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Jane True 02 - Meeresblitzen

Titel: Jane True 02 - Meeresblitzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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zwischen Ziegenböcken herausfordern, und Camille beäugte die Harpyien, als gäben sie einen ordentlichen Snack ab. Im Gegenzug hatten die Harpyien ihre glänzenden, schwarzen Augen auf Julian und seine Mutter gerichtet wie Habichte, die soeben zwei flauschige Häschen entdeckt hatten.
    »Dies ist weder die Zeit noch der Ort für so etwas«, ermahnte Phädra ihre üble Entourage. »Wir sind in offiziellem Auftrag hier. «
    Obwohl die Anspannung sich dadurch nicht legte, traten doch alle einen Schritt zurück. Außer Graeme, der noch etwas näher kam und mich weiter fixierte, als wolle er Ryu damit herausfordern, etwas zu tun.
    »Komm uns einfach nicht in die Quere, Phädra. Und sorg dafür, dass mir deine Lakaien nicht unter die Augen treten.« Ryus Stimme klang gepresst, er hatte sich nur mit Mühe unter Kontrolle.
    »Tut mir leid, Ermittler, aber ich habe strikte Instruktionen, euch zu helfen, wo ich kann. Und ich werde dir helfen. « Die Alfar lächelte niederträchtig. »Gewöhnt euch besser daran. Ich bin sicher, wir werden uns auch an euch gewöhnen. Bis dann!«, rief sie uns noch zum Abschied zu und ging zurück zur Tür des Labors.
    Die Harpyien kauerten sich erst zusammen und erhoben sich dann mit wütend schlagenden Schwingen in die Luft. Wieder stoben Schmutz und Staub auf, aber diesmal war
Ryus Schild schnell genug in Position, so dass wir verschont wurden. Hinter dem Staub, der um unsere Schutzbarriere wirbelte, sah ich Graeme, der etwas in meine Richtung sagte. Zwar kann ich nicht von den Lippen ablesen, aber sogar ich verstand, dass es »Wir sehen uns« hieß. Ich erschauderte und drückte mich dicht an Ryus Seite.
    Schließlich legte sich die Schmutzwolke wieder, und wir waren allein im Labor. Daoud ächzte und streckte sich. Caleb scharrte mit den Hufen im Dreck, als spiele er mit dem Gedanken, Phädras Truppe zu verfolgen. Camille sah Julian besorgt an, wie er seine Brille abnahm, sie anhauchte und dann mit seinem Flanellhemd polierte. Sein schöner, seegrüner Blick traf meinen, und er schenkte mir ein noch schieferes Lächeln als sonst. Julians freundlicher Gesichtsausdruck verscheuchte den hässlichen Eindruck von Graemes schmutzigen Absichten.
    Ryu indes sah mich besorgt und entschuldigend an. Er drückte meine Hand so fest wie eine Schraubzwinge, und ich entzog sie ihm sanft. Als er schließlich nachgab, waren meine Finger voller roter und weißer Flecken.
    Ein paar Minuten lang standen wir alle einfach nur schweigend da. Schließlich fasste Ryu in Worte, was wir alle dachten.
    »Scheiße.«
    Wir nickten.
    »Fuck.«
    Wir nickten wieder.
    »Verdammt.«
    Dann stapfte er noch immer wutentbrannt auf die Tür zu, und wir eilten ihm hinterher.

    M eine Finger suchten Halt an der glatten Lederinnenausstattung von Ryus BMW, als er die richtige Ausfahrt verpasste, was ihn dazu veranlasste, ein paar unflätige F-Wort-Bomben fallenzulassen und auf die Bremse zu treten. Dann öffnete er etwas, was ich für eine Art Riss im Raum-Zeit-Kontinuum hielt, um seine stählerne Maschine des Verderbens made in Germany durch besagtes Kontinuum zu jagen, wobei er nur knapp zwei Jesus-Trucks verfehlte, deren Kreuze am Kühlergrill hell in die Nacht leuchteten.
    Ryu hatte eindeutig schlechte Laune.
    Wir waren auf dem Weg zum Haus des wissenschaftlichen Laborleiters, Dr. Silver. Es war etwa zwei Uhr morgens, also offiziell Baobhan-Sith-Zeit. Als wir zu den Autos zurückgekehrt waren, hatte Ryu dem armen Julian seinen Laptop hingeknallt und gesagt: »Finde etwas. Jetzt.« Zur Überraschung von uns allen und vor allem von Julian selbst hatte er tatsächlich etwas gefunden. Im letzten Monat hatte es auf den »geheimen« Konten des guten Doktors ein paar Bewegungen gegeben, und sie waren innerhalb der Staaten
getätigt worden. Also hatten wir uns paarweise aufgeteilt, um herauszufinden, ob er sich wieder in seinen Heimatgefilden aufhielt. Camille und Julian waren zu Silvers Bostoner Zweitwohnung gefahren, Daoud und Caleb zu seinem Sommerhaus in Cape Cod, und Ryu und ich fuhren zum Familienanwesen in einem noblen Vorort von Boston.
    »Wahrscheinlich ist es ein fruchtloses Unterfangen, aber mehr haben wir nicht. Und zumindest wissen wir jetzt, dass Silver lebt und, wenn wir Glück haben, wieder im Land ist.« Ryu blickte finster drein. »Außerdem ist da irgendetwas an seinem Haus, das mir komisch vorkommt. Ich bin froh, dass ich nochmal hinfahre.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich kann es nicht genau sagen. Irgendetwas am

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