Jane True 02 - Meeresblitzen
scheint leer zu sein. Aber die Tür ist aufgebrochen worden.«
»Verdammt, ich hatte euch doch gesagt, dass ihr beide nichts unternehmen sollt!«, schimpfte Ryu gereizt aus Sorge um seine Mitarbeiter.
»Ich weiß, und wir sind ja auch nicht hineingegangen«, sagte Julian, woraufhin ihm seine Mutter beschwichtigend die Hand auf die Schulter legte.
»Also gut, wir schwärmen jetzt erst mal aus. Camille, Julian, ihr kommt mit mir. Jane…«, Ryu verstummte, während er sich eine Aufgabe für mich überlegte. Vermutlich etwas, bei dem ich aus der Schusslinie war.
»Jane kommt mit mir«, sagte Anyan. »Wir übernehmen das Grundstück, ihr das Haus.«
Ryu musterte Anyan eindringlich. »Pass auf sie auf, Anyan Barghest«, befahl er ihm dann, bevor Energie um ihn herum aufflackerte, die sich mit den Schilden von Camille und Julian verband. Sie pirschten sich ans Haus heran, dessen Eingangstür tatsächlich schief in den Angeln hing. Ich betete, dass Edie und Felicia nicht tot hinter dieser kaputten Tür lagen.
»Schilde hoch, Jane. Denk dran, was wir gestern geübt haben«, sagte Anyan, und seine tiefe Stimme wirkte so beruhigend auf mich wie die Hand, die er mir auf die Schulter legte. Ich tat, was er mir sagte, und fühlte mich paradoxerweise sicher hier draußen mit ihm, obwohl ich wusste, dass die Kacke jeden Augenblick zu dampfen anfangen konnte.
Während die anderen das Haus betraten, gingen Anyan und ich zu der Garage hinüber, die sich rechts davon befand. Ich spürte, wie sich seine Kraft um uns legte wie ein schützender Umhang, während er das Garagentor mit Hilfe seiner Schildenergie öffnete. Der Barghest war sehr gut
darin, seine Kräfte physikalisch zu manifestieren; er konnte sie fast wie ein zweites Paar Hände benutzen.
Wir fluchten beide, als das Tor schließlich offen war und in der Garage tatsächlich ein Auto stand, mit einem Kennzeichen aus Massachusetts und einem Parkausweis für Cambridge.
Nachdem wir uns in der ansonsten leeren Garage umgesehen hatten, begaben wir uns zur Rückseite des Hauses.
Ich konnte Ryu und die anderen durch verschiedene Fenster sehen. Niemand griff sie an, und sie schienen auch nichts Besonderes entdeckt zu haben. Es gab weder Rufe oder Schreie noch Tumult, es herrschte Stille, während sie sich von Fenster zu Fenster bewegten.
Anyan und ich schlichen durch den hinteren Garten. Er schnupperte, und seine große Nase zuckte.
»Scheint alles sauber zu sein«, grummelte er, während wir an der Linie entlanggingen, wo der gemähte Rasen in hohes Gras überging, von dem das restliche Grundstück überwuchert wurde.
Ich nickte zustimmend und spähte zu den Bäumen hinüber, die in einiger Entfernung im Dickicht aufragten. Ich hätte schwören können, dass ich etwas gesehen hatte …
»Da!«, zischte ich und zeigte darauf. »Anyan, da ist das Gras niedergetrampelt.«
Dort war tatsächlich ein Trampelpfad, der durchs Gestrüpp verlief. Er schien sich zwischen den Bäumen hindurchzuschlängeln.
Der Barghest ging voran. Er benutzte sowohl magische Sonden als auch seine magische Witterung, um den Weg entlang des schmalen Pfads für uns auszukundschaften.
»Wasser«, murmelte er, er hatte bereits etwas wahrgenommen, was ich noch nicht sehen konnte. Für mich ergab es erst einen Sinn, als wir um eine Ecke bogen und vor uns plötzlich eine gemähte Lichtung lag, auf der sich ein kleiner Teich befand. Es war ganz offenbar ein Schwimmteich, denn er hatte einen kleinen hölzernen Steg, auf dem Poolnudeln und Schwimmflügel verstreut lagen. Es war ein hübsches Plätzchen, und es wurde glücklicherweise auch nicht durch die Leichen der beiden Frauen verschandelt.
Allerdings war weit und breit auch keine Spur von unseren Freunden zu sehen.
Wir seufzten, und ich ging zu dem Steg hinüber. Mir wurde immer bewusster, dass ich wirklich überhaupt nicht mutig war. Ich war das Mädchen, das im Kino immer ganz hinten saß, sich die Augen zuhielt und die Horrorfilmheldin beschwor: Nicht die Tür aufmachen! Mach bloß nicht die Tür auf! Warum würdest du so etwas Dummes tun. Ohmeingott, jetzt macht sie die Tür auf…
Und hier war ich nun und schlich mich vorsichtig auf den Holzsteg und wartete nur darauf, dass mich jeden Augenblick etwas aus dem Wasser ansprang, und dachte dabei die ganze Zeit: Warum gehe ich nur auf diesen Steg? Warum mache ich so etwas Dummes? Wer würde schon auf den Steg laufen?!
Aber es passierte nichts; ich war sicher. Natürlich nicht zuletzt, weil Anyan
Weitere Kostenlose Bücher