Jane True 02 - Meeresblitzen
aufgerissenen Augen, während er sein Feuer nach innen zog.
Ich ließ meinen Tränen freien Lauf. Jetzt nachdem mich mein Entführer gerettet hatte, war ich endgültig an einem Punkt angekommen, an dem ich jedes Gespür dafür verloren hatte, wer gut und wer böse war. Ich glaube, es war mir mittlerweile auch egal. Ich wollte einfach nur, dass die Schmerzen – all diese Schmerzen – aufhörten. Welche Verletzung auch immer den dumpfen Schmerz in mir ausgelöst hatte, machte es mir auch schwer zu atmen, also klang mein Schluchzen eher wie tränenersticktes Japsen.
Der Ifrit-Halbling hob mich hoch und drückte mich an seine Brust. Er wandte sich mit mir zum Gehen, hielt jedoch inne, als Anyans scharfer Schrei ertönte.
»Conleth, halt!«, befahl der Barghest. »Bleib stehen und schau sie dir an! Sie ist schwer verletzt. Was kannst du da für sie tun?«
Mein eines funktionierendes Auge erkannte Conleths Gesicht, das auf mich herunterschaute. Ich fuhr mit der Zunge über meine geschwollene, zerbissene Lippe und wimmerte herzzerreißend.
»Bitte, Conleth«, flehte ich mit belegter, fremdartiger Stimme.
Conleth stand da und betrachtete mich eindringlich. Also drückte ich richtig auf die Tränendrüse, fing noch heftiger an zu schluchzen und ließ puren Schmerz aus meinen geschwollenen, blutunterlaufenen Augen sprechen.
»Ich kann sie heilen, Conleth, und bald wird ein noch besserer Heiler hier sein. Ich wittere ihn schon; er ist ganz in der Nähe. Er wird sie wieder ganz in Ordnung bringen, und ich schwöre bei den Göttern, dass ich dafür sorgen werde, dass dir nichts passiert und du nicht gefangen genommen wirst. Du hast Jane gerettet, und ich schulde dir etwas. Ich garantiere für deine Sicherheit, und sie bekommt die Hilfe, die sie braucht.«
Conleth reagierte nicht, aber seine Arme drückten mich noch fester an sich.
»Bitte«, sagte der Barghest flehentlich. »Ich bitte dich inständig.«
Con sah mich noch einmal lang und eindringlich an und wandte sich dann zu Anyan um.
»Du heilst sie und lässt mich gehen?«
»Versprochen.«
»Wieso sollte ich dir vertrauen?«
»Das kannst du nicht, Conleth. Du kennst mich nicht. Aber sieh dir Jane an. Sie muss versorgt werden; soviel ist sicher.«
Conleths hellblaue Augen blickten in mein gesundes, und er nickte abrupt.
»Gut. Ich lasse sie runter, und du übernimmst sie. Aber wenn du fertig bist, gibst du sie mir zurück!«
»Natürlich«, log der Barghest aalglatt. »Gib mir nur Gelegenheit, mich um sie zu kümmern.«
Con pirschte ein paar Schritte vorwärts, bevor er mich auf dem kalten, feuchten Boden der Lagerhalle absetzte. Dann huschte er wieder zurück und ließ sein Feuer aufflammen. Anyan gab dem Ifrit gerade genug Zeit, um in seine Ecke zurückzukehren, bevor er auch schon an meiner Seite war. »Meine Güte, Jane«, flüsterte er und zog mich an sich. »Caleb, hierher!«
Während wir das Getrappel der Satyrhufe näher kommen hörten, fing Anyan schon selbst an, mich zu heilen. Er schien nicht recht zu wissen, wo er anfangen sollte, und ich spürte seine rechte Hand auf mir, während seine heilende Wärme von meinem Auge über die Wange zu meinem Mund und Hals, meinen Unterarmen und wieder zurück zu meinem Auge wanderte. Ich biss die Zähne zusammen, um gegen den Schmerz meiner Verletzungen und die Schmerzen, die die Heilung mit sich brachte, anzukämpfen, und konzentrierte mich auf Anyans andere Hand. Sie umschlang meine Hüfte und zog mich fest an sich. Ich umfasste sie mit meiner eigenen Hand, denn ich brauchte seine tröstende Stärke, und er reagierte darauf, indem sich sein Griff von meiner Hüfte löste und seine große Hand stattdessen meine umschloss. Er zitterte.
»Es tut mir so leid, Jane«, flüsterte er, während seine heilenden Finger immer wieder über meine Wange strichen.
Ich schüttelte den Kopf. »Mein Fehler. Das nächste Mal ziehe ich besser Windeln an«, krächzte ich zwischen geschwollenen Lippen hervor. »Keine Pinkelpausen mehr. Versprochen. «
»Es wird kein ›nächstes Mal‹ geben«, erwiderte der Barghest grimmig. »Nie wieder. Du wirst Rockabill nicht mehr verlassen, bis ich wieder grünes Licht gebe.«
Womöglich hätte ich dagegen protestiert, wenn ich nicht angefangen hätte, Blut zu husten.
»Caleb!«, rief Anyan erneut und kümmerte sich nun verstärkt um meinen Oberkörper und die Seiten. »Jetzt beeil dich schon, verdammt nochmal.«
Gerade als meine Benommenheit überhandzunehmen drohte, spürte ich,
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