Jasmin - Roman
Abschnitt in unserer Beziehung, und ohne eine Wort darüber zu verlieren, verhielten wir uns wie ein Paar. Wir gingen in Konzerte und Filme,
besonders liebte sie das Edison-Kino, wie mein Vater. »Diese weite Eingangshalle hat so etwas Feierliches, die Lichter, die großen Spiegel, die roten Polsterstühle. Eine eigene Atmosphäre, wie in den großen Romanen«, sagte sie.
Als wir zum ersten Mal dorthin gingen, fürchtete ich, sie würde enttäuscht sein, denn das Edison hatte bereits ein wenig an Größe eingebüßt, doch sie genoss es, die Öffentlichkeit zu sehen und gesehen zu werden. »Ich werde Sie hier umarmen, vor den Augen all dieser berühmten Leute, und alle werden wissen, dass Sie eine arabische Freundin haben«, erklärte sie mir mit brennenden Wangen.
»Sie irren sich, meine Liebe, sie werden es nicht wissen. Mit Ihrem Oxfordenglisch und dieser Augenfarbe werden Sie alle glauben machen, dass Sie eine jüdische Neueinwanderin sind. Ein Teil wird mich beneiden wegen Ihrer Schönheit und ein Teil wegen der Privilegien, die eine Neueinwanderin genießt. Wenn Sie konvertieren und mich heiraten würden, würden wir einen großen Kredit bekommen und könnten Elektrogeräte und ein Auto steuerfrei erwerben.«
»Und das wäre es wert? Und was würde euer Geheimdienst dazu sagen?«
Als ich ihr Spiegelbild betrachtete, das von den Wandspiegeln im Foyer reflektiert wurde, glich sie in meinen Augen einer Touristin aus fernen Ländern. Manchmal stieg die bange Befürchtung in mir auf, jemand von meinen Kollegen im Generalstab könnte vielleicht auf die Idee kommen, dass Jasmin mich benutzte, wie die legendäre Mata Hari. Einen solchen Verdacht, wäre er laut geworden, hätte ich mit einem Abwinken entkräftet: Es wussten doch alle, dass Abu George für Koexistenz plädierte und dass er Beziehungen mit dem »Colonel« und anderen führenden Persönlichkeiten unterhielt. Meine wahre Sorge war, dass die Beziehung mit Jasmin meiner Mutter zu Ohren käme und die Welt über ihr einstürzen würde. Übertreib nicht, versuchte ich mich zu beruhigen, es ist schließlich noch nichts zwischen uns passiert.
Eines Abends brachte mir Jasmin das »Halsband der Taube - Über die Liebe und die Liebenden«, ein klassisches Werk, das Ibn Hazm im elften Jahrhundert in Córdoba verfasst hatte. Ich dachte, wir würden gemütlich in dem Buch blättern, uns an ihm berauschen, und hatte mir nicht vorgestellt, dass es am Ende vergessen und unsere Liebe ins Auge eines Hurrikans geraten würde, uns in überwältigende, gefährliche Turbulenzen hineinreißen würde.
Der Abend begann mit einem hübschen Spaziergang in der Umgebung des Büros. Wir hatten Durst und fuhren zum Intercontinental, um etwas zu trinken.
»Ich bewundere Ihren Mut, mit mir in der Öffentlichkeit auszugehen«, sagte ich.
»Ich bin mir selbst verpflichtet und nicht dem, was die Leute sagen werden. Sie dürfen auch nicht vergessen, dass ich Witwe bin. So oder so ist es mir egal«, entgegnete sie.
»Und was sagt Ihre Mutter zu unseren Treffen?«
»Ich lege keine Rechenschaft ab, und vergessen Sie nicht, ich habe allein in Paris gelebt.«
»Hier ist nicht Paris.«
»Ich bin ohnehin verloren. Ein Mädchen, das nicht mit achtzehn heiratet, wird bei uns als besorgniserregender Fall angesehen, und wenn sie geschieden oder Witwe ist und sich, wie ich, den Dreißig nähert, ist sie erledigt. Es ist eine Schande, allein zu bleiben. Und einen unpassenden Mann ohne Liebe zu heiraten kommt für mich nicht in Betracht, und meine Eltern wissen das.«
»Wo treffen sich die jungen Leute bei euch?«
»An den Universitäten. Das ist das größte Heiratsinstitut. Dort sind die Beziehungen zwischen den Geschlechtern offen, wir sind keine zurückgebliebene Gesellschaft, wie ihr so gerne denkt.«
Ich ging auf die Toilette. Als ich zurückkam, schlug sie ein Bein über das andere und sagte mit provozierendem Blick: »Mein banger Besatzer, Sie sind ganz und gar nicht derselbe Mann, den ich
im American Colony kennengelernt habe. Damals hatten Sie einen durchtriebenen, begehrlichen Blick«, und ihre kastanienroten Lippen öffneten sich ein wenig.
»Ich habe gelernt, meine Absichten zu verbergen …«, antwortete ich und drückte mein Bein unter dem Tisch an ihres, spürte ihre Wärme.
»Wissen Sie, nachdem ich zum ersten Mal im Jugenddorf war, machte ich Papa eine Szene, wie er zulassen konnte, dass Sie ihn benutzen, und weshalb er sich von Ihnen helfen ließ, und ich lehnte jedes
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