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Jasmin - Roman

Titel: Jasmin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Whisky?«
    »Kiddusch-Wein«, erwiderte sie auf Hebräisch und lachte.
    Ich dachte, dass sie sich über mich lustig machte, servierte ihr jedoch dennoch den Wein. Wir tranken einander zu und gingen dann zum Arrak über.
    »Mit Wasser und viel Eis, bitte.«
    Innerhalb von Minuten hatten wir über die Hälfte der Flasche geleert. Ich holte Oliven und bulgarischen Käse heraus, eine Büchse Sardellen, schälte Gurken, bestreute sie mit Salz und brach ein Brot in Dreiecksstückchen.
    »Verzeihen Sie, Prinzessin, das Ganze kam etwas überraschend. Ich habe nicht die Bewirtung vorbereitet, die Ihnen gebührt, doch ich habe schöne Lieder«, und ich schob ein Band in den
Rekorder, das Kabi für mich von Kol Israel auf Arabisch zusammengestellt hatte, bevor er nach Europa fuhr.
    »Feiruz?«, freute sie sich und setzte sich in den klobigen grünen Sessel, den wegzuwerfen ich in den Tagen vor Kriegsausbruch geschworen hatte, legte ein Bein übers andere und fuhr fort, große Schlucke von dem Arrak zu nehmen.
    »Feiruz hat eine herrliche Stimme, aber sie hat keine Feuchtigkeit darin, man riecht ihren Schweiß nicht«, sagte ich.
    »Und ich höre bei ihr Glocken, die mich zum Gebet rufen. Auch wenn sie von trivialen Dingen singt, vom Olivenbaum, der Seife, dem Wohnzimmer und dem Balkon, klingt sie poetisch.«
    »Ich bin ein eingeschworener Anhänger von Umm Kulthum! Sie erschüttert und besänftigt, ist deftig und vibrierend, streitet mit Gott und dem Menschen, mitreißend wie der Strom des Nils.«
    »Mich beängstigen Stürme«, sagte sie, »ich möchte ein bisschen Ruhe«, zog ihre hochhackigen Schuhe aus und massierte sich die Fersen.
    Mir stockte der Atem. Mein ganzes Leben lang hatte ich mir eine verzehrende, große und stürmische Liebe herbeigewünscht, eine Liebe, getragen wie von Adlerschwingen. Und jetzt hatte ich sie vor mir …
    »Wo schweben Sie?«, riss mich Jasmin heraus. »Sagen Sie, müssen wir anfangen, uns über Politik zu streiten, damit Sie aufwachen?«
    »Wir können andere Dinge machen. Über Musik reden, Literatur, Architektur, Kochen …«
    »Dummkopf.« Sie warf ein Kissen nach mir.
    »Sie irren sich, ich kann sogar kochen, zum Beispiel irakisches Tumije. Man brät gehackte Zwiebeln in Sesamöl an, vermengt sie mit zwei Löffeln Tomatenmark, fügt kleine Fleischbällchen hinzu, Salz und Pfeffer und kocht das Ganze, bis das Fleisch gar ist.«
    »Schwätzer.« Sie warf noch ein Kissen.
    »Und jetzt die Hauptsache, man schält drei Knoblauchzehen,
fügt eine Handvoll Minzeblätter dazu und kocht es auf kleiner Flamme …«
    »Vielleicht würden Sie gerne Koch im al-Hurrije werden.«
    »Hundert Generationen träumte ich von dir …«, trällerte ich ihr vor.
    »Ich bin nicht Jerusalem …«
    »O weh, nein, bloß nicht Jerusalem … wir kehren lieber zum Tumije zurück, sonst brennt das Essen an … geeister Wodka passt wunderbar dazu, hinreißend!«
    »Das haben Sie von Michelle gelernt.«
    »Meine Schönste, Sie wollte ich gerne verspeisen, und zwar schon im American Colony.«
    »Und was ist seitdem passiert?«
    »Ich darf nicht. Sie stehen unter Schutz, ein Pfand, das mir Ihr Vater anvertraut hat. Wo bleibt sonst die Ehre?«
    »Sie sind kein Araber, wie Sie immer sagen, Sie sind ein Araber im Quadrat«, und sie warf das Arrakglas, das sie in der Hand hielt, auf den Boden.
    Und ich, statt sie zu fragen, ob sie den Verstand verloren hätte, verlor selbst den Verstand. Ich holte alle Gläser aus dem Schrank und flehte: »Jasmin, mon amour, zerbrich die Gläser, alles, aber bitte, sei nicht böse auf mich und rede nicht Englisch mit mir, sprich Arabisch, Hebräisch, bloß nicht Englisch …«
    »Habibi, widadi, hiami, fuadi, dalili, ruhi, albi, qalbi …«, deklamierte sie sämtliche Koseworte, schenkte sich noch einen Arrak ein, mit dem sie sich auf den Tisch stellte, und als sie ihn ausgetrunken hatte, warf sie das Glas auf den Boden, so dass die Splitter in alle Richtungen barsten.
    »Mein Täubchen, meine Geliebte, meine Braut, bitte, verspotte mich nicht«, flehte ich und holte Besen und Schaufel: »Man muss die Auswirkungen der Aggressivität beseitigen, um mit Nasser zu sprechen, dem Held unserer Jugend. Meine Jasmin, meine Seele, wer bist du? Eine Spionin, eine Fedajin, eine arabische Märtyrerin? Und wie wirst du mich beseitigen? Mit einer Kugel ins Herz?
Mit einem Messer in den Rücken? Mit Gift, das du in meinen Kaffee schüttest? Mit tödlicher Liebe?«
    »Genug, du bist betrunken.«
    Sie

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