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Januskopf

Januskopf

Titel: Januskopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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in die Zange genommen haben.« Er fluchte. »Ich habe mit Frau Isenstein gesprochen. Rufen Sie sie morgen an und schlagen Sie ihr vor, zur Polizei zu gehen. Ihr bleibt nichts anderes übrig.«
    Katinka schwieg und hörte Hardo am anderen Ende beim Schweigen zu.
    »Können Sie schlafen?«, fragte er schließlich. »Versuchen Sie es wenigstens.«
    »Ich versuche es«, sagte Katinka. »Gute Nacht.«
    Sie legte auf und sah Carla an. Ihre Augen standen weit offen, blau wie der Pazifik und genauso tief.
    »Was sollen wir tun?«, flüsterte Carla.
    Katinka ging zum Kühlschrank, goss sich Milch in eine Tasse und trat zum Fenster. Dort unten stand ihr Käfer. Also war er doch noch gebracht worden, sie hatte gar nicht mehr daran gedacht. Schnell rannte sie die Treppe hinunter zum Briefkasten und holte die Schlüssel heraus.
    »Wir haben ein Auto, Carla«, sagte sie und hielt den Schlüssel hoch.
    Carla stand am Fenster.
    »Schau mal«, sagte sie und wies mit dem Kinn auf einen dunklen Wagen hinter Katinkas Beetle.
    »Hardo überlässt aber auch nichts dem Zufall«, murmelte Katinka. Sie trat zurück.
    »Was tun die? Uns bewachen?«, fragte Carla.
    »Beschützen. Das ist in etwa das Gleiche.«
    »Der Mann, den sie festgenommen haben ...« Carla zögerte.
    »Kroll.«
    »Ja. Kroll. Der kann die Briefbombe nicht zugestellt haben.«
    »Wohl kaum«, sagte Katinka.
    »Dann hat Kroll auch nicht geschossen«, mutmaßte Carla. »Sie haben den Falschen.«
    »Wenn wir annehmen, dass es nur einen Täter gibt«, sagte Katinka, »dann würdest du richtig liegen. Aber das wissen wir nicht. Ich verstehe nicht einmal, warum Elvira diesen Sprengsatz bekam.«
    »Eine Warnung?«
    »Eine reichlich rüde Warnung, die sie nicht überlebt hätte, wenn sie nicht misstrauisch geworden wäre und mich angerufen hätte«, sagte Katinka.
    »Aber weshalb?«
    Katinka ruderte hilflos mit den Armen durch die Luft.
    »Ich zermartere mir das Hirn!«, sagte sie. »Elvira muss etwas wissen. Etwas, das den Mörder in die Bredouille bringen kann. Womöglich ist ihr das nicht einmal bewusst.«
    »Was wäre das?«, fragte Carla.
    »Mein Gott, ich habe keine Ahnung!«
    Katinka fühlte die Antwort. Zumindest den Anfang einer Antwort auf die Frage, weshalb Elvira Hanf Opfer eines Briefbombenattentats geworden war. Aber sie konnte die Erkenntnis nicht einkreisen.
    Sie musste etwas tun. Aktiv werden, um die Magenkrämpfe und das Entsetzen loszuwerden. Sie ließ Carla stehen, ging ins Bad, duschte und zog sich an. Als sie zurück in die Küche kam, den Rucksack in der Hand, fragte Carla:
    »Willst du weggehen?«
    »Ich muss mich umsehen. Es hat keinen Sinn, hier herumzuhängen. Ich werde verrückt dabei.«
    »Ich komme mit.«
    »Nein. Kommt nicht in Frage.« Ich bin die Detektivin, wollte Katinka noch anfügen. Sie konnte niemanden brauchen, der ihr am Rockzipfel hing.
    »Ich komme mit«, sagte Carla entschieden. »Ich bin seine Mutter.«
    »Aber du hast ihn weggegeben.«
    Es war heraus, bevor Katinka es noch bemerkte. Carlas Augen wurden noch größer. Sie fuhr sich durch das kurze Haar.
    »Du weißt ja nicht«, sagte sie, »was damals war. Urteile nicht.«
    »Entschuldige.« Katinka setzte den Rucksack auf den Tisch. »Ich ...«
    »Mütter sind Wesen, die so gut wie alles falsch machen, wenn man den Richtersprüchen der anderen glaubt«, fuhr Carla fort. »Ich wollte nicht mit ihm schlafen. Er sah gut aus und er faszinierte mich. Aber ich wollte nicht mit ihm ins Bett.«
    »Mit Toms Vater?«
    »Bernhard Thiele«, bestätigte Carla. »Ich wusste nicht mal, dass er verlobt war.«
    Katinka griff nach der Milch. Sie trank direkt aus der Tüte.
    »Ich war achtzehn. Du meine Güte, ich fühlte mich geschmeichelt, dass ein älterer, erfahrener und, wie ich meinte, bessergestellter Mann sich für mich interessierte.«
    Katinka setzte die Milchtüte ab.
    »Ich wusste schon nach zwei Wochen, dass ich schwanger war, aber erst drei Monate später ging ich zum Arzt. Ich habe sehr strenge Eltern, Katinka. Religiöse Eltern. Mit ihnen konnte ich nicht reden. Für sie durfte das alles nicht sein, also existierte es nicht. Sie ignorierten die Schwangerschaft. Ich wurde von der Schule genommen. Kurz vor dem Abitur. Ich war immer sehr gut in der Schule, niemand verstand das. Ein Lehrer kam sogar zu meinen Eltern nach Hause. Aber sie bestanden darauf, dass ich eine Lehre machen sollte, wie sie selbst es auch getan hatten. Als man den Bauch sehen konnte, kam ich zu einer Tante in der Nähe

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