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Jasmin - Roman

Titel: Jasmin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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bereits ein Telefon auf Staatskosten.«
    Meine neue Stellung klang in Arabisch um vieles bedeutender, und meine Mutter trällerte mit rollender Zunge einen Jubelruf, als sei es meine Hochzeitsnacht. »Gebe Gott, dass ihr beide Wesire werdet!«
    »Nuri«, wandte sich Kabi in dem gleichen Ton des ältesten Sohnes an mich, »ich möchte dich daran erinnern, nicht zu vergessen, ein Tagebuch zu schreiben, das sind historische Tage. Hörst du?«
    »Trinkt ihr Kaffee?«, fragte mein Vater mit ernstem Gesicht. Kabi und ich tauschten ein Lächeln. Eine Einladung zum Kaffee bedeutete, dass er ein wichtiges Gespräch im Sinn hatte. Mein Vater bereitete einen Kaffee zu, der sogar die Bewunderung der
Beduinen hervorrief. Unter seinen Händen wurde das Getränk zur Kunst. Er verstand es, dem schalen Kaffee aus dem Lebensmittelladen um die Ecke einen berauschenden Geruch und überragenden Geschmack abzugewinnen. Zwei, drei Schlucke davon, und man erstand wieder auf zum Leben.
    Wir setzten uns zusammen in die enge, vertraute Küche mit der dürftigen Einrichtung - ein Tisch aus der Grundausstattung der Jewish Agency für Neueinwanderer, viereckig und massiv, kleine Hocker aus schlichtem Holz, die mein Vater mit eigenen Händen gebaut und für die meine Mutter Kissen genäht hatte. Der Kaffee blubberte, mein Vater schöpfte mit einem Löffelchen den Schaum ab, verteilte ihn zu gleichen Teilen in die Gläser und goss den Kahwa darauf.
    »Mein Sohn« fragte er mich, »was wirst du bei dieser Arbeit tun?«
    »Ich weiß es noch nicht. Ich werde mich bemühen, ein Vermittler zwischen den beiden Welten zu sein.«
    »Mein Sohn«, wandte er sich an Kabi, »erinnerst du dich, was ich zu dir gesagt habe, als wir Tag und Nacht vor dem Gefängnis in Bagdad saßen und um das Schicksal deines Onkels Chizkel bangten?«
    »Natürlich, wie könnte ich das vergessen? Du hast gesagt, wenn es uns vergönnt sein sollte, dass wir nach Israel einwandern, hättest du gerne, dass wir uns in Israel den Arabern gegenüber so verhalten, wie wir wollten, dass sich die Araber im Irak uns gegenüber verhalten«, erwiderte Kabi, ohne zu stocken, als sei es gestern gewesen.
    »Hast du gehört, Nuri? Du warst damals noch klein, und wir haben dir die Qualen erspart, die wir durchgemacht haben, als dein Onkel beim C.A.D. verschwand.«
    »Keine Sorge, ich habe ihm schon alles erzählt, ich wollte Eindruck auf ihn machen«, sagte Kabi, und wir brachen beide in Lachen aus.
    »Das Glück war uns vergönnt«, fuhr mein Vater fort. »Du, Nuri,
bist jetzt ein Wali, ein Herrscher, behandle sie mit Respekt. Gib ihnen, was ihnen zusteht, mit offener Hand, damit sie nicht etwa das Gefühl haben, du tust ihnen einen Gefallen. Und werde nicht stolz, denk daran, dass die Macht und die Herrschaft flüchtig sind wie der Geruch dieses Kaffees.«
    »Und sprich milde mit ihnen, getilgt sei ihr Name. Bei uns sagt man, ›eine milde Zunge bricht Knochen‹«, fügte meine Mutter hinzu, die inzwischen zu bügeln begonnen hatte.
    Kabi öffnete und schloss die Hand auf seiner verwundeten Seite, um die Muskeln wieder zu stärken, und erwiderte: »Das ist nicht so einfach, Papa, und auch ich muss dich an etwas erinnern. Weißt du noch, wie ich vor dem Militärdienst Mechaniker bei der Polizei war?«
    »Ich weiß, ich erinnere mich sehr gut. Deine Mutter und ich haben uns so gefreut, dass sie dich dort eingestellt haben.«
    »Aber für mich war es schwer. Es haben auch Araber mit uns zusammengearbeitet. Aus Nordisrael. Es gab eine Menge Spannungen. Sie misstrauten mir, und ich fühlte mich auch nicht sicher neben ihnen.«
    »Ich erinnere mich«, rief mein Mutter vom Bügelbrett her, »sie hielten dich für einen vom Muchabarat, vom Nachrichtendienst.«
    »Ja«, bestätigte Kabi und fuhr fort, »ich habe sie öfter reden gehört. Du musst wissen, Papa, das häufigste Thema war, dass ihre Brüder, die Araber, uns erobern würden, und auch den Boden, den wir ihnen gestohlen haben, und dass der Araber auch nach vierzig Jahren mal vierzig Jahren seine Rache nehmen würde, und all diese Parolen: ›Das Land ist unser Land, und die Juden sind unsere Hunde.‹«
    »Abu Kabi, was sag ich dir immer?«, mischte sich meine Mutter ein, »man darf ihnen nichts glauben.«
    »Und es gab dort einen, Assad, ein Spaßvogel sozusagen, der ständig das Gleiche wiederholte: ›Kalam fathi, leere Worte. Man braucht Geduld und einen fleißigen Penis, und der Sieg ist unser.
‹ Und besonders gern lachte er aus vollem

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