Jay: Explosive Wahrheit (German Edition)
integriert hatte. An Zufälle glaubte Jay schon lange nicht mehr. Das war zwar kein Beweis, aber ein sehr schlagkräftiges Indiz, und es verriet einiges über den Maulwurf. Wer immer es auch war, musste praktisch sofort von dem Ergebnis ihrer Besprechung erfahren haben. Viele kamen außerhalb des Teams dafür nicht in Frage.
»Hey, was ist?« Ein leichter Rippenstoß begleitete die Frage.
»Ich bin gerade auf einen zeitlichen Zusammenhang gestoßen, der mir bisher so nicht bewusst war.« Jay fasste seine Überlegung in wenigen Sätzen zusammen.
Nachdenklich nickte Elizabeth. »Das schränkt den Kreis der Verdächtigen ein, aber ich weiß leider nicht, auf wen. Wenn du mich fragst, hat jemand, den wir gut kennen, Clive benutzt. Es muss jemand sein, dem Clive so vertraut hat, dass er ihm sofort von dem Durchbruch erzählt hat und damit hat er unabsichtlich eine ganz Kette von Reaktionen ausgelöst. Erst der noch vergleichsweise harmlose Versuch mit der DEA, der vermutlich nur dazu diente, wirklich jede Zusammenarbeit unmöglich zu machen, und gleich danach die Explosion bei dem Restaurant, durch die sie uns Clive als Sündenbock präsentieren konnten. Eigentlich genial. Wenn ich nur wüsste, wer so etwas hinbekommt.«
»Das weiß ich auch nicht. Hoffentlich finde ich in diesen Dateien den entscheidenden Hinweis.«
Elizabeth skeptische Miene war ein Spiegelbild seiner eigenen, kaum noch vorhandenen Hoffnung, in den Daten der DEA fündig zu werden. Trotzdem fing er an, sich durch die umfangreiche Sammlung zu klicken.
Nach etwas über einer Stunde gönnte er sich entnervt eine Pause. Bisher war er nur auf endlose Wiederholungen der aktuellen Situationsbeschreibung gestoßen, die ihn kein bisschen weiterbrachten. Er fragte sich, ob Joss gewusst hatte, dass das kopierte Zeug überflüssig war. Vermutlich handelte es sich um eine kleine Rache für ihren Überfall, und im Grunde war das nur fair. Tief durchatmend, wollte er sich die nächste Datei vornehmen, als sein Blick auf Elizabeths Nacken fiel. Durch die Hochsteckfrisur wurde der elegante Schwung ihres Halses betont. Er schluckte hart, um seine Gedanken zurück auf dienstliche Belange zu lenken. Alternativ konnte er die Haarnadeln, oder wie diese Dinger hießen, lösen, sodass ihr die rote Mähne ungehindert auf den Rücken fiel.
Es wurde schlimmer statt besser, er brauchte dringend eine Ablenkung. »Möchtest du einen Kaffee oder etwas Kaltes?«
»Kaffee.«
Wie gut, dass wenigstens einer von ihnen die Dateien interessant genug fand, um sich vollkommen darauf zu konzentrieren.
Für Jay war es selbstverständlich, nicht nur sich selbst und Elizabeth, sondern auch Raymond zu versorgen. Im Kühlschrank fand er vorbereitete Sandwiches, die er zusammen mit drei Bechern Kaffee auf einem Tablett platzierte.
Er stoppte bei seinem Platz, stellte die Dinge, die für ihn und Elizabeth bestimmt waren, ab und ging weiter zum Cockpit. Die beiden anderen Passagiere ignorierte er geflissentlich.
Raymond lächelte und bedeutete ihm, auf dem Sitz des Kopiloten Platz zu nehmen.
Dankbar für jede Minute, die ihn vor einer Rückkehr zu seinem Notebook bewahrte, setzte er sich. »Seit wann fliegst du eigentlich alleine? Was ist mit deinem Partner?«
»Schwere Grippe. Die Flüge sind kurz genug, um sie mit einem Piloten durchzuführen, und zur Not habe ich dir hoffentlich genug beigebracht, um mein Baby heil nach unten zu bringen.«
Da war sich Jay nicht so sicher, widersprach aber nicht, sondern zeigte auf den Kaffee. »Wenn ich dir was holen kann, dann melde dich.«
Raymond lachte leise. »Vielleicht solltest du das lieber dem Herrn Nachwuchsstar anbieten. Der war vor dir hier und hat verlangt, den Zwischenstopp in San Diego ausfallen zu lassen.«
Die Dreistigkeit des Mannes war unglaublich. »Und tust du es?«
»Blödsinn, ich habe ihn mit einem Hinweis auf den eingereichten Flugplan abgewimmelt. Das ging schneller als jede Diskussion.«
»Wie hat er seine Schattenseite eigentlich so lange vor Dad verbergen können?«
»Gute Frage, das hat mich auch schon beschäftigt, aber bei mir sind auch erst vor Kurzem die Warnlampen angegangen, als ich durch Zufall mitbekommen habe, wie er seinen Assistenten behandelt. Er versteht es perfekt, einen zu täuschen, und ich bin sicher, dass er seinen Rausschmiss nicht so einfach hinnehmen wird.«
Das sah Jay eher weniger als Problem. Zur Not würden er oder einer seiner Brüder dem Kerl zeigen, wo der Ausgang aus Dads Unternehmen
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