Janusliebe
nichts getan haben?»
«Na, hör mal!» Vincent sah sie empört an. «Lawrence ist zwar alles andere als
ein Gentleman, aber ein Monster ist er nun auch nicht.»
Er streckte sich neben Daphne aus und zog sie in seine Arme. «Vielleicht ha-
ben sich die beiden ja angefreundet und verleben einen schönen Abend miteinan-
der, während wir hier die tollsten Vermutungen anstellen?»
«Und Santa Claus tanzt mit dem Osterhasen Foxtrott» Daphne lachte spöt-
tisch. «Oh Schatz, alles, aber das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstel-
len.»
«Ich, offen gesagt, auch nicht», seufzte Vincent.
Er warf die Bettdecke von sich und sprang wieder aus dem Bett. Allmählich
wurde er jetzt doch nervös. Es war ihm unmöglich, länger untätig auf eine Nach-
richt zu warten.
«Ich fahre nach Hause», erklärte er auf Daphnes fragenden Blick. «Vielleicht
ist Lawrence inzwischen dort eingetroffen. Ich muss einfach etwas tun!»
«Und wenn er nicht da ist?»
«Dann fahre ich ins Büro.» Vincent griff nach seiner Hose. «Irgendwo muss er
ja sein.»
«Komisch ist, dass wir beide nicht mal über ihre Handys erreichen», überlegte
Daphne laut. Sie stieg ebenfalls aus dem Bett und schlüpfte in den Frotteebade-
mantel, der am Fußende lag. Mit einem Lächeln trat sie zu Vincent.
Liebevoll betrachtete er ihr Gesicht. Lawrence musste blind sein, dass er diese
Schönheit nicht erkannte. Für Vincent war Daphne das schönste Mädchen, das er
je gesehen hatte und die Antipathie seines Bruders traf ihn mehr als alle anderen
Ungerechtigkeiten, die Lawrence ihm bisher zugefügt hatte.
Eine geldgierige Hyäne nannte Lawrence dieses Mädchen. Dabei hatte es
Daphne gar nicht nötig, sich an einen reichen Mann heranzumachen, denn ihre
eigene kleine Boutique lief so gut, dass sie bestimmt nicht auf Vincents Geld an-
gewiesen war.
Nein, Geldgier band sie nicht an ihn, aber dafür hatte ein Mann wie Lawrence
eben kein Verständnis.
Vincent hob die Hand. Mit einer fast andächtigen Bewegung strich er über
Daphnes Haar.
«Es wird alles gut», flüsterte er beruhigend, als er die Angst in ihren Augen
sah.
Sie sorgte sich um Carry und Vincent machte sich jetzt Vorwürfe, dass er dem
ganzen verrückten Plan überhaupt zugestimmt hatte. Sein Bruder war nun ein-
mal nicht der Mann, der sich von einem hübschen Gesicht und ein paar schönen
Worten beeinflussen ließ. Wer weiß, was er der armen Carry alles an den Kopf ge-
worfen hatte?
«Es wird alles gut», sagte Vincent noch einmal, eigentlich mehr, um sich selbst
zu beruhigen. «Mach dir keine Sorgen. Morgen früh ist alles wieder in Ordnung.»
«Hoffentlich», murmelte Daphne, wenig überzeugt.
Sie hob sich auf die Zehenspitzen und drückte Vincent einen zärtlichen Ab-
schiedskuss auf die Lippen. Als die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, wan-
derte Daphne ins Wohnzimmer hinüber. Sie würde in dieser Nacht ohnehin
keinen Schlaf finden. Zwecklos, wieder ins Bett zu gehen und sich dort bis zum
Morgengrauen herumzuwälzen. Sie schaltete das Fernsehgerät ein und versuchte,
sich mit einem Spielfilm von ihren Sorgen abzulenken.
———————
Lawrence hatte sich längst seiner Krawatte und des Jacketts entledigt. Die
flotte Countrymusic ging auch ihm in die Beine, lockte ihn immer wieder auf die
Tanzfläche, wo er sich zu den Takten mit Carry in den Armen drehte, bis das ganze
Lokal mit ihm Karussell fuhr.
Er hatte fast vergessen, wie schön es war, eine Frau zu umarmen, ihre Bewe-
gungen an seinem Körper zu spüren und sich ganz der Musik und der Freude an
der Musik hinzugeben. Umso mehr genoss Lawrence es jetzt, und er wollte es bis
zur letzten Sekunde auskosten.
Carrys Körper schmiegte sich weich und warm an seinen. Ihre Bewegungen
passten sich harmonisch Lawrence’ Rhythmus an, der sie mit steigender Erregung
an sich presste.
Er kam sich vor, als hätte er drei Flaschen Sekt alleine ausgetrunken. Es war
ein süßer Rausch, der ihm das Blut schneller durch die Adern pumpte, und mit
jeder Sekunde, die er Carry länger in seinen Armen hielt, steigerte sich dieses herr-
liche Gefühl. Ihre Hände, die auf seinem Rücken lagen, übten einen sanften Druck
auf seine Wirbelsäule aus. Lawrence sehnte sich danach, von diesen Händen ge-
streichelt zu werden. In seiner aufgeheizten Phantasie hielt er Carry nicht nur in
den Armen, sondern er küsste sie, erforschte dabei ihren Körper und liebkoste ihn,
bis sie sich vor Lust unter ihm
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