Janusliebe
Geschenke machen und so weiter. Aber du bleibst
stur. Liebe, sonst gar nichts! Das ist deine Forderung. Es sollte doch mit dem Teufel
zugehen, wenn Lawrence nicht irgendwann klein beigibt.»
Das Lächeln, das sich bei Daphnes Worten langsam auf Carrys Gesicht ausbrei-
tete, verriet, dass sie sich für diese Idee zu erwärmen begann.
«Dabei darfst du dich natürlich nicht zickig anstellen», führte Daphne, ange-
spornt durch Carrys Interesse, ihre Ideen weiter aus. «Den Schlüssel zu Lawrence’
Herzen hast du ja schon vorgestern Nacht entdeckt. Also mach ruhig weiter so.»
Sie kicherte wie ein kleines Mädchen, das soeben einen tollen Streich ausgeheckt
hatte. «Mach ihn heiß, verstehst du? Schür das Feuerchen, bis es hübsch lichterloh
brennt, und ...»
Das tragbare Telefon auf dem Küchentisch begann zu läuten. Daphne ver-
stummte, während Carry schon nach dem Gerät griff.
«Hallo?» Auf der anderen Seite klickte es.
«Blödmann!» Carry legte das Telefon auf den Tisch zurück.
«Und jedes Mal, wenn er so weit ist, gibst du ihm wieder eins auf den Deckel»,
führte Daphne ihren Satz zu Ende. «Ich bin sicher, diese Methode wirkt.» Sie grins-
te breit. «Wer war’n dran?»
«Niemand.» Carry holte tief Luft. «Jetzt weiß ich auch, warum Lawrence dich
nicht leiden kann. Er hat sofort gemerkt, dass du ganz genau weißt, wie du ihn
fertigmachen kannst.»
Sie hob ihre Kaffeetasse und prostete Daphne zu.
«Aber die Idee ist ganz gut.» Carry ließ sich in ihren Stuhl zurückfallen und
breitete aufatmend die Arme aus, als wollte sie die ganze Küche umarmen. «Law-
rence ist so sehr davon überzeugt, dass sein Herz gegen alle Anfechtungen gefeit
ist, dass er mich damit herausfordert, ihm das Gegenteil zu beweisen.»
Sie ließ die Arme sinken und beugte sich vor.
«Weißt du übrigens, dass ich seit gut einem Jahr nichts weiter tue als arbeiten,
essen und schlafen? Ich bin so brav, dass ich mich schon mit mir selber langweile.
Höchste Zeit für ein rasantes Abenteuer, sonst vertrockne ich noch.»
«Und höchste Zeit für eine kleine Rache», fügte Daphne grinsend hinzu. «Im-
merhin hat Lawrence mich als geldgierigen Rauschgoldengel bezeichnet! Das ver-
zeihe ich ihm nicht so schnell. Außerdem wirst du ihn lehren, dass Liebe heißer
brennt als der Hunger nach Besitz. Vielleicht nimmt er mich dann doch noch als
Schwägerin an und nicht als raffgieriges Ungeheuer, das bereits nach seinen Fir-
menanteilen schielt.»
«Wenn dein Plan halbwegs gelingt, werden wir in den nächsten Tagen viel
Spaß haben.» Carry kicherte voller Vorfreude auf die kommende Zeit.
«Und wenn er vollkommen gelingt, dann werden wir sogar noch miteinander
verwandt!», schwärmte Daphne.Im nächsten Moment brachen die Freundinnen
in ein so ausgelassenes Gelächter aus, dass die Nachbarn zur Rechten und zur Lin-
ken erstaunt die Köpfe von ihrer Tageszeitung hoben.
———————
Lawrence rief natürlich trotz Carrys Warnung in der Redaktion an. Sie hatte
gerade an ihrem Schreibtisch Platz genommen, als das Gespräch kam. Vor allem
das maliziöse Lächeln von Robby, der den Anruf entgegennahm, brachte ihr Blut
in Wallung. Wütend riss sie ihm den Hörer aus der Hand und meldete sich.
«Hallo Carry, hast du dich von dem nächtlichen Schrecken erholt?» Lawrence’
Stimme klang so fröhlich, dass Carry noch wütender wurde. «Ich wollte dich näm-
lich fragen, was du bei Tageslicht von meiner Idee hältst. Hast du schon darüber
nachgedacht?»
Gerade noch rechtzeitig erinnerte sich Carry an den Plan, den sie mit Daphne
ausgetüftelt hatte. Sie schluckte die eklige Antwort hinunter, die ihr bereits auf
der Zunge lag.
«Welche Idee?», stellte sie sich naiv, um Zeit zu gewinnen.
«Dass wir heiraten.» Lawrence war nicht so schnell zu entmutigen. «Wir spra-
chen ja gestern Nacht darüber. Aber du warst nicht in der Stimmung für solch
wichtige Entscheidungen.»
Nicht in der Stimmung, ha! Carry schnaufte empört. Eine feine Umschreibung
für «du warst schlecht gelaunt, reizbar und hundemüde». Aber jetzt war nicht die
Zeit, um über Worte und deren Bedeutung zu diskutieren.
Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen und antwortete, wie mit Daphne be-
sprochen:
«Falls du es gestern nicht mehr gehört haben solltest. Ich sagte laut und deut-
lich ‹Nein›. Ich heirate keinen Mann, der mich nicht lieben kann oder will.»
Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Robby seinen Computer im Stich ließ
Weitere Kostenlose Bücher