Jasmin - Roman
Sorgen um dich gemacht.«
Die Sonne im Westen fiel glänzend auf ihr weizenfarbenes Gesicht, und ihr betörend schelmisches Lächeln ließ Freude in mir erwachen. Sie war schön geworden, groß und reif. Das Schönheitsmal auf ihrer Wange trat stärker hervor.
»Was machst du hier?«, fragte sie, und ich erzählte es ihr.
»Ich bete zu Allah, dass es dir gelingt, die Herzen zu öffnen, unsere und deine. Wir Palästinenser sind arm, wir haben keinen wali, keinen Schutz, wir werden hier und dort getreten. Ist dein Büro in unserer Stadt?«
»Hier, in der Gasse.« Ich zeigte es ihr.
Sie bückte sich, pflückte eine violette Distel und reichte sie mir. »Ich habe darauf gewartet, dass Frieden würde, vielleicht würde sich das Schicksal ändern. Ich wollte nicht heiraten, ich wollte keine Kinder, ich wollte kein Heim. Sie dachten, ich sei verrückt. Am Ende haben sie mich mit meinem Vetter verheiratet.«
»Dem aus Amman?«
»Ja, das Pickelgesicht, von dem ich dir erzählt habe, und seit dem Krieg sitzt er dort fest, in Amman.«
»Ich habe an dich gedacht«, sagte ich.
»Lügner«, lachte sie. »Wie viele Kinder hast du?«
»Ich habe nicht geheiratet.«
»Mesch mumken, nicht möglich.«
Sie blickte mich an, errötete und schaute schnell zu Boden. Die Abenddämmerung senkte sich über uns herab, ein scharfer Geruch von trockener Hitze und Staub schwebte in der Luft. Wir blickten zum Horizont, zur Sonne, die sich wie Dolden von Granatäpfeln über die Berge ergoss und langsam zerrann.
»Nuri, Allah hat dich mir vom Himmel geschickt, vielleicht kannst du mir helfen. Ich erzähl dir jetzt nicht, was ich für ein Problem habe, ich muss nach Hause, aber ich werde zu dir ins Büro kommen.«
16.
JASMIN, NASSER UND ICH
Das entzückende Kanarienpärchen am Eingang des al-Hurrije zwitscherte beschwingt und freudig, trotz der lastenden Mittagshitze. Ich stand auf der Schwelle, lauschte den fröhlichen Klängen und suchte Jasmin in dem überfüllten Lokal. Sie saß nahe der Kasse, ins Gespräch mit einer jungen Frau vertieft, wohl ihre Freundin Nahad, die Abu George erwähnt hatte. Ich fragte mich, ob es unhöflich wäre, sie zu stören.
»Hallo, Jasmin«, sagte ich schließlich und deutete eine Verneigung mit dem Kopf an.
Sie sah mich mit fragendem Blick an, als ob sie mich nicht erkannte. Vielleicht ist es mein neuer Haarschnitt, dachte ich. Gestern war ich zum Friseur gegangen, wo ich vor lauter Müdigkeit auf dem Stuhl eingenickt war, und als ich aufwachte, verdüsterte sich mein Blick: Mit schwungvoller Schere hatte er mein Haar und die Wangenkoteletten gestutzt und hatte mich so einige Jahre in der Mode zurückgeworfen. »Oh, der Herr Berater«, sagte sie, als hätte sie sich gerade erinnert, »darf ich vorstellen, das ist meine Freundin Nahad.«
Ich verbeugte mich leicht vor Nahad, die flüchtig lächelte.
»Bitte«, sagte Jasmin mit leiser Stimme, halb einladend, halb der Pflicht gegenüber Gästen gehorchend.
»Danke, ich möchte nicht stören. Vielleicht später«, erwiderte ich und zog mich etwas zurück. Ich stand betreten da wie ein Gymnasiast, strich mit der Hand über meine restlichen Haare und wartete, bis mich der Kellner zu einem Platz führte. Jasmin starrte mich an, und ich reagierte mit einem künstlichen Lächeln und versuchte, ihren Augen auszuweichen, die mich aufspießten.
Doch sie ließ nicht locker. Ich senkte meine Augen. Warum sah sie mich so an?
Später erzählte mir Jasmin, dass sie sich, als ich so am Eingang des Restaurants stand, zum zweiten Mal an ihren Mann, Azmi, erinnert fühlte, der so jung gestorben war: »So stand Azmi immer am Eingang zum Klassenzimmer in der Schule. Ein zerbrechlicher Knabe, dünn, den Kopf zur Seite geneigt, ein bisschen gebückt, genau wie du, und wartete, dass ich in den Hof hinauskam.
Einmal war ich krank, zehn Tage lang lag ich damals daheim im Bett, und er kam mich besuchen. Ich hatte mir nicht vorgestellt, dass er so plötzlich einfach kommen würde. Ich schämte mich vor Mama, ich war sogar böse. Krank, mit wirrem Haar, die Medikamente und die Reste der ausgelutschten Zitronen ringsherum, ich wollte nicht, dass er mich so sah. Aber mein Herz pochte aus irgendeinem Grund ganz heftig. Er sah so verlegen aus, von mir abhängig, wartete auf einen Ton von mir. So fing die Annäherung zwischen uns an. Und als du so an der Säule gestanden hast, wie ein verlegener Knabe, war es, als sähe ich ihn.«
Im Allgemeinen vermied ich es, hier zu essen,
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