Jane True 02 - Meeresblitzen
Sicherheit sorgt.«
Mein Gesicht verfinsterte sich noch mehr. Nell war ja vielleicht stark, aber sie war bloß eine einzelne Person. Äh, ein Zwerg.
»Außerdem ist da auch noch Trill…« Bei dieser Bemerkung sah ich Ryu entgeistert an. Ich mochte die Kelpie wirklich gern, und sie war eine tolle Schwimmpartnerin, aber im Ernst – jeder Angsthase war mutiger als sie.
»Ryu, wir setzen meinen Vater und alle meine menschlichen Freunde einer Riesengefahr aus…«
»Okay, gut. Ich werde Anyan anrufen. Bist du dann zufrieden? «
Ich blinzelte angesichts der Schärfe in seiner Stimme. »Ryu, hier geht es doch nicht darum, es mir recht zu machen, sondern darum, dass ich die Menschen, die mir lieb sind, schütze. Erst einmal gefällt es mir überhaupt nicht, dich hier allein zu lassen. Und ich will auch keinen feurigen Todesengel nach Rockabill locken. Also ja, ich würde mich tatsächlich besser fühlen, wenn ich wüsste, dass Nell Verstärkung hat, und ich wäre dir dankbar, wenn du Anyan anriefst, oder wen auch immer du für diesen Job für geeignet hältst.«
Ich merkte, dass Ryu noch immer nicht besonders erfreut darüber war, aber er bemühte sich um eine neutrale Miene.
»Ich weiß, Jane. Es tut mir leid, dass du da mit reingezogen worden bist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Con eine Möglichkeit hat, dich zu finden, sobald du aus Boston raus bist. Also solltest du dann in Sicherheit sein. Und bis dahin sorge ich dafür, dass du sicher bist. Ganz gleich wie.«
Ich ging zu ihm und schlang die Arme um seine Taille. »Ich weiß, Liebling. Es tut mir leid, dass wir unser gemeinsames Wochenende abkürzen müssen.«
»Nicht so leid wie mir, Babe«, sagte er, beugte sich zu mir herunter und küsste mich leidenschaftlich. Und ich wusste, dass er es so meinte. Es nervte, dass ich weg musste. Aber ich konnte Ryu nicht vorwerfen, dass wir angegriffen worden waren, und auch nicht, dass unsere gemeinsame Zeit so kurz war, das wäre ihm gegenüber unfair. Schließlich
war ich nicht mit einem Buchhalter zusammen. Ich hatte gewusst, mit was Ryu seinen Lebensunterhalt verdient; verdammt, wir hatten uns überhaupt erst wegen Ryus Beruf kennengelernt, und ich hatte mit eigenen Augen und von Anfang an gesehen, dass es gefährlich war. Also konnte ich jetzt keine Kehrtwende machen und mir wünschen, er würde bloß Taxi fahren oder in irgendeinem Büro sitzen.
Also unterdrückte ich meine Enttäuschung und setzte ein glückliches Gesicht auf. Okay, in Wahrheit setzte ich mein lüsternes Gesicht auf, aber mit Ryu war das ja eigentlich so ziemlich dasselbe.
»Darauf würde ich nicht wetten«, säuselte ich. »Ich hatte mich so darauf gefreut, diese Sache auszuprobieren, von der Iris mir erzählt hat. Aber dafür bräuchten wir erst eine von diesen aufblasbaren Hüpfburgen, mindestens vier Meter Aluminiumleisten und jede Menge Rapsöl. Also würde es eine Weile dauern, bis wir das Material besorgt hätten …«
Ryus elegant geschwungene Augenbrauen hoben sich interessiert, und meine sowieso schon recht lebhafte Libido wurde in einer pawlowschen Reaktion darauf noch munterer.
»Komischerweise habe ich rein zufällig eine Hüpfburg in meinem zweiten Schlafzimmer«, sagte er. Ich quietschte, als er mich wie ein Feuerwehrmann über die Schulter warf. Er steuerte mit mir auf die Treppe zu, blieb dann aber stehen und ging zurück in die Küche. Er drehte sich um, so dass ich auf einen seiner Schränke schaute.
»Hast du wirklich eine Hüpfburg?«, keuchte ich, weil mein Zwerchfell von seiner Schulter gequetscht wurde.
»Nein, aber ich bin sicher, uns fällt etwas ein … du weißt ja, was man sagt, oder?«
»Nein, was denn?«
»Ein Paar, das zusammen hüpfen kann, bleibt auch zusammen. «
»Ist das wissenschaftlich belegt?«, fragte ich kichernd.
»Weiß nicht. Aber wir können ja einen Versuch anstellen. Und jetzt hol mal das Rapsöl aus dem Schrank, ja?«
Ich zwinkerte und streckte die Hand danach aus.
Wenn das Ryus Art von wissenschaftlichen Versuchen war, dann hatte ich absolut nichts dagegen, die Kontrollgruppe abzugeben.
A lso Linda Allen kommt mit ihrem Vater rein und benimmt sich total daneben«, sagte Tracy zu Grizzie, und ich bekam rote Backen.
Grizzie war mal wieder auf einem ihrer mysteriösen Ausflüge gewesen, als ich aus Boston zurückgekehrt war, und erst heute Morgen wiedergekommen. Also erzählte Tracy Griz, was sie verpasst hatte, während ich mir die Frage verkniff, wo zur Hölle sie gewesen
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