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Jasmin - Roman

Titel: Jasmin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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allem, sorgte für ihn und Mama, gewann ihre Anerkennung, und er - nichts. Alles, was sie über ihn wussten, war, dass er beim Mossad arbeitete und sich in London befand. Nur eine Schlagzeile, keine Berichterstattung. Und nun, wo es ihm gelungen war, das Unglaubliche zu vollbringen und Chizkel zu befreien, durfte es kein Mensch wissen, und seine Freude musste in ihm verborgen bleiben. Eine Arbeit im Dunkeln.
    Aber Nuri war keinesfalls zu beneiden um seine Arbeit bei seinem Minister, einem konservativen, sturen Aschkenasi, der sich hinter dem Rücken des Ministerpräsidenten versteckte und wie in der Zeit der befestigten Siedlungen im Palästina der zwanziger Jahre agierte, als sei der Nahe Osten erstarrt. Wie kam Nuri bloß mit einem solchen Mann zurecht?
    Wenn er es wenigstens Chizkel hätte erzählen können. Wenn
Chizkel wüsste, dass er, Kabi, hinter seiner plötzlichen Befreiung stand, dass der von ihm so geliebte Knabe sein rettender Engel gewesen war. Wenn er ihm die ganzen kleinen Einzelheiten des Unternehmens hätte erzählen können, die den Traum von seiner Befreiung nach so vielen Jahren wirklich hatten werden lassen.
    Vielleicht sollte er es ihm trotz allem erzählen. Was für ein Gespräch das würde! Ja, er würde Chizkel zu einem guten Glas Arrak einladen, ihn informieren, das würde einschlagen wie eine Bombe, Chizkel würde lachen, weinen, den Kopf schütteln, ihn zwicken, es nicht glauben, und dann würde er die Details hören wollen.
    Und er würde vor ihm seine Wanderschaft durch den Iran aufrollen, ihm von Teheran erzählen, von Chorramschahr, wo einem der Gasgeruch die Nase und den Hals verstopfte, ihm den glatten Schahin Pur beschreiben, den besessenen Glücksspieler, dem er dort im Teehaus begegnet war, ihm den Moment beschreiben, in dem er aus dessen Mund von einem Verwandten erfahren hatte, der der Direktor des Gefängnisses in Nugrat Salman war. Er würde ihm sogar von dem Gefühl erzählen, das ihn seit den ersten Nächten in Chorramschahr überflutet hatte, dass dies wichtige Stunden in seinem Leben waren, vielleicht die allerwichtigsten überhaupt, von dem Glauben, dass ihn das Schicksal nicht vergebens dorthin verschlagen hatte.
    Er würde die Kapitel seines Erfolgs vor ihm aufblättern, die langen Wochen, die er gebraucht hatte, bis er an Schahin Pur geriet und ihn dazu brachte, sein Partner bei den Schmuggelgeschäften zu werden, die Entsendung Schahin Purs nach Bagdad, um dem verbitterten Gefängniskommandanten zuzureden, dass er einwilligte, mit den »freien irakischen Kräften« zusammenzuarbeiten, deren Hauptquartier in London war, eine Körperschaft, die niemals existiert hatte und nur zu diesem Zweck erfunden worden war.
    Er würde ihm von der zermürbenden Unternehmung erzählen, um Chizkels Lage zu erkunden, von den Nächten, in denen er unzählige Berechnungen anstellte, bis er zu dem Schluss gelangte,
dass er die Fluchthilfe für Chizkel nicht aus eigener Tasche bezahlen konnte, von den inneren Konflikten, ob er seinen Vorgesetzten beim Mossad von dem Ganzen erzählen sollte, denn nicht allein Geldmangel stand ihm hinderlich im Wege, auch die Regelung von Chizkels rechtlichem Status, der Pass und so weiter und so fort, und wie er sich nach langen Qualen gezwungen sah, dem Chef der Außenstelle, Amram, alles zu offenbaren, und wie Amram ihm einen Verweis erteilt hatte, dass er im Alleingang und auf eigene Verantwortung gehandelt hatte.
    Er würde ihm davon erzählen, wie er Chorramschahr zwei Tage vor Chizkels Eintreffen verlassen hatte und wie er, auf dem Höhepunkt der ganzen Fluchtgeschichte, sich selbst zur Isolation in einem kleinen, verwanzten Hotel in Teheran verurteilt hatte, wo er saß, an den Fingernägeln kaute und die Stunden berechnete: Jetzt ist Chizkel im Boot der Fluchthelfer, jetzt ist er in der Hütte im Obstgarten, jetzt ist er in Schahin Purs Haus, jetzt wechselt er die Frauenkleidung, jetzt trifft unser Kontaktmann bei ihm ein, jetzt sitzt er im Flugzeug auf dem Weg nach Teheran, nun ist er in Teheran und jetzt im Flugzeug auf dem Weg nach Hause.
    Wenn er es nur seinem Vater erzählen und damit die Narben seiner Selbstzerfleischung seit Chizkels Verhaftung auslöschen könnte. Wie sehr hatte sein Vater darunter gelitten, dass sein Bruder verhaftet und ins Gefängnis gesperrt worden war, wie sehr hatte er sich zermartert, sich Vorwürfe gemacht, als er nach Israel ging und ihn im irakischen Gefängnis zurückließ, wie sehr hatte es ihn geschmerzt, als

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