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Januarfluss

Januarfluss

Titel: Januarfluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Veloso
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stört sich gar nicht daran. Er lacht sogar. » Bleiben Sie ruhig hier, meine Liebe. Ganz gleich, was Sie mir erzählen werden, allein Ihre erfrischende Art wird es für mich zu einem erbaulichen Erlebnis machen. «
    Â» Dürfte ich um ein Glas Wasser bitten? « , verzögere nun ich den Moment, in dem ich mit der Sprache herausrücken muss. Ich muss erst wieder zu meinem Konzept zurückfinden.
    Â» Aber natürlich. Das Mädchen wird jeden Augenblick mit Getränken und Gebäck erscheinen. «
    Wie aufs Stichwort tritt ein Dienstmädchen in diesem Augenblick durch die Flügeltür. Sie trägt ein voll beladenes Tablett, das sie auf einem Beistelltisch abstellt, bevor sie die Kaffeetassen füllt und sie uns serviert. Auch einen Krug frischer Limonade hat sie dabei, dankend nehme ich ein Glas an. Ein Teller mit süßen Knabbereien sowie ein anderer mit herzhaften Häppchen wird vor uns auf den Tisch gestellt, dann zieht sich das Mädchen lautlos zurück. Ich blicke ihr nach, als sie den Salon verlässt. Könnte das Rosa gewesen sein, Lus Schwester? Vom Alter her käme es hin, und auch ihre Schönheit entspricht der, die Lu mir beschrieben hat. Aber ich erkenne nicht die geringste Ähnlichkeit zu Lu, was sicher auch mit der sehr viel dunkleren Hautfarbe des Mädchens zu tun hat.
    Â» Oder nicht? « , höre ich Dom Fernando fragen.
    Ich habe keine Ahnung, was er gesagt hat, ich war zu sehr abgelenkt von der jungen Sklavin.
    Â» Verzeihen Sie, ich war in Gedanken « , sage ich.
    Â» Natürlich. Sie müssen ja ganz durcheinander sein, nach allem, was Sie in den vergangenen Wochen durchlebt haben. Vielleicht möchten Sie sich erst eine Weile ausruhen? Sie können sich das schönste Gästezimmer aussuchen, zurzeit weilen keine anderen Besucher auf Bela Vista. «
    Â» Ich… Das wäre schön. Zunächst will ich Ihnen aber kurz erklären, was mich zu Ihnen führt. «
    Er nickt mir aufmunternd zu.
    Ich nehme einen Schluck Limonade, bevor ich spreche. Seine Augen folgen jeder meiner Bewegungen, ich komme mir vor wie eine Maus, über der ein Adler kreist. Wobei die Maus sicher nicht halb so nervös ist wie ich– und nicht halb so dumm, da sie sich ja nicht freiwillig in die Fänge des Adlers begeben würde.
    Â» Die Gründe für meine Flucht von Águas Calmas sind sehr privater Natur, darüber würde ich vorerst noch nicht so gern sprechen. «
    Â» Immerhin ist es gut zu erfahren, dass Sie geflohen sind und nicht etwa Opfer eines Unfalls oder gar eines Verbrechens wurden. « Er versucht, ein gütiges Lächeln aufzusetzen, doch es wirkt eher wie ein Zähnefletschen.
    Â» Oh, äh, ja « , stottere ich. Ich hatte gar nicht bedacht, dass er das ja tatsächlich nicht wissen konnte. » Also « , fahre ich fort, » ich hatte gute Gründe, fortzulaufen. Wie Sie sehen, ist es mir dabei gut ergangen. Ich habe sehr gute Freunde, Menschen wie Sie, die mir geholfen haben. «
    Er nickt bedächtig, als sei es für ihn das Natürlichste der Welt, von mir als guter Freund betrachtet zu werden. Ich muss mir Mühe geben, meinen Gesichtsausdruck nicht entgleisen zu lassen. Dieser Mann bereitet mir schon jetzt mehr Unbehagen, als ich für möglich gehalten hätte.
    Â» Aber ich kann jetzt noch nicht nach Hause zurückkehren. Ich habe noch einige Dinge zu klären. Leider werde ich von allen möglichen Leuten verfolgt. Mir kam zu Ohren, dass eine hohe Belohnung auf mein Ergreifen ausgesetzt wurde, und die Gier der Menschen… nun ja, Sie wissen schon. Sie sind einer der wenigen, der ganz sicher nicht hinter dieser Belohnung her ist, sodass ich Sie bitten möchte, mir für ein paar Tage Unterschlupf zu gewähren. «
    So, nun ist es heraus. Ich kann nur hoffen, dass Dom Fernando nicht nachbohrt und versucht herauszufinden, was die geheimnisvolle Ursache für meine Flucht war.
    Â» Aber meine liebe Senhorita Isabel! « , ruft er aus. » Was für eine unmögliche Frage! Selbstverständlich können Sie hier bleiben, so lange Sie möchten. Ich bin hocherfreut über Ihren Besuch, glauben Sie mir, und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um Sie vor Ihren Häschern zu beschützen. «
    Mir fällt ein riesiger Stein vom Herzen. Die erste Hürde ist genommen.
    Â» Ich danke Ihnen, Dom Fernando. Allzu lange werde ich Ihre Gastfreundschaft gewiss

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