Jane True 02 - Meeresblitzen
Stein.
Mit einem Schrei stürzte Anyan zu Caleb und ließ dabei den Spriggan los. Fugwat, sein brutales Gesicht wutverzerrt, sah aus, als wolle er ihm folgen. Also fuhr ich hinter dem Rücken des Barghest einen weiteren meiner elastischen Schilde hoch und spürte, wie meine Kraft von der ungewohnten Anstrengung aufgezehrt wurde. Aber mein Schild hielt stand, und der Spriggan prallte davon ab, wurde von dem Elben gepackt und zu den Harpyien geschleppt. Phädras Gefolge machte sich aus dem Staub und ließ uns mit den Verwundeten zurück, die es zu versorgen galt.
Anyan war schon dabei, Caleb zu heilen, während Ryu sich um Daoud kümmerte. Wir anderen versuchten uns zu
beruhigen. Wenn Camille, Julian oder ich der Alfar gefolgt wären, würde sie Kleinholz aus uns machen. Also sahen wir zu, wie Anyan Caleb zu Ende heilte und die beiden sich dann sofort zusammen um Daoud kümmerten. Wir wiederum ließen unsere Kraft in den Satyr strömen, damit sein erschöpfter Körper weiter heilende Energie in die klaffenden Wunden am Hals seines Freundes leiten konnte.
Nach einer gewissen Zeit, die sich anfühlte wie ein paar Stunden, genauso gut aber bloß zwanzig Minuten gewesen sein konnten, blickte Caleb auf.
»Er wird es schaffen. Aber er braucht so schnell wie möglich eine Bluttransfusion.«
Der Satyr erhob sich leicht schwankend, bevor Julian zu ihm lief und den großen Kerl mit Elementarkräften versorgte, bis er wieder in der Lage war, sich die Energie selbst aus der Erde zu ziehen.
Anyan half Daoud auf, stützte ihn mit dem Arm, während Ryu Befehle erteilte.
»Julian, schließ Edies Auto kurz und fahr Daoud und Caleb zum nächsten Heiler hier in der Gegend. Camille, du und Anyan, ihr nehmt den Geländewagen. Jane, zu mir. Phädra kann noch nicht allzu weit gekommen sein…«
Ich hatte noch nie eine Verfolgungsjagd erlebt, aber ich hechelte neben den anderen her, als wir zurück zu unseren Wagen rannten, und schnallte mich so schnell wie möglich an, nachdem Ryu mich praktisch in sein Auto geworfen hatte.
Dann rasten wir los, heizten die staubige Straße entlang, weg von dem Ort, wo Edie und Felicia in ihrem eigenen Blut lagen. Bei dem Gedanken kniff ich die Augen zusammen.
Ich wusste, dass ich mich irgendwann mit dem Tod der beiden Frauen auseinandersetzen musste, aber all die Trauer und die Schuldgefühle darüber mussten jetzt warten.
Ich holte tief Luft, während Ryu Anyan durchs Telefon anbrüllte. Die beiden versuchten, sich auf die beste Vorgehensweise zu einigen. Anyan meinte, wir sollten uns an Phädras Fersen heften. Ryu war der Meinung, wir sollten ihr auf jeden Fall bei Hofe zuvorkommen. Und selbst wenn der eine ein Vampir war und der andere ein Gestaltwandler, sie waren beide Männer. Also beharrte jeder von ihnen darauf, dass er Recht hatte, und natürlich konnte keiner von beiden kurz anhalten, um nach dem Weg zu fragen.
Witzig, bei Verfolgungsjagden im Film scheinen alle immer genau zu wissen, wo sie hinmüssen. Nie landet jemand in einer Sackgasse oder stößt mit einem Zug zusammen oder …
Ich hing meinen absurden Gedanken nach, als plötzlich wie aufs Stichwort der Angriff erfolgte.
Gerade noch hatte Ryu sich gestritten und ich über die Irrealität von Actionfilmen nachgedacht, und im nächsten Moment waren plötzlich überall Flammen, und das Auto wirbelte herum wie ein Kreisel. Ryu fluchte und versuchte die Kontrolle über den BMW zurückzuerlangen, als eine weitere Druckwelle aus Hitze und Energie uns erfasste. Plötzlich stand alles auf dem Kopf, bis mir klarwurde, dass es unser Auto war, das auf dem Kopf stand. Der Wagen überschlug sich einmal, zweimal und landete dann mit der Fahrerseite auf der Straße. Ich sah alles nur noch verschwommen, nicht zuletzt wegen des Blutes, das mir aus
einem Schnitt an meiner Stirn in die Augen lief. Ich schüttelte meinen benebelten Kopf, um ihn freizubekommen und rief Ryus Namen.
Er lag reglos in den Scherben des zerbrochenen Fensters. Sein ganzer Körper hing verdreht im Gurt, und seine Augen waren geschlossen. Ich versuchte nach ihm zu greifen, aber meine Arme hatten sich im erschlafften Airbag verheddert.
Endlich schaffte ich es, mich loszumachen, und berührte ihn an der Schulter, just in dem Augenblick, als er die Augen aufschlug. Erleichterung machte sich in mir breit, aber sie währte nicht lang. Der Blick meines Freundes war noch getrübt, als er plötzlich die Augen aufriss und meinen Namen rief. Da hörte ich ein lautes Geräusch hinter
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