Jasmin - Roman
von 48, von Wanderschaft und der Suche nach einem Zuhause.
Und dann kamen andere Tage: Der Stern von Gamal Abd el-Nasser ging am Himmel der arabischen Führungsriege auf und riss sogar ihn mit, ganz zu schweigen von seiner Jasmin, dem pubertierenden Mädchen, das Nasser wie einen Gott verehrte. Inspiriert von dessen Persönlichkeit, veröffentlichte er eine weitere Gedichtsammlung - wie üblich unter einem Pseudonym, »Seif al-Arab«, das Schwert der Araber - und widmete sie »Gamal, dem Wunder der arabischen Welt«. In einem Antwortschreiben, das ihm Nasser schickte, erwähnte er unter anderem, dass er sich in seiner Jugend selbst am Schreiben versucht habe und ein Schriftsteller »wie Tawfiq al-Hakim« sein wollte. Abi Georges Freude kannte keine Grenzen, denn Tawfiq al-Hakim war ein aufgeklärter Schriftsteller, der soziale Gerechtigkeit und eine humane Demokratie anstrebte, ein Denker, der den Faschismus und die Nazis verabscheute, die Possen Mussolinis und Hitlers verspottete. Vielleicht würde Tawfiq al-Hakim eine Art Wegweiser für Nasser und ihn dazu ermutigen, seine Energie in den Kampf gegen die Armut, für Erziehung und die Umverteilung der nationalen Schätze zu investieren. Doch je länger er seinen Reden zuhörte, die zwischen wortreicher Prahlerei und Selbstmitleid pendelten, desto mehr entdeckte er, dass dieser vielversprechende Führer nur ein Mann war, der »das Königtum in der Politik« suchte, wie es Kwame Nkrumah, der Herrscher Ghanas, formulierte.
In dieser Phase versuchte er, die Begeisterung seiner Tochter Jasmin zu dämpfen. »Ein Sterblicher kann nicht so viel erreichen«, sagte er zu ihr. Und in der Tat, die Träume von einem neuen, freien und demokratischen Leben und der Einnahme eines würdigen Platzes in der Weltkultur und des Ausbruchs aus der Isolation
und Unterlegenheit schmolzen unter der Sonne des Extremismus und unter Nassers Machtgier dahin.
Als er begriff, dass er und seine Zeitgenossen die arabische Gesellschaft nicht reformieren würden, beschloss er, sein Haus zu bestellen, stieg ins Touristikgeschäft ein und eröffnete ein Restaurant und ein Hotel in Partnerschaft mit Abu Nabil. Da er Christ war und nicht mit den Kämpfen der großen muslimischen Sippen in al-Quds in Verbindung gebracht wurde und dank seines umgänglichen Gemüts erwarb er sich Freunde und eine Position und fand sich auch in öffentliche Angelegenheiten involviert. Jetzt, nach al-Nakse, der zweiten Niederlage, dem verfluchten Fall, war jedoch das Geschäftsleben festgefahren wie ein Auto im Sand.
In letzter Zeit erwog er wieder, nach Amerika auszuwandern, wie sein Bruder Junes, der sich dort niedergelassen hatte. Drei ganze Wochen lang hatte er 1950 bei ihm in Queens verbracht. Junes hatte einen Laden mit Gewürzen und Süßigkeiten aufgemacht, die er aus Beirut und Damaskus importierte. Das Geschäft florierte. Bei seinem Besuch dort waren sie viel auf der Atlantic Avenue spazieren gegangen und hatten über ihr Leben gesprochen.
»Abu George, komm nach Amerika, lass dich hier nieder. Lass uns zusammen Geschäfte machen, wir pachten ein altes Wohnhaus, sanieren und vermieten es, und innerhalb weniger Jahre haben wir die Investition hereingeholt und verdienen gut daran.«
»Und ich soll mein Zuhause verlassen?«
»Dein Zuhause? Welches Zuhause? Das ist eine irrsinnige Gegend, dort gibt es keine Ruhe«, erwiderte Junes. »Wer weiß, wie lange die Araber und die Juden sich noch gegenseitig umbringen? Flieh von dort, zieh Jasmin in einem sicheren, freien Land groß.«
Abu George lief in Queens und Manhattan herum und versuchte, sich sein Leben in New York vorzustellen. Er sah, wie er sich in den riesigen Stores verlor, aufgerieben wurde von dem Tumult und dem mörderischen Lebensrhythmus. Das Leben in New York schien ihm hektisch, eine permanente Jagd nach Geld,
und die Parole »time is money« schien ihm peinigend wie ein Sattel für ein Wildpferd.
»Sei mir nicht böse, mein Bruder, aber das ist ein synthetisches Leben«, hatte er zu Junes gesagt und gedacht, dass ein Mensch in einem Bett schlafen muss, dessen Mulden Ausbuchtungen seines Körpers angepasst sind, in Ställen herumgehen muss, wo die Pferde seine Sprache verstehen. Er war verwundert über den Konservatismus, den er in sich entdeckte, und musste sich eingestehen, dass es ihm sogar das Herz gebrochen hatte, von seinem Haus in Talbieh nach Scheich Dscharrah umzusiedeln.
Abu Nabil traf pünktlich ein, wie üblich, exakt wie ein
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