Jane True 02 - Meeresblitzen
versuchte dabei, mit Hilfe ihrer Aura seiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen. Ich konnte ihr magisches Sondieren fühlen, aber immer wenn sie zu ihm durchzudringen schien, wurde sein Gesicht flach und leer. Offensichtlich hatte bereits jemand sein Gehirn manipuliert.
Der Kiefer des alten Mannes mahlte, als mühte er sich etwas zu sagen. »Die Informationen über die Firma stehen in einer der Akten. Das heißt, was ich über sie herausfinden konnte, was leider nicht gerade viel ist. Es scheint sich um eine Mantelorganisation zu handeln, hinter der sich Gott weiß wer verbirgt. Was den neuen Geldgeber betrifft: Als wir davon erfuhren, wurde eine Kontaktperson geschickt, die alles inspizieren sollte. Sie verbrachte viel Zeit mit Conleth. « Silver blickte finster drein, sein Blick wanderte ins Leere. »Es ist so … unscharf. Ich kann mich nur schwer an sie erinnern. Ich weiß, dass ich ihr begegnet bin, aber … « Er verstummte, und sein Gesicht wurde völlig ausdruckslos. »Wie war Ihre Frage gleich noch?«, erkundigte er sich plötzlich und blickte Camille an, als könne er sich nicht mehr genau erinnern, wann sie sich überhaupt neben ihn gesetzt hatte.
Okay, an ihm war bereits rumgepfuscht worden, völlig klar. Seine Erinnerung hatte Lücken, die so groß waren, dass Ryu mit seinem Flitzer hätte durchfahren können.
Mich wundert, dass er sich überhaupt erinnern kann, dass es eine Frau war. Das ist ja zumindest schon mal etwas.
»Haben Sie den Geldgeber auch persönlich kennengelernt? «, fragte Camille nun, wohl wissend, dass Silver nicht mehr zu der weiblichen Kontaktperson einfallen würde.
Silver schüttelte den Kopf. »Nur die hohen Tiere, die Finanzleute, haben ihn kennengelernt. Deshalb muss Con auch mit irgendjemandem zusammenarbeiten «, stellte er fest. »Jemand, der mit den Machtstrukturen vertraut ist.«
»Wir haben keinen Beweis dafür gefunden, dass Conleth mit jemandem arbeitet«, warf Ryu beruhigend ein. »All die Attacken auf Mitarbeiter des Labors hat er ganz allein verübt. «
»Und wer tötet dann all die anderen?«, fragte Silver, und aus seiner Stimme klang Angst und Trauer.
»Welche anderen?«, fragten wir alle wie aus einem Mund.
Silver erhob sich langsam und steif und ging zu der Kiste hinüber. Er nahm ein Bündel Papiere heraus.
»Das stammt von einer Frau namens Dr. Donovan, die meine Ansprechpartnerin in der neuen Firma war. Sie hat schon für die alte Firma gearbeitet, sie war diejenige, die die Untersuchungen genehmigte. Und sie ist die einzige mir bekannte Person, die dabeiblieb, nachdem die Firma den Besitzer gewechselt hatte. Während der paar Jahre, die ich noch im Labor arbeitete, war sie die Einzige, mit der ich zu tun hatte. Alles, was an unser Labor und an mich ging, kam von ihr.«
Ryu nahm die Unterlagen an sich. »Und?«
»Brenda und ich haben jahrelang zusammengearbeitet. Sie kam immer wieder auf Geschäftsreise nach Boston, und wir verbrachten viel Zeit miteinander. Wir … wir hatten eine Affäre, kurz. Aber auch danach blieben wir Freunde. Wir vertrauten einander, und sie kannte auch meine private E-Mail-Adresse, meine Anschrift und alles. Aber wegen der
neuen Firmenleitung kam es schließlich zu einem Zerwürfnis zwischen uns, nachdem ich gefeuert wurde. Ich wollte, dass sie mir sagt, was sie mit Conleth machten, aber sie weigerte sich. Sie war ehrgeizig … Wie auch immer, der Kontakt brach ab. Deshalb war ich auch so überrascht, als ich diese erste E-Mail da bekam.«
Silver zeigte auf das oberste Blatt im Stapel.
»Sie klang so verängstigt. Die E-Mail erreichte mich etwa eine Woche, nachdem Conleth geflüchtet war.«
»Sind Sie deshalb untergetaucht?«, erkundigte sich Ryu.
»Ich wusste nicht, was Con tun würde, wenn er erführe, dass ich von seinem Ausbruch wusste. Also ja, zunächst versteckte ich mich wegen ihm.« Silver stockte kurz, als müsse er sich sammeln, ehe er fortfuhr: »Aber er tötete nur Leute, die nach meiner Zeit im Labor arbeiteten. In der Kiste befinden sich noch jede Menge Mitarbeiterakten. Die Leute, die von Anfang an mit Conleth gearbeitet hatten, aber von der neuen Leitung gefeuert wurden, sind alle noch am Leben. Das habe ich überprüft. Also, zuerst versteckte ich mich vor Conleth, ja. Doch dann wegen dem, was Brenda mir in diesen E-Mails schrieb.«
»Und das wäre?«
»Sie fing damit an, dass irgendetwas nicht in Ordnung sei, fragte mich, wen Conleth aus der Zentrale gekannt und was er über diejenigen gewusst
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