Jasmin - Roman
Wohnung, ein Mensch in deiner Position muss mehr …«
»Mehr ist nicht.«
»Schau dir deinen Schrank an, woher kommt dieses alte Zeug? Du brauchst moderne Möbel. Und dieses Plakat von Marilyn Monroe! Was bist du denn, ein pubertierende Jüngling?«, schalt sie und bemerkte die Sehnsucht nach Wärme nicht, die in Marilyns Augen zum Ausdruck kam. »Kauf dir doch Originalbilder, es gibt gute israelische Maler, die nicht teuer sind, solche billigen Poster und Reproduktionen passen nicht zu dir. Ich werde dir bei der Auswahl helfen, wir fahren zu den Galerien in Jaffa.«
Sie näherte sich mir mit katzenhaftem Schritt, legte den Schal ab, der ihren Hals bedeckte, schlang ihre Arme um mich und schnupperte an mir.
»Endlich hast du ein gutes Parfüm genommen. Du machst Fortschritte«, sie bot mir ihre Lippen dar. Ich streifte sie mit einem Kuss.
»Was möchtest du trinken?«, fragte ich, doch sie blieb einen Augenblick ganz still.
»Meine Mutter kommt ins Krankenhaus, ich muss nach Paris zurück.«
»Das tut mir leid. Was hat sie?«
»Was hat sie nicht? Vielleicht kommst du mit, ich würde dich in den Louvre mitnehmen, nach Saint-Germain, wir werden im Flore sitzen, dem Café von Sartre, Camus und Gréco, wir werden uns amüsieren.«
»Und wer soll hier Frieden machen?«, fragte ich wie im Scherz.
»Frieden wird es hier keinen geben, mein Lieber. In meinem Beruf habe ich gelernt, dass es Probleme gibt, die sich nicht lösen lassen. Nicht einmal mit Medikamenten. Die Kunst ist, sie zu überleben.«
»Kann ich dir ein Gläschen Arrak aus Ramallah anbieten?«
»O ja, dein Arrak. Das ist gut, und mit viel Eis.«
Ich ging in die Küche und bereitete ihr Getränk zu.
»Sag mal«, fragte sie, »kommt dir das normal vor, dass ein Mann mit dreißig noch nie im Ausland war? London, Paris, Rom - lockt es dich nicht, das einmal zu sehen? Vielleicht solltest du von deiner Jasmin lernen, sie hat einige Jahre in Paris gelebt, sie ist eine Frau von Welt. Apropos Jasmin, ich habe Neuigkeiten für dich, sie will in Abu Dis ein Jugenddorf wie das unsere einrichten. Was sagst du dazu? Wir bringen ihnen den Fortschritt, was? Ich habe vor, ihr zu helfen. Hat sie es dir nicht erzählt?«
»Abu George, ihr Vater, hat es mir erzählt. Er hat ihr auch geraten, sich von Bischof Karatschi helfen zu lassen, Geld zu sammeln und öffentliche Unterstützung zu mobilisieren.«
»Wer ist dieser Bischof eigentlich? Sie schätzt ihn ziemlich.«
»Ein Israelhasser«, antwortete ich.
»Ach, sieh an, du machst Fortschritte, nichts mehr mit Hamlet, du begreifst wohl langsam, dass alle Israelhasser sind, und mir scheint, dass auch deine Jasmin gegen uns arbeitet«, sagte sie und schlang ihre Arme um meinen Hals, drückte ihren Busen an meine Brust und fing an, mein Hemd aus der Hose zu ziehen und es aufzuknöpfen.
»Das geht nicht, die Nachbarn können uns sehen«, errötete ich.
»Bist du ein kleines Kind, oder was?«
»Nu, komm schon«, drängte ich sie, »ich habe Karten für den Film reserviert.«
»Zum Teufel mit dem Film, wann wirst du endlich mal lernen, spontan zu leben!« Sie kippte den Arrak hinunter und stieß pfeifend den anisgetränkten Atem aus.»In welchen Film willst du mich mitnehmen?«
»Einen israelischen. ›Drei Tage und ein Kind‹.«
»Ich wusste gar nicht, dass es eine israelische Filmindustrie gibt.«
»Meinst du, wir sind in Sambia? Du hast selber gesagt, dass wir die dritte Großmacht der Welt sind!«
Als wir hinausgingen, sah ich Gruschka nicht im Gang. »Siehst du, sogar Gruschka hat Angst vor dir«, schalt ich sie.
»Bloß du nicht«, kicherte sie.
Sie wollte zu Fuß ins Smadar gehen, trotz des Regens. »Das ist romantisch, und außerdem habe ich einen Regenschirm«, sagte sie. Wir gingen die Elazar-Hamoda’i-Straße entlang, wandten uns nach rechts der Rachel-Imeinu- und von dort der Emek-Refaim-Straße zu. Sie hakte sich bei mir unter, entspannt und zufrieden, als schritte sie mit ihrem Mann die Champs-Élysées entlang. Für einen Moment hoffte ich, wir würden Jardena begegnen, die in der Nähe wohnte.
Der Film beeindruckte sie nicht. Als Entschädigung aßen wir Strudel im Café Peter. Danach wollte sie, dass ich sie nach Hause begleitete, doch ich schlug vor, zu mir zu gehen. Ich wusste, sie würde sich weigern, in meiner kleinen Wohnung zu schlafen, denn ihre Cremes und ihr Schminkzeug würden ihr fehlen. Ich kehrte allein nach Hause zurück.
Ich fand Gruschka nicht. Vielleicht stöhnte sie
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