Jasmin - Roman
Hals, wenn er sagte: ›Wenn ich mit meiner Frau schlafe, habe ich den doppelten Genuss. Einmal, weil ich sie vögle, und noch einmal, weil ich die Juden ficke und ihnen noch ein arabisches Kind schenke.‹«
»Mein Sohn, du hast recht, ich leugne es nicht. Es erwartet uns eine nicht einfache Phase der Prüfung, gerade der Sieg kann uns zum Hindernis werden. Und warum kommst du nicht nach Israel zurück?«, fügte er hinzu. »Es gibt jetzt viele Möglichkeiten für einen Menschen wie dich.«
»Ich weiß, die Propagandaleute sind schon zu mir ins Krankenhaus gekommen, um mich für eine Kampagne zu mobilisieren - der Bevölkerung der besetzten Gebiete Demokratie, Meinungsfreiheit und Gleichstellung von Frauen zu verkaufen«, spottete Kabi.
»Wollen sie den Arabern das Gehirn auswechseln? Sie zu Engländern machen?«, grinste mein Vater und zog seine Gebetskette heraus.
»Sie werden die Araber nie verstehen. Ich gebe zu, ich verstehe sie auch manchmal nicht«, fuhr mein Bruder fort. »Wer hätte sich vorstellen können, dass sie in der Nacht von Nassers Rücktritt, der derartiges Unheil über sie gebracht hat, in Massen auf die Straßen gehen und heulen und jammern, als wäre der Prophet Muhammad gestorben?«
»Ja Allah, genug Politik, mein Herz, morgen früh gehst du in die Synagoge und sprichst das Dankgebet für die Rettung aus der Gefahr«, bat meine Mutter, trat zu Kabis Tornister, leerte ihn und warf die Kleider in den Wäschekorb. »Kabi, bring Sandra am Freitagabend mit. Wie lang willst du sie noch hinhalten, etwa bis das Seil reißt? Los, mein Sohn, du und Nuri, ihr macht mir das Herz schwer, habe ich nicht langsam ein bisschen Freude verdient?«
»Frau, fangen wir schon wieder an? Das ist nicht gut für deine Augen.«
»Das sind nicht die Augen, das ist das Herz«, erwiderte meine Mutter und wischte sich über die Augen.
Ich hatte das Gefühl, dass es Zeit war zu gehen. Ich wollte nicht wieder mit einer Heiratsdiskussion anfangen, bei der ich nichts zu meiner Verteidigung vorzubringen hatte. Stattdessen dachte ich auf dem Weg zu meinem Appartement darüber nach. Meine Mutter träumte davon, uns mit reichen Irakerinnen aus gutem Hause zu verheiraten, doch beharrte sie nicht darauf. Heute hatte sie Kabi ihren Segen gegeben, Sandra zur Frau zu nehmen. Auch Jardena hatte sie nicht aufgrund ihrer Abstammung abgelehnt, sie hatte nur festgestellt: »Sie passt nicht zu dir. Zu hart.« Vielleicht hatte sie ja recht. Mit welcher Entschlossenheit Jardena aus meinem Leben gegangen war. Plötzlich - peng! Nicht ein einziges Mal hatte sie nach dem Krieg angerufen.
Ich schaltete die Nachttischlampe ein und blieb im Halbdunkel stehen, blickte zur Wohnung gegenüber. Meine orthodoxe Nachbarin ging barhäuptig von Raum zu Raum. Ihr kahl geschorener Kopf entflammte mich, es war das erste Mal, dass ich sie so sah. Ich betrachtete sie wie verhext, völlig außer mir, mit trockenen Lippen. Ich legte mich aufs Bett und starrte in die Dunkelheit. Mein Körper fuhr fort zu brennen. Seit vielen Wochen hatte ich mit keiner Frau mehr geschlafen.
Am Morgen, als ich den Kleiderschrank öffnete, wusste ich nicht, was ich anziehen sollte. Wie sollte ich den arabischen Notabeln gegenübertreten? In meinem billigen Anzug?
Ich ging in ein großes Bekleidungsgeschäft auf der Ben-Jehuda-Straße. Der Verkäufer, ein korpulenter Perser, probierte Anzüge mit mir an, bis er verzweifelte. An der Tür hielt er mich auf. »Sagen Sie mal, junger Mann, haben Sie eine Frau?«
»Nein. Warum fragen Sie?«
»Man sieht’s. Wenn einer nicht weiß, wie man einen Anzug aussucht, woher soll er wissen, wie man eine Frau aussucht?«
Ich suchte weiter, ging in den teuersten Laden von OBG im Generali-Gebäude, unter der Löwenstatue, in den ich schon längst hatte gehen wollen, mich jedoch gescheut hatte. Der Verkäufer
las die Verlegenheit in meinen Augen und erkundigte sich, was ich von Beruf sei und welchem Zweck der Anzug dienen solle. Als ich ihm sagte, es sei mein erster Anzug, der Anlass die Repräsentation des Staates im Ostteil der Stadt, summte er ein wenig und schlug mir dann einen Merinoanzug vor. »Passend für die Halbsaison wie auch für Sommer und Winter. Und eine Krawatte haben Sie?«
»Eine genügt.«
»Gut, probieren Sie zuerst.«
In der Umkleidekabine legte er prüfend den Kopf schief und forderte mich auf, mich umzudrehen. »Das Jackett sitzt sehr gut, wir werden nur die Hose etwas kürzen, und das wär’s«, und
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