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Jane's Journey: Die Lebensreise der Jane Goodall

Jane's Journey: Die Lebensreise der Jane Goodall

Titel: Jane's Journey: Die Lebensreise der Jane Goodall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerda Melchior , Volker Schütz
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genug da in endlosen Weite, über die ein kalter Wind pfeift. Zwischen den Gebäuden gibt es nichts außer kahlen, trockenen Grasflächen, auf denen hier und da Ponys stehen und versuchen, ein wenig Nahrung zu finden. Niemand hier hat den Drang, etwas zu verschönern, niemand macht sich die Mühe, Bäume oder Büsche zu pflanzen oder einfach nur ein paar Blumen.
    Fassungslos blickt Jane Goodall aus dem Fenster des Autos. Alles wirkt schmutzig und verwahrlost. In einer Garageneinfahrt benutzen ein paar Kinder einen Holzstapel als Klettergerüst, denn einen Spielplatz sucht man hier vergeblich. Ein kleiner Junge lässt seine Wut an einem Hund aus, indem er ihn mit brutalen Fußtritten traktiert. Eine Gruppe Jugendlicher am Straßenrand nimmt eine feindselige Haltung ein, als der Wagen vorbeifährt. Ein Hund verbringt sein Leben angekettet mitten in einem Berg Unrat. Überall auf der Straße und vor den mit Graffiti beschmierten Häusern stehen und liegen irgendwelche Sachen, Spielzeuge, Autoteile, ein einsamer Kinderwagen, und nicht immer ist klar, ob die Bewohner sie nicht mehr brauchten und deswegen achtlos weggeworfen oder ob sie schlichtweg dort vergessen wurden. Autowracks scheinen einfach irgendwo abgestellt zu werden und bleiben dort stehen, bis sie unter den Einwirkungen von Wind und Wetter von selber zerfallen. Niemand räumt hier etwas weg.
    Nur an zwei Stellen im Ort sind positive Aktivitäten sichtbar. Auf einer kleinen, verwitterten Betonfläche, durch die an den Schmalseiten aufgestellten, rostzerfressenen Basketballkörbe als Spielfeld erkennbar, sind einige Kinder und Jugendliche damit beschäftigt, mit ihren Besen wenigstens den gröbsten Schmutz zu beseitigen. Nebenan liegt ein mit niedrigem Maschendraht eingezäuntes Feld, wo andere Jugendliche die vertrockneten Reste einer ehemaligen Maiskultur zusammenharken.
    Jane Goodall nähert sich dem Geschehen. »Hallo!«, grüßt sie freundlich, »sind alle fleißig?« Die beiden Gründer der »Roots & Shoots«-Gruppe in Pine Ridge, Patricia Hammond und Jason Schoch, gesellen sich zu ihr und erzählen von ihren Bemühungen, das Leben der im Reservat lebenden Menschen, besonders aber der jüngeren unter ihnen, zu verbessern.

    »Ich wollte in der Lage sein, den Kids zu helfen. Sie sind alles, was wir haben. Sie sind unsere Zukunft. Sie sind alles, was von unserem Volk übrig ist. Das müssen wir bewahren. Und wie kann ich ihre Umgebung am schnellsten verändern? Indem ich einen Garten anlege!« Patricia Hammond, Lakota-Indianerin, im Film »Jane´s Journey«

    Patricia Hammond hatte sich überlegt, dass ein Garten in der kargen Gegend die unmittelbarste und augenfälligste Veränderung darstellen würde. Aber sie musste feststellen, dass es vor dem ersten Arbeitsschritt zunächst notwendig war, die Menschen aufzurütteln und sie von dem Sinn ihres Vorhabens zu überzeugen. Sie stieß auf erheblichen Widerstand. »Hier kann man keinen Garten anlegen!«, hörte sie von vielen. »Das wird nicht gehen, denn die Leute werden den Garten mit Müll zuwerfen, so wie sie es hier überall machen!« war ein anderes Argument. Und wenn sie bat, doch zunächst einmal den Müll wegzuräumen, bekam sie zur Antwort: »Wozu die Mühe? Morgen liegt er ja doch wieder da!« Aber schließlich schaffte sie es, einige Jugendliche zur Mitarbeit bei der Anlage eines Maisfeldes zu bewegen.
    »Darauf warte ich seit acht Jahren«, meint Jane Goodall zufrieden, »dass jemand endlich etwas tut in einer Gemeinde der amerikanischen Ureinwohner. Und nun seht euch an, was ihr geschafft habt. Aber es war nicht leicht, oder?«
    »Nein«, bestätigt Patricia Hammond, »das war es nicht.« Und dann erzählt sie, wie der Mais wuchs, bis er fast zwei Meter hoch war, und wie ihre jungen Mithelfer darüber ganz stolz und aufgeregt waren. Aber als sie kurz vor der Ernte zu ihrem kleinen Feld kamen, hatte jemand den Zaun umgerissen und sämtliche Maispflanzen abgeschnitten. Vielleicht, so mutmaßt Patricia, war es sogar eines der Kinder, die dort mitgearbeitet hatten. Noch heute schießen ihr Tränen in die Augen, und sie verspürt die Enttäuschung und die Frustration von damals, als sie vor diesem Werk der Zerstörung stand. Sie hatte doch mit dem Maisanbau dem Leben der Jugendlichen in der Gemeinde einen Sinn geben wollen. Sie hatten dann gemeinsam den zerstörten Mais aufgesammelt und den Zaun wieder aufgerichtet, und einen Tag später, als sie sich wieder gefangen hatte, hatte sie zu den

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