Jane True 02 - Meeresblitzen
vereinten Kräfte auf seine Schilde zu verteilen, während dröhnende Energiewellen wie Comicgeräusche von Cons und Phädras gegenseitigen Attacken aufeinander ausgingen.
»Ryu, bitte«, rief ich, »er hat mich gerettet! Hilf ihm!«
Ryu starrte mich an, als sei ich verrückt geworden. »Jane, das ist Conleth! Er ist ein Monster.«
»Vielleicht, aber er hatte nie eine Chance! Wir können ihm eine geben. Das wahre Monster ist Phädra…« Mein Flehen wurde von einem Container hinter uns unterbrochen, der direkt auf uns herabzustürzen drohte. Er landete mit einem markerschütternden Krachen genau in dem
Moment, in dem Ryu uns aus dem Weg und in Sicherheit gerissen hatte.
Der herabstürzende Container verschaffte Phädra ihre Gelegenheit. Conleth, der kurz von dem Lärm des aufprallenden Stahls abgelenkt wurde, verlor für den Bruchteil einer Sekunde die volle Kontrolle über die Situation. Da sie nicht auf den Kopf gefallen war, hatte sie schon die ganze Zeit auf einen solchen Moment spekuliert. In dem Augenblick, als sein Schild leicht nachgab, traf sie ihn mit der vollen Wucht zweier gleichzeitig ausgeführter Stöße aus purer Alfar-Elementarkraft. Die kombinierten Elemente trafen ihn mitten an der Brust, und er sank auf die Knie. Er starrte auf die qualmenden Überreste seines Oberkörpers und dann zu mir und Ryu hinüber, der mich festhielt. Conleth hob flehend die Hand, und ich versuchte mich loszureißen, aber Ryus Arme legten sich wie ein Schraubstock um meine Taille.
Phädra trat auf den Ifrit-Halbling zu und zog an einem der Messergriffe, die an ihrer Schulter aufblitzten. Plötzlich hatte sie eine Machete in der Hand, deren kalte, tödliche Stahlklinge im schwachen Schein einiger vergessener Magielichter schimmerte. Ich schrie auf und kämpfte gegen Ryus eisernen Griff an. Da stieß auch Anyan einen Schrei aus, aber bevor der Barghest die kleine Alfar stoppen konnte, erhob sie die glänzende Klinge und ließ sie auf Conleths Hals nierdersausen. Ein entsetzlicher Schlag, und schon hielt sie seinen Kopf in ihren Händen. Übelkeit stieg in mir auf, und ich brach in Ryus Armen zusammen.
Die Alfar betrachtete nüchtern ihre Trophäe, bevor sie Cons Kopf einfach neben seinen noch zuckenden Körper fallen ließ.
»Kaya, Kaori, fort«, befahl sie und trat auf uns zu. Die Harpyie, die den Spriggan geheilt hatte, klemmte ihn sich fest unter den Flügel und erhob sich zusammen mit ihrer kostbaren Last unter enormer Kraftanstrengung in die Luft und flog aus der Lagerhalle, indem sie durch ein Oberlicht brach. Die andere Harpyie tat es ihr mit Graeme unterm Flügel gleich. Dann schwebten sie über dem Dach, und wir spürten, wie ihre Kräfte immer stärker wurden.
»Auch wenn es sehr kurzweilig war mit euch, fürchte ich, ist unsere gemeinsame Zeit nun vorüber. Der Junge ist tot, und mit ihm seine Geheimnisse. Nur dass ihr nun auch zum Problem geworden seid. Ihr wisst zu viel, also fürchte ich, müsst ihr eurem Halblingsfreund in die Versenkung folgen.«
Phädras winziger Mund verzog sich zu einem heimtückischen Lächeln, als sie ihre Falle zuschnappen ließ. Indem sie die Elementarkraft der Harpyien, die Luft, als Katalysator verwendete, entfachte sie ihre eigene Imitation von Conleths Feuer. Gleichzeitig fesselte sie uns in ein enges Netz aus Alfar-Kraft, das uns in der Mitte des Raums zusammendrückte und eine Flucht unmöglich machte. Mit jedem Flügelschlag der Harpyien über uns loderten die Flammen höher auf, bis sogar die Metallcontainer Feuer fingen.
Phädra hielt inne, und ich spürte, wie sich ihre Alfar-Kräfte verlagerten, während sie ihr Netz festzurrte. Wir saßen fest, keuchend im Strudel ihrer Energien, während ihr künstliches Inferno immer näher rückte. Dann machte sie sich aus dem Staub, bevor auch sie in ihrer eigenen Falle festsaß.
Alle um mich herum versuchten die Flammen zu tilgen,
doch ihre Bemühungen schienen die Alfar-Falle nur noch enger zuschnappen zu lassen. Ich versuchte, niemandem im Weg zu sein, aber meine Augen tränten, und ich hustete wie verrückt.
Doch durch meine zunehmende Panik und das Netz der Alfar hindurch rief mich der Atlantik. Wasser, Wasser überall und kein Tropfen zu trinken , ratterte es wenig hilfreich in meinem Kopf. Meereswasserpartikel hingen in der Luft, Feuchtigkeitströpfchen, die mich wie über ein unsichtbares Perlenband mit dem Wasser direkt unter unseren Füßen verbanden. Der Ozean würde natürlich mit dem Feuer fertigwerden. Ich
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