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Jasmin - Roman

Titel: Jasmin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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hören und ließ uns schwören, sollte ihm was passieren, niemals einem Verkauf zuzustimmen. Dreißig Lirot für einen ganzen Dunam! Ich frage dich, meine Schwester, das wollen uns die Juden antun, die sagen, sie seien ein Ahl al-Kitab, ein Volk des Buches?«

    »Wer sind wir hier schon?«, sagte Fatchija traurig.
    »Wir wussten nicht, was wir machen sollten. Macht und der Verstand sind zu Ende. Wer sind wir schon, Viehhirten und Fellachen, wir können gar nichts gegen das Militärregime machen. Abu Karim hat nicht verstanden, was passiert, er wurde ein anderer Mensch, sein Gesicht fiel ein, seine Beine wurden schwer.
    Eines Tages hat er die Familie versammelt und gesagt: ›Ich habe von meinen Vätern diese Erde und diese Olivenhaine geerbt, und ich habe sie meinem Sohn vollständig zu vererben. Das ist eine Sache der Ehre, die meine Väter von mir verlangen, und es ist die Ehre, die mir der Boden abverlangt. Ich werde dem bösen Plan der Zionisten nicht meine Hand reichen. Ihr Bauch ist gemästet, doch ihre Augen sind hungrig. Was wollen sie? Das bisschen Ehre, das uns geblieben ist? Was ist ein Mensch wert, dem man seinen Boden wegnimmt? Nichts! Er hat keine Wurzeln mehr. Ich, Abu Karim ibn Aziz von der Sippe al-Zadek, sage ihnen: Ihr seid nach zweitausend Jahren zurückgekehrt, wir werden nach vierzigtausend Jahren zurückkehren. Der Boden gehört uns, und das Land gehört uns. Man kann einem Menschen nicht sein eigen Fleisch und Blut nehmen. Das Leben ist wie ein Rad, einmal hinauf, einmal hinab. Jetzt seid ihr oben, aber der Tag wird kommen, an dem ihr wieder unten sein werdet. Der Tag wird kommen, an dem ihr wie ein hohler Olivenbaum fallen werdet.‹ So hat er gesprochen.
    Eines Morgens hat Abu Karim eine Matte genommen und sie unter diesem Olivenbaum ausgelegt, sich hier hingesetzt und die Bulldozer und Traktoren angeschaut, die die Erde zusammenschoben. Jeder Weg, den sie planierten, war für ihn, als überrollten sie seinen Körper, jeder Baum, den sie ausrissen, war für ihn, als rissen sie seine Zähne aus, und jeder Felsen, den sie wegräumten, war für ihn, als pickten sie ihm die Leber aus. Er aß nicht und schlief nicht, rauchte nur und rauchte. Ich brachte ihm immer Essen, doch er rührte es nicht an. Die Muchtars und die Honoratioren aus den umliegenden Dörfern kamen, sagten zu
ihm: ›Der Mensch bringt dem Boden Leben, der Boden bringt einen Menschen nicht zum Leben. Der Tag wird kommen, und Allah wird es ihnen heimzahlen.‹ Doch er blieb dabei, fastete weiter und sagte: ›So wie die Juden meinen Boden genommen haben, so wird Gott meine Seele nehmen.‹
    So blieb er noch ein paar Tage dort, und der Geruch des Todes stieg von seiner Matte auf. Hatha hu, das war’s, meine Schwester«, schloss Asalije mit roten Augen, und die Tränen rollten auch über Fatchijas Wangen.
    »Wir werden zurückkommen«, zischte Karim mit zusammengepressten Lippen.
    Es herrschte Stille, Ghadir zerbrach Olivenzweige, die auf der Erde herumlagen. Ich sonderte mich von ihnen ab und setzte mich auf einen Stein, und das alte Bild aus meiner Kindheit stieg wieder vor mir auf: Raschel vor den irakischen Soldaten, die ihren Mann Chizkel traten. Das Blut floss über seine Lippen und seine Stirn, und sie schlugen und traten auf ihn ein. Raschel schrie und flehte, doch sie ohrfeigten sie, und sie stürzte zu Boden.
    Wir kehrten zum Haus zurück, und Asalije servierte uns Essen. Ich hatte keinen Appetit, um jedoch niemanden zu beleidigen, aß ich ein paar Löffel Reis und ging dann vor das Haus, um zu rauchen. Ghadir brachte mir einen Teller frisch gepflückte Feigen hinaus.
    Nach dem Kaffee erzählte Fatchija von Ghadir, die zu ihrem Unglück mit Izam verheiratet worden war, wie es das Schicksal wollte, und nun zu ihm und seiner Familie in Amman übersiedeln müsste, falls sie nicht beweisen könnte, dass sie von hier sei. »Der Beamte im Innenministerium sagt, man braucht Beweise, dass wir in Jaffa gewohnt haben und Familie hier haben, die Namen von unseren Verwandten, ihren Aufenthaltsort.«
    Asalije brachte sämtliche Dokumente, die es im Haus gab, und lieferte uns Personalien von den Verwandten. Ich schrieb die Namen, Geburtsdaten und Ausweisnummern ab und notierte
alle Angaben dazu, an die sie sich erinnern konnte. »In Jaffa sind nicht viele übrig geblieben, Karim fährt manchmal zu ihnen.«
    Sie nahmen mit einer langen, stillen Umarmung Abschied, zwei abgehärtete, schmerzgeprüfte Frauen, die für kurze Zeit ein

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