niemals geglaubt.«
»Sie hätten Anyan Barghest geglaubt«, sagte Ryu bitter.
»Nicht in diesem Fall«, widersprach Anyan sanft. »Du weißt, die Sache wäre zu groß gewesen.«
Ryu saß still da, während ich nervös herumzappelte.
» Du hast es mit Jarl aufgenommen?«, sagte er schließlich, aber nicht zu mir.
Anyan zuckte mit den Schultern. »Er hat nicht mit mir gerechnet. Und er war abgelenkt. Er wollte Jane tot sehen, kein Zweifel. Das ist auch der Grund, warum ich euren Köderplan für so eine schlechte Idee halte. Phädra ist Jarls Vertreterin, jetzt wo Jimmu tot ist. Du weißt, wie sehr sie die Nagas hasste und dass sie alles tat, um Jarls Wohlwollen
zu gewinnen. Selbst wenn sie nicht die Order hat, Rache zu üben, was ich jedoch vermute, dann muss sie in Janes Tod ja geradezu ihren Freifahrtschein zu Jarls Gunst sehen. Also, selbst wenn Jarl sie nicht direkt beauftragt hat, den Versuch zu unternehmen, Jane zu töten, dann ist sie in Phädras Nähe auf keinen Fall sicher.«
Ryu schwieg noch immer. Er starrte mich wieder an. Ich errötete und wand mich unter seinem vorwurfsvollen Blick.
»Du hast Recht, Anyan«, sagte er schließlich mit schwerer Stimme. »Wir sollten Phädras Falle nicht riskieren, außer als letztes Mittel.
Meine Güte , dachte ich. Warum bleibt er nur so ruhig? Ich wollte, dass Ryu wütend wurde, mit mir stritt und nicht klang wie …
Als hätte ich ihm gerade ein Messer ins Herz gerammt , fuhr es mir durch den Kopf.
»Babe«, sagte ich, »ich bin bereit, es zu tun. Das bin ich wirklich. Wir können Phädra ja im Auge behalten. Sicherstellen, dass sie kein falsches Spiel…«
»Ich weiß, Jane«, sagte Ryu, ohne mir in die Augen zu sehen. »Ich weiß, du würdest es machen. Aber nur als letztes Mittel. Und inzwischen halten wir dich
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