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Jane True 02 - Meeresblitzen

Titel: Jane True 02 - Meeresblitzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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Seither hat man nichts mehr von ihm gesehen oder gehört. Julian hat eine Spur von ihm aufgetan, die durch Europa führte, aber gleich darauf haben wir sie wieder verloren, noch bevor wir ein Team mobilisieren konnten, um ihn aufzugreifen. Seither ist er vermisst. Wir müssen davon ausgehen, dass Conleth ihn bereits erwischt hat.«
    »Also habt ihr rein gar nichts«, sagte ich in einem Anflug brutaler Ehrlichkeit.
    »Ja, so sieht’s aus«, gab Ryu zu und starrte auf die Fotos in seiner Hand, als würde er sie am liebsten in Stücke reißen. Ich rückte näher an ihn heran, wollte ihn beschwichtigen, obwohl ich zugegebenermaßen noch ein bisschen sauer auf ihn war. Also legte ich ihm einfach nur die Hand an die Taille.

    »Du wirst ihn kriegen, Ryu«, sagte ich. »Ich weiß, dass du ihn kriegen wirst.«
    »Danke, Baby.« Zögerlich beugte er sich zu mir und küsste mich. Er ließ seine Lippen auf meinen verweilen, als er merkte, dass ich nicht auswich. »Ich bin froh, dass du hier bist. Das sollte ich zwar nicht, aber ich bin es.« Er fluchte leise, klappte die Akte zu und schob sie sich unter den Arm. Dann wandte er sich mir zu, legte mir den anderen Arm um die Hüfte und zog mich an sich.
    »Jane … «, setzte er an, »ich weiß, es ist egoistisch von mir, aber du fehlst mir. Mehr als dir klar zu sein scheint. Dich hierzuhaben, ist wie…«
    Aber bevor er den Satz zu Ende sprechen konnte, wurde die stinkende Luft um uns herum aufgewirbelt. Von allen Seiten des Raums aus sprangen Ryus Leute in Position. Sie scharten sich um uns, und Camille stellte sich schützend vor ihren Sohn, schirmte ihn mit ihrem eigenen Körper ab, selbst als Julian sich Daoud und Caleb anschloss, die Ryus Flanken vor mir gebildet hatten.
    Zwei dunkle Gestalten schossen im Sturzflug auf uns herab, verborgen aus den Schatten, die der von den Lichtern der Stadt durchschnittene Nachthimmel warf. Kraftvolle Schwingen wirbelten Schmutz und Ruß auf und schleuderten sie uns ins Gesicht. Ryu und ich fuhren unsere Schilde hoch, aber erst nachdem ich gehörig Staub ins Gesicht bekommen hatte. Blinzelnd und mit tränenden Augen verfolgte ich die Landung der beiden dunklen Gestalten. Krallen trafen laut kratzend auf verkohlten Beton, als zwei Paar braun-grau-gefleckter Beine dumpf auf dem Boden aufsetzten. Als sich meine Sicht wieder geklärt hatte, hatte
ich einen besseren Blick auf unsere plötzlichen Besucher. Von den Oberschenkeln abwärts hatte die Haut der Wesen die knotige Beschaffenheit von Vogelbeinen, aber das seltsame grau-braune Fleisch wechselte weiter oben in den Farbton von normaler, menschlicher Haut über, die den restlichen Körper bedeckte. Abgesehen von ihren Armen, die zu beeindruckenden, eleganten Schwingen verlängert waren. Sie waren über und über mit Federn bedeckt, die von dunklem Braun am Kiel in helles Grau an den Spitzen übergingen. Sie trugen keine Kleidung, waren aber so schlank, dass sie fast geschlechtslos wirkten. Nur das Fehlen von männlichen Geschlechtsteilen verriet, dass die Wesen weiblich waren. Über ihren kleinen, spitzen Nasen spähten zwei unheimliche, pechschwarze Augenpaare mit der Konzentration von Raubvögeln auf der Suche nach Beute. Ich erschauderte, als mich ihre glänzenden Augen von oben bis unten musterten.
    »Kaya. Kaori«, sagte Ryu steif, als er sie erkannte. »Was verschafft uns die Ehre?«
    »Deine eigene Unfähigkeit, Ermittler«, ertönte eine kalte Stimme hinter mir.
    Ryu und Daoud fuhren herum, Ryu zog mich blitzschnell hinter sich. Caleb blieb in Position, um weiter ein Auge auf die Vogelfrauen zu haben und uns Rückendeckung zu geben.
    Vor uns stand eine winzige Frau – so klein wie ich – mit olivfarbener Haut und Glatze. Wenn sie nicht komplett in schwarzes Leder gekleidet gewesen wäre und Dutzende von nicht zu übersehenden Waffen getragen hätte, hätte man sie für ein Kind aus einer Werbung einer Krebsstiftung halten
können. Sie hatte dunkle Ringe unter ihren übergroßen Augen und starrte Ryu mit einer kalten Intensität an, die mich erschaudern ließ. Alfar , flüsterte mein Hirn, als ich ihre seltsame Ruhe bemerkte und die Kraft, die ich selbst in diesem Augenblick um sie knistern spüren konnte. Sie trat vor, aus dem zerstörten Türrahmen heraus, der sie teilweise verdeckt hatte. Zwei weitere Wesen folgten ihr.
    Eines war ganz offensichtlich ein Spriggan. Er war riesig, überragte Caleb deutlich, und seine graue Haut spannte sich über Muskeln, die so eindrucksvoll

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