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Jasmin - Roman

Titel: Jasmin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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reagierte sie überrascht auf meine Antwort. »Man muss sofort eines installieren.« Und sie setzte sich an die Schreibmaschine, tippte einen Empfehlungsbrief an den Generaldirektor der Post, ließ den Minister unterschreiben, steckte den Brief in einen Umschlag und legte ihn in den Postausgang.

     
    Ich dachte über diese unerwartete Ernennung nach. Der Minister wusste wenig über mich, er hatte nie ein tiefer gehendes Gespräch mit mir geführt. Zu seinen Gunsten sei gesagt, dass er sich nie dafür interessierte, ob ich ein Mitglied seiner Partei war oder ihr auch nur nahestand. Vor zwei Jahren, nachdem ich die Briefe an die arabischen Ratsoberhäupter übersetzt hatte, beorderte er mich zu einem Treffen mit ihnen, bei dem ich ihm als Dolmetscher diente, und einige Monate danach bat Levana, dass ich ihm ein Memorandum in Sachen arabischer Sprachunterricht an den Schulen und Universitäten anfertigte, und lud mich zu einer Sitzung mit großem Teilnehmerkreis.
    Auf dieser Sitzung stellte der Minister in Kürze die Thematik vor und schloss am Ende ein paar Fragen an. Der erste Redner war der wissenschaftliche Berater, Professor Kischinjevski, der für die Stärkung der Orientierung nach dem Westen Partei ergriff:
    »Sie vergeuden Ihre Zeit, Herr Minister«, erklärte er zur Eröffnung und argumentierte im weiteren Verlauf, dass die arabische Sprache erstarrt sei, minderwertig, dass es ihr an theoretischer Literatur wie wissenschaftlicher und kultureller moderner Terminologie mangele, dass die arabische Kultur generell kein Instrumentarium zu abstraktem Denken habe, und so weiter und so fort.
    Es war mein erster Arbeitstermin in einem Forum namhafter Fachleute, deren Gelehrsamkeit niemand etwas entgegensetzen konnte, wie es schien, und ich hatte am Anfang nicht vor, etwas zu sagen, doch ich ertappte mich dabei, wie ich eine andere Auffassung vertrat: »Eliezer Ben Jehuda hat im Arabischen eine sich erneuernde Sprache gesehen, der es gelungen ist, sich mit der Moderne zu messen, und er gliederte sogar arabische Wörter ins Hebräische ein.« Der Professor bedachte mich mit einem vernichtenden Blick.
    Ich beobachtete den Minister, ein beeindruckender, sichtlich kompetenter Mann, der sich am Kopf kratzte und unbehaglich zuhörte. Schließlich fasste er zusammen: »Die Angelegenheit ist
noch nicht entscheidungsreif«, ein weiser Satz, der sich in mein Gedächtnis eingrub. Nicht umsonst war er als Formulierungskünstler bekannt. Angesichts gegensätzlicher Positionen verstand er es immer, eine Version zu finden, der keiner der Kontrahenten widersprechen konnte. Nach Sitzungsschluss gab er mir einen Wink zu bleiben. »Mein junger Freund, Sie haben nicht genug für Ihre Meinung gekämpft«, rügte er mich mit seinem melodischen Akzent.
    »Wer würde es wagen, dem Löwen zu sagen, dass er aus dem Mund riecht, sagt ein arabisches Sprichwort«, verteidigte ich mich, und er brach in Gelächter aus. »Wie will ein Mensch, der kein Arabisch kann und die arabische Welt nicht kennt, ein Urteil über die Sprache und die Kultur fällen?«, sagte ich, was ich vor dem Professor und seinem Anhang nicht hatte aussprechen können. »Wir brauchen Kenner des Arabischen, so wie wir Englisch und Französisch brauchen, schließlich leben wir hier im Orient, und unsere Zukunft liegt hier. Momentan haben wir Iraker und Ägypter, die Arabisch können, doch eine Generation weiter, und es wird nichts davon bleiben, wenn wir nicht dafür sorgen.«
    »Junger Mann, seien Sie nicht so pessimistisch«, sagte er und stand auf zum Zeichen, dass das Treffen beendet war.
    Eine Woche später teilte mir Levana mit, dass der Minister zugunsten der Position des wissenschaftlichen Beraters entschieden habe, und lud mich zu einem Kaffee in der Kantine ein. Das war ihre Art, mir schmerzhafte Augenblicke leichter zu machen. Doch all das war vor ewigen Zeiten, vor dem Krieg.
     
    »Schula, rufen Sie bitte das Krankenhaus in Aschkelon für mich an, mein Bruder ist verwundet.«
    Lange Zeit bemühte sie sich, wählte immer wieder. »Es geht nicht, alle Leitungen sind besetzt.«
    Ein Herr mit langem, breitem Bart, schwarzer Kleidung und mit schwarzem Hut betrat das Büro und sagte, ohne sich die Mühe zu machen, sich vorzustellen: »Ich muss sofort den Minister
sehen.« Schula versuchte in Erfahrung zu bringen, wer er war und welches Anliegen er hatte, doch seine Reaktion darauf bestand in einer flammenden Predigt für den Tempelbau, begleitet von Bibelversen, die wie

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