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Jane True 02 - Meeresblitzen

Titel: Jane True 02 - Meeresblitzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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Versteckmöglichkeiten: Hände könnten jeden Moment aus dunklen Ecken auftauchen, um mich zu packen, oder unter Containern hervorkommen, um mich zu Boden zu reißen. Diesem typischen Szenario wollte ich jedoch auf keinen Fall folgen, sondern stattdessen lieber irgendein Plätzchen außerhalb der Schusslinie finden, mich zusammenrollen und auf die Abspannmusik warten.
    Und ich muss mir wirklich dringend mal das Näschen pudern , warf meine Blase auch noch sehr zu meinem Ärger ein. Ich war so abgelenkt von meinem Bedürfnis zu pinkeln, dass ich einfach um einen der Container herumging, ohne vorher um die Ecke gespäht zu haben.
    Mein Vorankommen wurde jedoch von einer mir gut bekannten Wand von einem Mann behindert.

    »Wir müssen wirklich aufhören, immer wieder so ineinander zu rennen«, krächzte ich mit meiner Nase in Anyans Lederjacke. Als mich der vertraute Geruch von Zitronenwachs und Kardamom umfing, gaben meine Knie nach, und ich sank zu Boden. Der Barghest fing mich auf und fluchte leise, als er mich wieder auf die Füße stellte. Die Berührung durch seine starken Hände löste in mir ein mächtiges, wenn auch völlig unangebrachtes Verlangen aus, mich in seine Arme zu werfen. Ich wusste, er würde mich in Sicherheit tragen, und das war es, was ich gerade wollte: in Sicherheit sein. Mehr als ich in meinem Leben je etwas gewollt hatte. Ich war ganz und gar nicht dafür gemacht, eine Actionheldin zu sein.
    Es gelang mir, den Drang, mich ihm an den Hals zu werfen, unter Kontrolle zu halten, aber ich lehnte mich mit einem Seufzer der Erleichterung an seine kräftige Brust. Anyan versteifte sich, offensichtlich überrascht, entspannte sich dann jedoch wieder und umarmte mich so fest, dass meine Rippen knackten. Seine Energie folgte seinen Armen, bis ich ganz von Anyans Kraft umhüllt war.
    »Bei allen Göttern, Jane, bist du okay? Ich wäre vor Angst um dich beinahe umgekommen.«
    Anyans Stimme war rau, aber seine Hände strichen mir sanft über die Arme zur Taille hinunter und dann über den Rücken wieder hoch. Ich wusste, er untersuchte mich bloß auf Verletzungen, aber ich reagierte auf seine Berührung wie ein erschrockenes Pferd. Mein schwerfälliger Atem ging wieder leichter, und mein noch immer wie wild klopfendes Herz beruhigte sich mit jedem Schlag.
    »Ich bin fast dreihundertfünfzig Jahre alt, Jane. Ich habe
zwei Kriege überstanden. Aber du wirst noch mein Untergang sein. Hat dir Conleth wehgetan?«
    »Nein«, murmelte ich an seiner Schulter, bevor ich den Kopf hob, um ihm in die Augen zu blicken. »Aber ich glaube, ich habe ihm wehgetan.«
    Daraufhin musste Anyan lächeln, und seine Kraft pulsierte um uns herum, rieb sich an mir wie eine anschmiegsame Katze.
    »Was hast du gemacht? Du bist ja völlig ausgelaugt.«
    »Ich habe ihm so richtig in den Arsch getreten, Anyan.« Meine Knie gaben wieder nach, und Anyan fluchte.
    »Das nächste Mal reicht aber die halbe Kraft«, ermahnte er mich besorgt und hielt mich auf den Beinen.
    »Ich weiß nicht, wie man nur die Hälfte einsetzt«, jammerte ich und versuchte, meine Arme und Beine dazu zu bringen, nicht mehr zu zittern. »Mir blieb nur das oder ein kleines Schäferstündchen mit ihm einzulegen. Ich habe mich für den Arschtritt entschieden.«
    Mein Triumph war nur von kurzer Dauer, denn nun versagten meine Beine vollends ihren Dienst. Anyans Gesichtsausdruck, der von besorgt zu entsetzt gewechselt hatte, als ich »Schäferstündchen« und »Conleth« im selben Satz gesagt hatte, drückte erneut ernste Sorge um mich aus, während er mich so lange stützte, bis ich mich wieder ein wenig erholt hatte.
    »Wenigstens bin ich davongekommen«, erinnerte ich ihn. Ich wollte ja schließlich nicht sein Untergang sein.
    »Das bist du, Jane. Braves Mädchen«, sagte er, und der Anflug eines Lächelns erschien auf seinem Gesicht.
    Ich blickte mit gerunzelter Stirn konsterniert zu ihm auf.
Ich war drauf und dran, ihn darauf hinzuweisen, dass ich, obwohl ich für ihn und seinesgeichen vielleicht noch ein Embryo sein mochte, nach menschlichen Standards alles andere war als ein »Mädchen«. Aber ich hob streitlustig mein Kinn genau in dem Moment, als er sich herunterbeugte, um meine Beine auf Verletzungen abzutasten. Plötzlich befanden wir uns Nase an Nase, und angesichts dieser verzwickten Lage wurden seine grauen Augen genauso weit wie meine.
    Ich räusperte mich und ging etwas auf Abstand.
    »Ist Ryu okay?«
    »Ja«, sagte Anyan und ging nun ganz in die Knie,

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