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Janusliebe

Janusliebe

Titel: Janusliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Mier
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begrüßen?» Der Spott in seiner
Stimme war nicht zu überhören.
Erst bei diesen Worten kehrte das Leben in Carrys erstarrte Gliedmaßen zu-
rück. «Was – tust du hier?»
Lawrence zuckte scheinbar gelassen mit den Schultern, aber das Glitzern in
seinen Augen entlarvte diese Geste als Lüge.
«Ich warte auf dich, wie du siehst. Allerdings hatte ich mir unsere Begrüßung
etwas herzlicher vorgestellt. Etwa so.»
Ehe Carry es verhindern konnte, hatte er sie gepackt und an sich gerissen. Sie
versuchte zwar noch, den Kopf abzuwenden, aber Lawrence’ brutaler Griff zwang
sie, stillzuhalten und seinen Kuss über sich ergehen zu lassen.
    Es war eine schmerzhafte Strafe, die er sie mit diesem Kuss spüren ließ. Da war
nichts von Zärtlichkeit, nichts von Hingabe oder Begehren, sondern nur ungestü-
me Wut, die Carrys Unterwerfung forderte.
Sie versuchte, sich zu wehren, aber Lawrence presste sie nur noch fester an
sich und drängte rücksichtslos sein Knie zwischen ihre Schenkel, während er
versuchte, ihre Hände gegen seinen Unterleib zu drücken, damit sie seine Härte
fühlen musste. Bei dieser verzwickten Umarmung verlor Lawrence allerdings das
Gleichgewicht, was Carry die Gelegenheit zur Flucht gab. Mit einer energischen
Bewegung riss sie sich los und versetzte ihm einen Stoß vor die Brust, der Law-
rence ein Stück zurücktaumeln ließ.
«Du musst ja wohl komplett verrückt geworden sein!», schrie Carry ihn an.
«Was fällt dir ein, über mich herzufallen wie ein Steinzeitmensch? Bist du krank,
pervers oder beides?»
Lawrence schüttelte sich wie ein nasser Hund. Der unerwartete Stoß, seine
glühende Erregung, hervorgerufen durch den zügellosen Kuss, hatten ihn aus
dem Gleichgewicht gebracht. Jetzt drehte sich der ganze Parkplatz um ihn. Wie
aus weiter Ferne hörte er Carrys Stimme. Es dauerte einen Moment, ehe er den
Sinn ihrer Worte begriff. Dann allerdings flammte der Zorn erneut in ihm auf.
«Und was fällt dir ein, mich einen ganzen Tag lang an der Nase herumzufüh-
ren?», brüllte er zurück. «Die kleine, nette Caroline Wright von der ALIDA-Personal-
vermittlung, ha! Das reizende Mädchen mit den Sommersprossen und den flotten
Sprüchen. Du hast mir alles nur vorgespielt, um mir Sand in die Augen zu streuen!»
«Das alles hast du in mich hineininterpretiert!», wehrte Carry sich mutig. «Was
kann ich dafür, wenn du deine Leute so mies behandelst, dass sie vor lauter Angst
nicht mehr wissen, wo ihnen der Kopf steht? Es war eine Verwechslung, mehr nicht.
Du selbst hast mich ja auch nicht gefragt, wer ich bin oder warum ich zu dir kam.»
«Wer hat Angst vor mir?», knirschte Lawrence.
Carry winkte ab.
«Vergiss es», murmelte sie ernüchtert. «Ich war in deinem Büro, um ein gutes
Wort für Daphne einzulegen. Leider kam ich jedoch nicht mehr dazu, mit dir über
sie zu reden. Aber das ist jetzt sowieso alles egal.»
Sie fühlte sich nun nicht mehr nur müde, sondern total ausgebrannt und leer.
Das, was sie befürchtet hatte, war eingetreten: Lawrence glaubte ihr kein Wort
mehr. Das deprimierte sie so sehr, dass sie am liebsten in Tränen ausgebrochen
wäre. Eine Reaktion, die Carry sonst nicht an sich kannte.
Lawrence war inzwischen wieder näher gekommen. Seine meerblauen Augen,
die in so seltsamem Kontrast zu seinen schwarzen Haaren standen, betrachteten
Carry mitleidlos.
    «Wie reizend du doch bist», höhnte er. «Da trippelst du aus purer, selbstloser
Freundschaft in meine Firma, um deine unmögliche Freundin und meinen Bruder
endlich glücklich vereint sehen zu können. Was hast du erwartet? Dass ich die
beiden segne und ihre Hochzeit ausrichte?»
«Daphne ist nicht unmöglich!», protestierte Carry.
Lawrence lachte boshaft.
«Natürlich nicht! Sie wird dir für deine Dienste bestimmt eine nette Kleinig-
keit versprochen haben, nicht wahr?»
Carry fühlte sich außerstande, die Diskussion weiterzuführen. Lawrence hatte
sich so in seine Ideen verrannt, dass selbst die überzeugendsten Argumente nicht
bei ihm fruchten würden.
Ohne ihn eines Blickes zu würdigen, ging sie an ihm vorbei auf ihr Wohnhaus
zu.
Lawrence benötigte ein paar Sekunden, ehe er begriff, dass sie ihn tatsächlich
kampflos stehen ließ. Dann ging ein Ruck durch seinen Körper, er setzte Carry mit
zwei, drei Sätzen nach. An der Haustür hatte er sie eingeholt.
«Warum zum Teufel hast du mir gestern nicht gesagt, wer du wirklich bist und
aus welchem Grunde du zu mir

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