Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Jane True 02 - Meeresblitzen

Titel: Jane True 02 - Meeresblitzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
Vom Netzwerk:
Verfolgung von Massenmördern kein Job für »Freundinnen« von Leuten war.
    Ich ignorierte ihn einfach. » Würden Sie jetzt bitte die Waffe weglegen?«
    Silver überlegte noch eine Weile, dann zuckte er mit den Schultern und legte die Schrotflinte in dem Panikraum hinter sich ab. Dieser verfügte über eine Toilette, ein Waschbecken, ein Feldbett und eine Steueranlage für das Sicherheitssystem und war voll mit tonnenweise ledergebunden Büchern und einer großen Kiste mit Aktenordnern. Er nahm die Kiste und ging damit an uns vorbei ins Wohnzimmer, während die Tür zum Panikraum wieder zuglitt.
    »Ich bin sowieso schon tot, jetzt wo ich diese Tür geöffnet habe«, sagte er über die Schulter zu uns. »Also kann ich genauso gut noch einen Brandy trinken.«
    Im Gänsemarsch trippelten wir hinter dem zerzausten Silver her, als seien wir irgendeine komische Pantomime-Truppe. Silver stellte die große Kiste ab, um sich eine ordentliche Portion Alkohol zu genehmigen. Und wir willigten alle ein, als er uns auch etwas davon anbot. Die Nacht war bereits lang gewesen, und für uns ging die richtige Arbeit erst los.
    »Hier ist, was Sie suchen«, sagte Silver und schob die Box mit dem Fuß zu Ryu. »Da ist alles drin. Na ja, zumindest
alles aus meiner Zeit, also weiß ich nicht, wie hilfreich es ist.« Das Gesicht des alten Mannes nahm einen grimmigen Zug an. »Für das, was passiert ist, nachdem ich weg war, bin ich nicht verantwortlich … aber hier ist alles über Conleths Kindheit, die Berichte über all die Tests, die wir an ihm durchgeführt haben, und ein Verzeichnis aller Leute, die im Labor mit ihm gearbeitet haben. Was nicht auf Papier existiert, ist auf den USB-Sticks ganz unten in der Kiste.«
    Ryu betrachtete den Karton, als hätte er gerade einen Gaul geschenkt bekommen, dem er nun ins Maul schauen musste. Schließlich beugte er sich darüber und begann darin herumzuwühlen.
    Camille trat zu Silver, und ich spürte, wie sie ihre Aura auf ihn anwandte, die ihn beruhigen und entspannen sollte. Sie schmierte ihm praktisch auf magische Art Honig ums Maul. Sie setzte sich neben ihn auf die niedrige Couch.
    »Bis vor ein paar Jahren waren Sie für alles zuständig«, sagte sie sanft und blickte Silver dabei tief in die Augen. »Warum änderte sich das? Wer übernahm das Labor, nachdem Sie gegangen waren?«
    Silver zuckte mit den Schultern und blinzelte wie in Zeitlupe mit den Lidern. »Ich weiß nicht genau. Bis vor ein paar Jahren waren wir eigentlich bloß Conleths Bewacher. Mit seinen Kräften konnte er nicht auf die Allgemeinheit losgelassen werden. Also bezahlte uns die Regierung dafür, ihn weiter festzuhalten, obwohl wir keine Untersuchungen mehr an ihm vornahmen. Wir wussten, wie wir mit ihm umgehen mussten. Er kannte ja nichts anderes. Ich denke, er hat uns als seine Familie betrachtet. Aber dann wurden
wir von der Konzernzentrale in Chicago darüber in Kenntnis gesetzt, dass wir von einer anderen Firma aufgekauft worden waren und jetzt einen neuen Geldgeber hatten. Einen privaten Geldgeber. Und damit änderte sich alles.«
    »Inwiefern?«
    »Es fing im Kleinen an. Neue Krankenschwestern, die meiner Einschätzung nach gar keine richtigen Krankenschwestern waren. Dann neue wissenschaftliche Mitarbeiter. Sie legten ein ziemlich ruppiges Auftreten an den Tag und fingen an, ihre eigenen ›Experimente‹ durchzuführen, wenn ich nicht da war. Experimente, die man nicht direkt … wissenschaftlich nennen konnte.«
    »Die da wären?«
    »Seltsame Dinge. Invasiv. Und bestimmt nicht angenehm für Con. Ich fing an, Nachforschungen anzustellen, meldete meine Einwände an – und wurde kurzerhand gefeuert. Sie ersetzten mich durch den schlimmsten unter den neuen Mitarbeitern. Er war … abartig. Ich weiß nicht, was sein Problem war, aber mit ihm stimmte etwas nicht. In jeder Hinsicht. Ich weiß nicht, was sie die letzten Jahre über mit Con gemacht haben, aber es muss schrecklich gewesen sein. Der Junge, den ich zurücklassen musste, hätte nie solche Taten begangen. Für uns war er nie ein richtiger Gefangener. Und ich glaube, er mochte uns, und wir kümmerten uns um ihn, auf unsere Art. Aber jetzt… Was auch immer sie ihm angetan haben, es hat ihn verändert, und zwar völlig.«
    Silver nahm einen tiefen Schluck Brandy, und wir schwiegen, jeder in seine eigenen Gedanken versunken, bis Camille schließlich fortfuhr.
    »Haben Sie eine Ahnung, wo sich diese neue Firma oder
dieser Geldgeber befand?«, sagte sie und

Weitere Kostenlose Bücher