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Jasmin - Roman

Titel: Jasmin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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uns«, sagte Chizkel, und dann fiel ihm ein, mich mit Namen und Rang vorzustellen.
    »Dann sind Sie also Kabi Amaris Bruder? Warum haben Sie nichts gesagt? Kabi, mein fleißiger Schüler, war der Herausgeber der Zeitung unserer Schule, was für ein Talent … Die Amaris haben sich immer schriftstellerisch betätigt. Und Sie, der Jüngere, beraten hier den Minister in arabischen Belangen. Eine wichtige Aufgabe, eine große Verantwortung liegt auf Ihnen.« Er straffte seinen Rücken auf dem alten Stuhl, zog seine alte Krawatte fest und fuhr fort:
    »Geben Sie Acht, mein Sohn, die Araber hier sind nicht wie dort. Das Blut Rebekkas, unserer Mutter, strömt in ihren Adern. Listig und dreist und gefährlich sind sie. Haben sie nicht in Jaffa kaltblütig Josef Chaim Brenner ermordet, dessen Geschichten ich ins Arabische übersetzte? Und was hatte ihnen dieser Mann des Geistes getan? Das Herz bricht einem … Alle sind heute fröhlich, aber die Zukunft, wer kann sie vorhersehen? Ich hege einen Gedanken, den sie als wahnsinnig erachten würden, nämlich alles an Hussein zurückzugeben und zwar jetzt, wo sie geschlagen, verwirrt und schwach sind, bevor sich in ihrem Blut das Gift der Rachlust ausbreitet. Wer weiß, ob wir je eine zweite Gelegenheit erhalten werden, Frieden und Anerkennung zu erringen. Das Leben ist keine Literatur, es gibt keine Entwürfe, es wird sofort die letzte Version geschrieben. Aber wer hört schon auf mich, mein Sohn, nicht einmal auf Ben Gurion hören sie!«
    Chizkel stotterte etwas und sagte immer noch nicht, weshalb wir gekommen waren.
    »Ustad Nawi«, griff ich ein, »mein Onkel Chizkel braucht ein Zeugnis, dass er ein Verfolgter Zions war.«
    »Und Arbeit hast du?«, fragte er. »Der Genosse hat das Recht zu arbeiten«, fügte er bitter hinzu, »so heißt das hier.«

    Chizkel schwieg und drückte sich auf seinen Stuhl, ein fünfzigjähriger Mann, der uns wie ein furchtsamer Junge anblickte. Mein Herz flog ihm zu.
    »Man will eine Beglaubigung, dass du ein Verfolgter Zions warst? Wissen sie das nicht ohne Zeugnis?« Der Zorn in der Stimme des greisen Nawi wuchs zunehmend, sein Gesicht verhärtete sich und nahm einen entschlossenen Ausdruck an. »Kein Problem, wir geben ihnen auch ein Zeugnis.« Er nahm ein Blatt Papier und kritzelte mit zitternder, verschnörkelter Handschrift die erforderliche Bestätigung hin, der er noch einige Zeilen rühmender Lobesworte hinzufügte. »Ich habe kein Firmenpapier, aber alle wissen, wer ich bin …« Damit steckte er das Schriftstück in einen Umschlag und überreichte diesen Chizkel.
    Chizkel machte mir ein Zeichen aufzustehen. »Gott möge Ihnen ein langes Leben schenken«, sagte er.
    »Keine Sorge, mein Sohn, wir werden mit den Genossen sprechen, vielleicht findet sich für dich eine Arbeit bei der Gewerkschaft«, sagte Nawi und notierte ein paar Telefonnummern auf einen Zettel. »Das ist meine Telefonnummer, und die hier ist von meiner Nichte, sie ist Schwester bei der allgemeinen Krankenkasse. Wohnt mir gegenüber. Wenn ich nicht zu Hause bin, hinterlasse eine Nachricht bei ihr.«
    Lange Zeit saßen wir schweigend draußen, im hinteren Bereich des Rasens. Chizkel rupfte Grashalme aus, zerpflückte sie, riss neue aus und zerpflückte sie wieder. Von Zeit zu Zeit massierte er sein verletztes Knie, und sein Gesicht verzerrte sich. »Ein großer und mutiger Mann«, sagte er schließlich, »seine beste Zeit war in Bagdad«, und er betrachtete die große Rasenfläche und die Menschen, die dorthin strömten.
     
    »Geduld, mein Bruder«, sagte mein Vater, als wir nach Hause kamen. »Gönn dir ein wenig Rast, für jedes Jahr im Gefängnis ruh dich eine Woche aus. Was drängt? Geh spazieren, lies.« Und er bot ihm Bücher auf Arabisch und Englisch an, Zeitungen und
Zeitschriften aus arabischen Ländern. Chizkel sagte weder Ja noch Nein, nahm das Paket, das mein Vater für ihn zusammenstellte und ging in Kabis Zimmer, das jetzt seines war.
    Der sich hinziehende Aufenthalt bei uns quälte ihn. Meine Mutter erzählte mir, dass er sich zu Hause abkapselte, in der Nacht oft aufwachte, sich Tee in der Küche aufbrühte, eine Zigarette anzündete und grübelnd dasaß, öfter sogar den Tee zu trinken vergaß, den er sich zubereitet hatte. Lärm und Stimmen störten ihn. Wenn er Klingeln oder Klopfen an der Tür hörte, spannte er sich an und wollte sofort wissen, wer gekommen war und weswegen. Der Presslufthammer, der auf dem Hügel über unserem Viertel donnerte,

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